(Anti-) Raucherakupunktur
Rauchen ist mehr als nur eine Sucht, Rauchen ist eine Lebensstrategie. Die Zigarette hilft in allen Lebenslagen. Man raucht, um nicht einzuschlafen, man raucht, um sich zu beruhigen, man raucht, wenn man unsicher ist, man raucht, um zu entspannen und wenn man sich langweilt. Ohne Zigarette werden die Hände zu "Gegenständen", die irgendwie im Weg sind. Wie elegant, selbstbewusst und alles in allem "stimmig" kommt sich dagegen vor, der in der Linken eine Zigarette und in der Rechten ein Sektglas hält.
Rauchen ist also nicht nur das Verlangen nach der vegetativen Regulation durch Nicotin. Für den Abhängigen ist es mehr. Ihm ist es eine Stütze beim Ringen um Selbstbewusstsein, ein Weg sich zu beruhigen, ein Weg zur Selbstfindung, die Anregung sich noch einmal aufzurappeln. Wer mit dem Rauchen aufhört, muss mehr leisten, als lediglich sein durch Nikotinmangel entstandenes Verlustgefühl zu kompensieren.
Sie kennen alle den Spruch: "Es gibt nichts Leichteres, als mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe das schon mindestens 20-mal gemacht."? Wehmütig trösten sich die Verlierer und richten ihr ramponiertes Selbst durch solche Sprüche wieder auf. Dafür besteht kein Grund. Auch wenn immer mal wieder diese markigen Typen gibt, die behaupten, sie könnten einfach so aufhören. Bei denen stimmt das ja vielleicht auch. Aber sie sind nicht das Maß! Wer einfach so aufhören kann, war auch nicht abhängig! Die meisten Raucher aber sind es, sind absolut abhängig, geradezu (sucht-) krank. Kein Vergleich! Ihre Situation entzieht sich jeder moralischen Bewertung.
Jeder, der sich vom Rauchen befreien will, muss für die Zeit nach dem Entzug Alternativen zur täglichen Lebensbewältigung vorhalten. Und natürlich benötigt er für den Entzug Kraft, häufig mehr Kraft, als zur Verfügung steht. So macht es einen Sinn, zu überlegen, wann und unter welchen Umständen man einen Entzug vornimmt (Im Frühling ist so etwas leichter als im Winter!) und ob man zum Beispiel einem erkrankten oder alten Menschen empfehlen darf, mit dem Rauchen aufzuhören.
Die Behandlung
Grundbemerkungen
Die Suchtakupunktur reduziert Entzugsfolgen, wie: Tremor, Nervosität, Aggressivität, Kreislaufbeschwerden, Übelkeit usw. ganz oder zumindest auf ein Minimum. Der behandelte Patient hat nachweislich kein körperliches Bedürfnis nach einer Zigarette und es ist in der Regel so, dass jene, die die Kur doch abbrechen, zunächst einige Zigaretten „brauchen“ ehe der alte „Wohlgeschmack“ zurückkehrt.
Vor der Behandlung ist mit dem Patienten eine Besprechung durchzuführen, bei der Ablauf der Kur und die Probleme des Entzugs erörtert werden.
Die Patienten müssen sich bewusst entscheiden und wissen, worauf sie sich einlassen. Sie sollen daran gehindert werden, ihren Entschluss spontan zu treffen. Patienten, die sich vor der Praxis noch schnell einen „letzten“ Zug aus der Zigarette genehmigen und dann ostentativ die Zigarettenschachtel mit dem Absatz zermalmen, kaschieren mit dieser Pose nur ihre Unsicherheit bezüglich des Ziels. Sie wollen es mal probieren. „Mal sehen, was die Therapie so leistet“. Sie haben meist keine Chance.
Der Patient soll an dem Tag der Behandlung noch nicht geraucht haben!
Das ist wichtig, weil die Erleichterung, die die Akupunktur dem ja bereits im Entzug befindlichen Patienten gewährt, von diesem jetzt besonders wahrgenommen wird. Der Vertrauensbonus des Patienten gegenüber der Behandlung wächst.
Außerdem sind die relevanten (Sucht-) Punkte nur schwer aufzufinden, wenn der Patient noch schnell vor der Praxistür die letzte Zigarette gepafft hat.
Dem Patienten ist deutlich zu machen, dass er durch die Behandlung Nichtraucher ist (" Ich bin Nichtraucher!"). Die Aussage „Ich will nicht mehr Rauchen“ ist viel zu beliebig und impliziert, man könne, wenn es denn sein muss, jederzeit wieder zur Zigarette greifen. Keine Chance! Ein Entzug wird auch mit Therapiebegleitung nur dann erfolgreich abgeschlossen, wenn der Patient ihn durchgeführt.
Eine Begleitbehandlung mit homöopathischen Mitteln ist während der Akupunkturbehandlung nicht anzuraten. In diesem Fall sind zwei wirksame Therapien nicht auch doppelt wirksam. Wenn die homöopathische Arznei ausreichend reguliert, fallen die Nadeln heraus. Man hätte sich das Nadeln sparen können. Wenn die Akupunktur jedoch nicht ausreichend ist und insbesondere nach Beendigung eines Behandlungszyklusses, wenn sich nach einiger Zeit doch noch Entzugssymptome zeigen sollten, ist eine homöopathische Behandlung jedoch durchaus angezeigt.
Behandlungskonzepte
Es ist zwingend notwendig, dass der Patient neben der Hilfe, die wir ihm leisten können, seinen eigenen Willen einbringt Nicht jeder Patient ist gleichermaßen entschlossen und mancher hat weniger Energie und infolge dessen einen höheren Betreuungsbedarf, um „stark“ zu bleiben.
Wir haben daher grundsätzlich zwei Behandlungskonzepte der Raucherakupunktur. Das eine geht auf den höheren Betreuungsbedarf ein und das andere wird auf Grund der höheren Standhaftigkeit des jeweiligen Patienten gewählt. Die Entscheidung wird im Vorgespräch mit dem Patienten getroffen.
Die meisten Patienten entscheiden sich für die Behandlung mit Dauernadeln, die in der Regel dreimal im Abstand von jeweils 2 Wochen durchgeführt wird. Bei ausreichender Energielage des Patienten ist sie vorzuziehen, da sie durch den Dauerreiz wirksamer ist. Jede Behandlung beginnt mit einer Grundbehandlung in beiden Ohren, bei der Arbeitsstrahl, Polster und wenn nötig ein Korrespondenzpunkt genadelt werden. Sie dient der Entspannung und Eliminierung störender Faktoren. Erst wenn diese Nadeln entfernt wurden, erfolgt die eigentliche Suchtbehandlung. Sie erfolgt einseitig. Wir beginnen beim Rechtshänder im rechten Ohr.
Diese Praxis wird nach 2 Wochen (beim Rechtshänder!) im linken Ohr wiederholt.
Nach wiederum 2 Wochen wird diese Prozedur noch einmal im rechten Ohr (beim Rechtshänder!) wiederholt.
Die Dauernadeln werden in folgende Punkte appliziert:
Antiaggression Der Punkt liegt auf dem Lobulus medial unterhalb der Incisura intertragica. Er wird von unten nach oben in der Knorpel gestochen.
Begierde Der Punkt liegt im Schnittpunkt einer horizontalen Linie mit dem Ohrrand auf dem äußeren Rand des Lobulus. Die Linie verläuft parallel der Anthelixbasis durch den Antiaggressionspunkt.
Lunge/ Bronchien Behandelt wird ein aktiver Punkt im Lungenfeld in der unteren Concha. Er muss in einem Bereich zwischen Schlund und Mageneingang, parallel zur Helixwurzel (Crus helixis) gesucht werden. Das unmittelbare Umfeld eines solchen Punktes ist auffällig und zeichnet sich beim starken Raucher zum Beispiel durch besondere Einziehungen und eine starke Schmerzempfindlichkeit aus. Er wird grundsätzlich näher zum Schlund gelegen sein, wenn es sich um einen Menschen handelt, der weniger abhängig vom Nikotin ist (vielleicht weil er noch nicht lange raucht?). Er befindet sich mehr im Lungenbereich in der Nähe des Magenfeldes, wenn es sich um jemanden handelt, dessen Abhängigkeit stark ist.
Wenn es sich zeigt, dass ein höherer Betreuungsbedarf besteht, wird die Behandlung wöchentlich durchgeführt. In diesem Fall werden keine Dauernadeln zur Anwendung gebracht. Die Behandlung erfolgt 5x im Abstand einer Woche.
Der jeweilige Behandlungsablauf wird durch die Strategie, in einzelnen Schritten und dem Beschwerdebild folgend, bestimmt. Das heißt, zunächst werden Arbeitsstrahl, Polster und Korrespondenzpunkte aufgesucht und behandelt. Hierzu ergänzend werden dann Punkte genadelt, auf die das Suchtgeschehen besonders reagiert und die entsprechend virulent sind. Es handelt sich zunächst natürlich um die drei Suchtpunkte „Antiaggression“, „Begierde“ und einen Punkt im Lungenareal. Des Weiteren ist es notwendig den Leberstoffwechsel anzuregen und zu entspannen. Hierzu sind neben „Leber“ alle Punkte auf der Helixkrempe zu prüfen. Die Helix ist aus chinesischer Sicht der Spiegel der Leber und haben Punkte auf der Helix – gewissermaßen: auch – Wirkung auf den Leberstoffwechsel. Zur Entspannung kann man zusätzlich Punkte, wie den „Shen men“ (Hüfte), „Point de Jerome“, Punkte im Lungenfeld (Lungendreieck) und auf dem Tragus in die Behandlung einbeziehen.
Als wirksame Begleitung der Kur hat sich das Kauen eines Gemischs aus Kalmuswurzel und Süßholz erwiesen. Beide Inkredenzien werden geraspelt und zu gleichen Teilen gemischt. Bei Bedarf soll der Patient jeweils eine Prise kauen. Die Bitterstoffe sind leberwirksam und das Gemisch für die Situation daher sehr hilfreich, weil dessen Geschmack sehr dominierend ist.
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