Homöopathie, eine Therapie der Zukunft !?
„Similia similibus curentur“ oder: Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt werden! In der realen Praxis bedeutet das: Jeder Krankheitsfall wird am schnellsten und sichersten durch dasjenige Arzneimittel geheilt, welches im gesunden Körper möglichst ähnliche Symptome hervorbringt.
1796 tritt Samuel Hahnemann (1755 – 1843) mit dieser Erkenntnis an die Öffentlichkeit. In „Hufelands Journal“, einer zu seiner Zeit renommierten Ärzteschrift, erscheint sein Aufsatz unter dem Titel: „Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen“. Darin beschreibt er, dass mit Hilfe der sog. Ähnlichkeitsregel das für die jeweilige Krankheit passende Arzneimittel gefunden werden kann.
Eine weitere Arbeit, die über das Ergebnis von 27 Arzneimittelprüfungen berichtet, erscheint 1805. Er prüft in den folgenden Jahren weitere Substanzen und fasst diese Erkenntnisse später in einem 6-bändigen Werk, der REINEN ARZNEIMITTELLEHRE, zusammen.
1810 erscheint die 1. Ausgabe des grundlegenden Werkes über die Homöopathie, das ORGANON DER RATIONELLEN HEILKUNDE. Einige Ausgaben später, Hahnemann redigiert die 6. Ausgabe dieses Werkes kurz vor seinem Tode im Februar 1842, lautet der Titel dieses Werkes ORGANON DER HEILKUNDE.
Nichts ist mächtiger, als die richtige Idee zur rechten Zeit. Die Homöopathie kam zur rechten Zeit. Meiner Auffassung nach verdankt die Homöopathie ihre damaligen Erfolge unter Anderem auch dem katastrophalen Zustand der Medizin des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts.
Exemplarisch für diese These seien zwei wesentliche Ereignisse um 1800 aufgeführt:
1792 löst der plötzliche Tod Kaiser Leopold II. in Wien einen Streit in der Ärzteschaft über die Behandlung des prominenten Patienten aus. Der offizielle Behandlungsbericht gelangt in die Öffentlichkeit und man konnte lesen, dass der kaiserliche Hofarzt ein heftiges Fieber und einen stark angeschwollenen Unterleib des Patienten festgestellt und zunächst einen Aderlass verordnet hatte. Die weiteren Versuche, diverse Klistiere zur Ausleitung und zusätzlich noch 3 Aderlässe, blieben ohne Erfolg. Kaiser Leopold II. starb innerhalb weniger Tage im Alter von 45 Jahren.
Des Weiteren sei auf die große Seuche in Deutschland 1831 verwiesen. Als die asiatische Cholera hereinbrach, verabreichten die schulmedizinischen Ärzte große Gaben von Quecksilberchlorid als Diuretikum und Laxans sowie Gaben von Opium. Es wurde reichlich vom Aderlass Gebrauch gemacht und den Kranken wurde außerdem das Trinken von Wasser verboten. Die Behandlungsergebnisse waren denkbar schlecht. Ausleitungen und Aderlässe schwächten die Kranken und das Trinkverbot tat sein Übriges.
Dagegen setzten Hahnemann und seine Jünger die Homöopathie. Wo die Schulmedizin mit Aderlässen und Klistieren sowie hohen Dosen von Quecksilber hantierten, verzichtete die Homöopathie auf die Schwächung der Patienten durch Blut- und Flüssigkeitsverluste und arbeitete mit Medikamenten in winzigen Gaben. Sie verabreichten entsprechend der Symptomlage des Kranken (Ähnlichkeitsregel) neben potenzierten homöopathischen Arzneien, wie Veratrum album, Cuprum metallicum, Rhus toxicodendron, Arsenicum album, Carbo vegetabiles usw., für das erste Stadium der Seuche den Kampfer als das zumeist passende Medikament.
Liest man Berichte neutraler Zeitgenossen über die Cholera 1831, erfährt man, dass die Homöopathie insbesondere bei den schweren Krankheitsfällen herausragende Heilungsraten hatte.
In der Auseinandersetzung zwischen der Schulmedizin und der Homöopathie wurde und wird dieser Umstand meist unterschlagen. 1
Betrachtet man die gegenwärtige Situation der Medizin, registriert man eine wachsende Bereitschaft bei Patienten, aber auch bei Ärzten, den Selbstheilungskräften des Organismus wieder mehr zu vertrauen und alternativen Heilmethoden mehr Raum zu geben. Man kann sich aber auch des Eindrucks nicht erwehren, dass die Attraktivität, die solche Therapieverfahren wie die Homöopathie insbesondere für Ärzte darstellt, viel mehr monetären Zielstellungen folgt und Bestandteil einer Konkurrenz um den Patienten und der Besitzstandswahrung für Ärzte ist. Die Homöopathie wird immer mehr vereinnahmt und es stellt sich nebenbei die Frage, wie die Medizin, die sich aus Wissenschaft und medizinischer Forschung legitimiert unter diesen Umständen mit der eigenen Behauptung fertig wird, die Homöopathie entbehre jeder wissenschaftlichen Grundlage.
Was bedeutet HOMÖOPATHIE?
Die Homöopathie ist eine so genannte Erfahrungsheilkunde, deren Grundlage weit zurück in die Menschheitsgeschichte reicht. Auch wenn Samuel Hahnemann das Therapiekonzept gefügt hat, griff er natürlich auch auf dieses überlieferte Wissen 2 zurück.
Aus homöopathischer Sicht wird der Mensch als Einheit von Körper, Seele und Geist betrachtet. Er gilt grundsätzlich als gesund, wenn sein Organismus in der Gesamtheit seiner Empfindungen und Reaktionen in einem harmonischen Gleichgewicht ist. (Wir kennen diese Grundsätze ja auch aus den Gesetzen der Chinesischen Medizin!)
Krankheit ist nach Auffassung der Homöopathie eine Störung, die immer den ganzen Menschen betrifft und deren Symptome (Husten, Ekzeme, Schmerz, Fieber usw.) lediglich äußere Erscheinungen der Gesamtstörung sind. Grundlage für die Heilung in der homöopathischen Therapie ist das SIMILE- Prinzip („Similia similibus curentur“ oder: Ähnliches heilt Ähnliches). Es besagt, dass eine Krankheit nur mit dem Mittel geheilt werden kann, dass bei einem gesunden Menschen der betreffenden Krankheit ähnliche Symptome erzeugt.
Da der Begriff Krankheit sich in der Homöopathie nicht auf Symptome oder Symptomkomplexe reduziert, sondern immer die Störung des gesamten Organismus gemeint ist, ist es für den Homöopathen stets wichtig, ein Gesamtbild über das Befinden des Patienten zu gewinnen. Daher ist die ausführliche Anamnese (psychische Befindlichkeit, körperliche Beschwerden von Kopf bis Fuß, soziale Bezüge des Patienten) von besonderer Bedeutung. Das so ermittelte Gesamtbild ist die Grundlage für die Behandlungsstrategie und die Entscheidung über das passende homöopathische Mittel.
Um die Bedeutung dieser Gesamtbetrachtung des Patienten darzustellen, möchte ich kurz auf einen Fall aus meiner Praxis eingehen:
Die Patientin, ca. 55 Jahre, ledig, sehr robuster Statur und gesund aussehend, klagt über einen stark schmerzhaften linken Arm. Die Schmerzen sind stechend. Auch die Schulter ist steif und die Muskeln des Armes bereits steif und zurückgebildet. Sie beklagt diesen Zustand seit etwa 9 Monaten. Alle üblichen Anwendungen (Schmerzspritzen, Wärmeanwendungen unterschiedlicher Art, Massagen) haben ihren Zustand eher verschlimmert. Sie ist sonst nie krank, sagt sie. Sie ist Gemüsehändlerin und besitzt einen Marktstand, mit dem sie Tag für Tag verschiedene Berliner Märkte aufsucht. Sie macht trotz ihrer körperlichen Beschwerden einen gelassenen Eindruck. Sie ist bered und schildert, dass sie ihre Arbeit nicht mehr ohne zusätzliche Hilfe verrichten kann. Das sei ein langsam materielles ein Problem für sie und stelle ihre Profession auf Dauer in Frage. Dabei braucht sie die frische Luft und den Stress.
Ihre sonstigen Symptome:
Sie fühlt sich erschöpft. V.: morgens und vormittags Ihr Kreislauf ist neuerdings labil. Sie hat häufiger einen Druck auf der Brust und dann Angstgefühle. Sie leidet unter Hitzewallungen und unter Hämorrhoiden. Sie verträgt keine Enge. Das meint sie in jeder Hinsicht. Sie benötigt die frische Luft und den Verkaufstresen zum Schutz gegen die Menschen „da draußen“. Sie erträgt keine engen Kleider, weder am Hals noch am Bauch. Das kommt ihr sogar entgegen, denn sie trägt Kleidung, die sie bei der Arbeit nicht behindert.
Sie trinkt gern „scharfe Sachen“. Schnaps sei gut gegen Kälte und Hitze.
Sie mag nicht links liegen, weil sie dann Herzklopfen bekommt.
Abends und vor allem im Sommer schwellen ihre Knöchel an. Dann tun ihr die Füße weh.
Nach dem ersten Gespräch habe ich den Eindruck einer Frau, die von ihrer Struktur her körperlich robust und psychisch ausgeglichen ist. Die meisten Symptome sind mit der Läsion des Armes entweder entstanden oder haben sich seither verstärkt. Ich verabreiche das Mittel KALIUM CARBONICUM 3 auf Grund der körperlichen Symptome in einer relativ tiefen Potenz (D 12, täglich 3 Globuli). Zusätzlich versuche ich mittels der Ohrakupunktur an den Schmerz heranzukommen. Nach 14 Tagen berichtet sie mir, dass die Akupunktur den Schmerz zunächst verstärkt habe. Dieser sei aber wieder auf sein übliches Maß abgeklungen. Eine Besserung bezüglich des Armes sei also nicht zu vermelden. Sie habe allerdings sehr häufig auf die Toilette gemusst und ihre Schwellungen an den Beinen seien erheblich zurückgegangen.
Bei einer wegen dieser geringen Reaktion nochmals durchgeführten Anamnese führt sie aus, dass sie seit geraumer Zeit allein lebe, aber vermutlich auch durch ihr „ungeregeltes“ Leben keine Probleme damit habe. Ihre Katze, die sie sehr geliebt habe, wäre ihr genug Zuwendung gewesen. Diese sei aber irgendwann schwer erkrankt und sie sei mit ihr zum Tierarzt gegangen, der nach einer Untersuchung der Ansicht war, die Katze sei nicht mehr lebensfähig. Sie sagt: Sie habe offenbar einen so gefassten Eindruck gemacht, dass der Arzt gemeint habe, sie möge die Katze eben mal festhalten, während er dem Tier die Todesspritze gäbe.
Sie sagt, sie habe gespürt, wie die Seele ihre geliebte Katze verlassen habe.
Wir stellen jetzt gemeinsam fest, dass ihr Arm seither steif und schmerzhaft wurde. Auf Grund dieses Zusammenhanges habe ich eine Gabe LACHESIS C 30 (Im KENT eines der dreiwertigen Mittel bei: Folgen von Verlust eines geliebten Wesens, Linksseitigkeit) verabreicht. In den folgenden 3 Wochen hatte sich die Verkrampfung im Arm weitestgehend gelöst. Mit Unterstützung der Ohrakupunktur konnte ich nunmehr auch den Schmerz lösen. Nach einer weiteren Sitzung nach 4 Wochen war der Arm wieder voll funktionsfähig und schmerzfrei.
Angesichts dieses doch recht aufwendigen Verfahrens, einer nicht nur in diesem Fall notwendigen, wiederholten Bestandsaufnahme (Anamnese) wird deutlich, wie intensiv und zeitaufwendig die Zuwendung des Behandlers sein muss. Und so sind die Versuche, die Wahl des richtigen Arzneimittels zu vereinfachen, für viele Behandler, die sich dem Trend Homöopathie anschließen wollen, von beträchtlichem Interesse. Physikalische Messungen, Bioresonanzverfahren, bestimmte Irisdiagnoseverfahren aber auch die Verordnung nach bewährten Rezepten (wie: „bei Husten hat immer dieses Mittel geholfen!“ usf.) grassieren. Hierzu gehören gewissermaßen auch die Biochemie nach Dr. Schüssler 4 oder die Anwendung von Komplexmitteln. Wenn gleich diese Therapieansätze durchaus seriöser sind. Die Erfolge der klassisch ausgeübten Homöopathie können damit nicht erreicht werden. Aber der Versuch ehrt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob jemand, der ein industriell hergestelltes Komplexmittel 5 mit einem Klappentext, auf dem durch die Hersteller auf Indikation des Mittels hingewiesen wird, therapeutisch einsetzt, ein Homöopath ist; muss er doch von der Homöopathie nichts verstehen.
Michael Noack Beuckestr. 15 14163 Berlin
1. Die ganz Geschickten verleugneten gar nicht erst die Schwächen der damaligen Schulmedizin, sondern beschränkten sich darauf, auf die Unwirksamkeit der Homöopathie zu verweisen. In Auswertung der medizinischen Situation kursierte schnell die Auffassung, dass bei den Gesundeten allein die Nichtanwendung der schulmedizinischen Standardtherapie (Ausleitungen und Aderlässe) eine ungleich bessere Ausgangssituation für den Krankheitsverlauf brachte und die Heilung im Wesentlichen auf diesen Umstand zurückzuführen war.
2. u.a. auf die Schriften von Paracelsus (1493- 1541)
3. Die Symptome wiesen m.E. im Schwerpunkt auf dieses Mittel. Wie sich herausstellen sollte, fehlte mir aber, wie Sie sehen werden, eine wesentliche Information, um endlich das wirklich passende Mittel LACHESIS zu finden.
4. Beschränkung auf die Anwendung potenzierter, im Organismus notwendiger Salze und Mineralien.
5. Mehrere potenzierte Mittel, in der Regel mit ähnlicher Indikation, wie Husten, Schnupfen, Heuschnupfen, Rheuma usw., werden in einer Arznei zusammengefasst!
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