Behandlung von Übergewicht
Übergewicht sollte nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit reduziert werden. Auch bei verschiedenen Erkrankungen, die eine Gewichtsreduktion mit sich bringen, wie z. B. Tuberkulose oder Krebs, ist eine Behandlung von Übergewicht nicht sinnvoll. Leiden Übergewichtige gleichzeitig an einer chronischen Erkrankung, so muss hier der Nutzen gegen das Risiko abgewogen und eine individuelle Entscheidung zur Behandlung des Übergewichts getroffen werden. Diese individuelle Entscheidung ist auch bei Menschen im höheren Lebensalter wichtig. Hier sollte man besonders auch an die Lebensqualität in den letzten Lebensjahren denken.
Das Problem ist nämlich, nicht jeder "runde" Mensch ist krank.
Der verantwortungsvolle Behandler muss sich daher zunächst vergewissern, weshalb die/der "Dicke" so ist, wie sie/er ist. Wenn dieser Patient eigentlich gesund ist und seine leiblichen Ausmaße seiner Veranlagung entsprechen, sollte man ihr/ihm klarmachen, dass die angestrebte Magerkeit für sie/ ihn Krankheit bedeuten muss.
Deutliches Übergewicht/ unproblematische Genese
Fast jeder Patient kennt den Spruch:
"Morgens sollst du essen wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann"
Ohne näher darauf einzugehen, verweise ich in dem Zusammenhang auf ganz ähnliche Schlüsse, die man aus den Erkenntnissen der chinesischen Organuhr ziehen kann. Es hat sich erwiesen, dass jede konsequente Umstellung der Essgewohnheiten auf Grundlage dieser einfachen Weisheit innerhalb kürzester Zeit eine Gewichtsreduktion von 3 bis 4 kg erbringt, ohne dass der Patient sein Essen quantitativ einschränken muss.
Ist eine zusätzliche Gewichtsreduktion sinnvoll, muss deutlich gemacht werden, dass die Ohrakupunktur lediglich regulierende Wirkung hat. Die Suchtakupunktur hat die Wirkung, dass sich das krankhafte Verhältnis des Patienten zum Essen verändert. Eine Patientin, sagte nach der Behandlung über die Wirkung, sie könne jetzt ohne Mühe essen, was sie tatsächlich benötigt. Sie kann aufhören und steuern. Eine gravierende Gewichtsreduktion ist durch diese Maßnahme also nicht zu erwarten . Wer abnehmen will muss mehr tun! Sehr wirksam ist dagegen eine Kombination zwischen Ohrakupunktur und einer begleitenden Kur, in Form einer Reduktionsdiät. Während die Reduktionsdiät das Gewicht reduziert, gleicht die Ohrakupunktur das Verlustverhalten des Organismus aus und verhindert, dass sich die Patientin nach der Kur sofort wieder einem Gewichtszuwachs ausgesetzt sieht.
Sinnvolle Diäten, die der Gewichtsreduktion dienen, gibt es viele. Zwei grundsätzliche Forderungen muss nach meiner Erfahrung jede Diät erfüllen:
- Sie muss ausreichend mit Mineralstoffen versorgen.
- Sie muss flexibel sein und auf die persönlichen Bedürfnisse jedes Patienten eingestellt werden können.
Wenn eine Diät krank macht, ist sie falsch. Wer während einer Diät leidet, hat den falschen Weg eingeschlagen oder macht im Verfolg eines richtigen Weges etwas falsch.
Die Behandlung von Anorexia nervosa und Bulimie
Krankheiten, wie Anorexia nervosa, Bulimie oder die Verquickung von beiden behandle ich mit den gleichen Strategien. Das Ziel muss sein, eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen und Wiederherstellung der körperlichen Energie zu erreichen. Das ist um so problematischer, da diese Patienten jede relevante Nahrungsaufnahme verweigert, um ihre Selbstkontrolle nicht zu verlieren. Es muss aber einen Weg geben, der den Mineralhaushalt der betroffenen Person sichert- und - er muss von der Patientin akzeptiert werden. Mein Vorschlag ist die Verwendung der Breus-Diät, einer Saft und Tee Diät, die hinsichtlich der Nahrungszufuhr für einen Adipositas-Patienten eine gewaltige Einschränkung darstellt. Für eine Anarexia-Patientin ist das jedoch die Sicherung einer lange nicht mehr erreichten Versorgungsqualität. Und es ist ein Weg, den sie annehmen kann, weil eine Gewichtszunahme damit nicht zu befürchten ist. Die Frage, was diesbezüglich normal ist, muss man stellen, wenn die Patienten wieder Kraft hat, sich einer normalen Lebenssituation ohne Angst zu nähern.
Beispiel: Eine relativ junge Frau, dünn und quirlig, etwa 35 Jahre alt, hat täglich Fressanfälle und verdrückt bei solchen Gelegenheiten unmäßige Mengen beliebiger Lebensmittel. Unmittelbar danach erbricht sie die aufgenommene Nahrung. Sie ist seit dem 11. Lebensjahr magersüchtig und hat an manchen Tagen außer einer Orange und Wasser nichts zu sich genommen. Seit etwa 5 Jahren kommt es zu Fressanfällen und angesichts ihrer Angst vor dem Dickwerden folgerichtig zum regelmäßigen Erbrechen. Sie ist in ihrem Beruf anerkannt und tüchtig. Es ist für sie wichtig, alles zur Zufriedenheit zu erledigen und setzt sich mit ihren eigenen Qualitätsansprüchen ständig unter Druck. Ihre Eltern sind wohlhabend. Sie lebt mit einem Mann, hat aber keine Lust auf Sex. Sie ist aggressiv und ängstlich. Sie macht unglaubliche Kompromisse bei Fremden und verletzt ihre Freunde. Ich behandle Sie in einem einwöchigen Abstand. Sie will das so. Sie braucht das Gespräch und Lösungsansätze für Ihre täglichen Probleme. Die Ohrakupunktur erfolgt jedes Mal und immer an ihre jeweilige Situation angepasst. Begleitend dazu mache ich mit Ihr eine Diät, die weitestgehend aus Tees und Säften besteht und soweit sie es sich gestattet, durch kleine Mahlzeiten angereichert wird. Mit dieser Diät schaffen wir es jetzt ausreichend Salze und Mineralien für den Körper zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Maßnahme haben wir den Mineralstoffhaushalt signifikant verbessert und zumindest den Mangel als Ursache für einen Fressanfall ausgeschaltet. Das war ein wichtiger Schritt. Mehr war zunächst nicht drin. Der nächste Schritt ging in Richtung Selbstbewusstsein. Sie bezog es allein aus ihrer Leistung und die Maßstäbe waren so hoch, wie sie vermutete, dass Dritte sie an ihre Tätigkeit anlegen. Das war viel. Zuviel manchmal. Was blieb, war die Angst dick zu werden, die so gar keinen konkreten Ansatzpunkt hatte. Vielleicht brauchte sie eine Krankheit? Bei aller von ihr ausgehenden operativen Hektik in ihrem Leben, hatte sie doch Angst vor allem, was sie nicht kannte. Und so leistete sie sich eine Sollbruchstelle, eine Krankheit, die Dritte zwingen sollte, sie aufzufangen oder letztlich zu beschützen. Das war ihre ganze Lebensstrategie. Insbesondere im sozialen Bereich. Eltern, Freund, Bekannte hatte ihre zugewiesenen Rollen. Auch hier half die ausgleichende Wirkung der Ohrakupunktur. Eine besondere Rolle spielte der Punkt Bordiol. Sie kommt noch in Abständen von drei Wochen regelmäßig. Das ist immer noch nötig. Aber sie hat kaum noch Fressanfälle. Ihre Ernährung ist ein wenig unorthodox. Wenig Eiweiß, wenig Fette, wenig Kohlenhydrate. Nicht ganz ohne – aber wenig. D.h. immerhin eine Mahlzeit am Tag. Sie kocht nicht selbst, sondern geht essen. So hat sie eine Kontrolle, ein bisschen Schutz vor sich selbst. Aber sie trinkt viel, insbesondere Gemüsesäfte und Tees und fühlt sich insgesamt besser. Ein großer Erfolg war das Widereintreten ihrer Regel. Die letztlich für sie zutreffende homöopathische Arznei war übrigens Lycopodium.
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