|
|
 |
|
|
- Inhalt dieser Seite
|
Ich hoffe, die dargestellten Pflanzensignets sind auch für Sie von Interesse. Es handelt sich um die Beschreibung von Heilpflanzen, die sowohl im phythotherapeutischen - als auch im homöopathischen Gebrauch sind. Manche Texte sind etwas zu episch geraten. Aber, haben Sie Nachsicht, es ist schwerer etwas kurz (und zutreffend) - als lang und breit ausgeführt zu formulieren.
Die Pflanzennamen im obigen Layoutbereich repräsentieren das, was bereits erabeitet ist. Die Palette wird mit der Zeit anwachsen. Es sollen über 40 Beschreibungen werden.
Wenn Sie eine Pflanzenbezeichnung in der obigen Leiste anklicken, öffnet sich der dazugehörige Text.
|
|
- Abrotanum
Abrotanum (1) Eberraute, Stabwurz,

Botanisches:
Die Eberraute ist ein 1 m hoher Halbstrauch mit aufrechtem, oberwärts rispig verzweigtem Stengel. Die Laubblätter sind doppelt fiederspaltig mit fast fädlichen, drüsig punktierten Zipfeln, oberseits ganz kahl, unterseits mehr oder weniger grauhaarig. Die Köpfe sind sehr klein, fast kugelig, nickend, blattwinkelständig, beblätterte Trauben bildend. Die Blüten sind blaßgelblich, die äußeren weiblich, die inneren zwittrig. Der Blütenboden ist kahl. Die ganze Pflanze ist von erfrischend aromatischem, zitronenähnlichem Duft. Die auf nährstoffreichem Sand-, Kies- und Lehmboden wachsende Staude benutzt gelegentlich auch andere Pflanzen als Unterlage, ohne auf ihnen zu schmarotzen. Die eurasischen Formen bevorzugen feuchte, die amerikanischen hingegen trockene Stellen. Die Pflanze kommt insbesondere in China und Nordamerika vor. Ihre Blütezeit läufz von Julu bis Oktober.
Geschichtliches und Allgemeines:
Die Pflanze wurde angeblich nach der Königin Artemisia, Gattin des Mausolus von Halikarnassos, die ihre Heilkräfte besonders bekannt gemacht haben soll, benannt. Die Bezeichnungen Eberraute und Eberreis sind volksetymologische Umdeutungen (Anlehnung an Eber, Reis, Raute) des lateinisch-griechischen abrotanum. Die schon im Altertum als Heilmittel bekannte Pflanze, wurde zunächst gegen Leibschmerzen der Tiere empfohlen. Später taucht sie als Bestandteil mehrerer Wundbalsame auf und ein Scribonius Largus (römischer Arzt im 1. Jahrhundert n. Chr. zur Zeit des Claudius) läßt sie mit Wein bei Aconitvergiftung und bei Brustbeklemmung geben.( Mit Wein getrunken sei die Pflanze generell ein Antidot gegen tödliche Gifte.) Andere empfehlen den Samen gegen Atemnot, innere Brüche, Krämpfe, Hüftweh, als Diuretikum und Emmenagogum. Hippokrates hat die Eberraute gegen Lungenentzündung, als uterusreinigendes und geburtsbeschleunigendes Mittel verordnet. Und der hl. Hildegard wird ein Rezept zur Bereitung eines magenstärkenden, verdauungsfördernden Weins zugeschrieben. Paracelsus nennt zahlreiche Indikationen für ihren Gebrauch, wie Nervenschmerz, Spasmus, Gliederschwäche, Asthma, Husten, Hüftschmerzen, Ulzerationen der Vagina, Spulwürmer, als Diuretikum und Emmenagogum. Die emmenagoge, diuretische und magenwärmende Wirkung kehrt immer wieder. Der Abrotanum wird vor allem als "gut zu allen gebrechen der brust / lungen / nieren / mutter / vnd blasen" bezeichnet und das Kraut zusammen mit Sellerie wird äußerlich gegen Eiterbeulen verwendet und mit Rettichöl gegen Haarausfall . Die folgenden Zubereitungen sind in dieser Zeit verwendet worden: 1. Tinctura Abrotani. "Zur Zeit der beginnenden Blüte nehme man die ganze frische Pflanze, zerschneide sie, zerstoße sie im Mörser zu einem Brei und gieße gleiche Gewichtsteile höchst rektifizierten Weingeistes darauf. Nach 14 Tagen presse man das Ganze aus und filtriere. - Die Tinktur ist von grüngelber Farbe." 2. Tinctura Abrotani aetherea. "Auf das zerquetschte frische Kraut gieße man gleiche Gewichtsteile Schwefeläther. Nach acht Tagen gieße man die Flüssigkeit ab. - Die Tinktur ist von grüner Farbe." 3. Extractum Abrotani aethereum. "Das Extract wird durch Verdunsten der ätherischen Tinktur gewonnen. Man nimmt dann zwei Teile des frischen Krautes und einen Teil des ätherischen Extraktes und verreibt ihn mit 98 Teilen Milchzucker eine Stunde lang. Er erhält damit die erste Verreibung. Von der dritten Verreibung löst er einen Teil in 98 Teilen gewässertem Weingeist auf. Zu dieser Auflösung gibt er einen Tropfen der weingeistigen, einen Tropfen der ätherischen Tinktur oder einen Tropfen des in Weingeist aufgelösten ätherischen Extraktes, um zur ersten Verdünnung zu kommen."
Heilwirkungen in der Phytotherapie:
Die Wirkung der Herba Abrotani gründet sich vorwiegend auf ihren Gehalt an Bitterstoff, ätherischem Öl und dem Alkaloid Abrotin ("Abrotanin"). Die phytotherapeutische Aufbereitungen von Abrotanum werden gegen Tuberkulose und Pleuritis exsudativa tuberculosa verwendet. Mit gutem Erfolg wird es bei den meisten kachektischen Erscheinungen, wenn Verdacht auf TBC besteht, gegeben. Man verordnet es auch gegen Anämie und Chlorose mit Magenstörungen, bei Appetitlosigkeit, starker Abmagerung, Magen- und Darmneurosen, Diarrhöen und Ulcus ventriculi et duodeni (nach Abklingen der ersten entzündlichen Symptome). Seltener wird das Mittel heute gegen Wurmleiden, Krämpfe, Blinddarmentzündung, akute und chronische Rückenmarksentzündung, Impotenz, Amenorrhöe und Leber- und Nierenstauungen, bei Aszites und Pleuritis exsudativa angewandt. Die gebräuchliche Dosis beträgt 5-10 Tropfen der Tinctura Abrotani aetherea. Man verabreicht die Tropfen dreimal täglich zusammen mit Tee ( 2 Teelöffel voll mit 2 Glas Wasser heiß ansetzen, 10 Minuten ziehen lassen und tagsüber trinken).
Homöopathie:
Die homöopathische Verdünnung von Abrotanum ist ein nützliches Medikament bei Energiemangel, insbesondere bei auffallender Schwäche der unteren Extremitäten. Auch bei der Linderung von exsudativen Prozessen, bei Folgen unterdrückter Prozesse bei gichtigen Personen ist es ein vielfach verwendetes Mittel. Das homöopathische Arzneimittelbild von Abrotanum wird von Symptomen, wie Hämorrhoiden, Rheumatismus, Lungenaffektionen mit Verdacht auf TBC, Magenproblemen mit Gefühl, als ob der Magen in Wasser schwimmt oder hängt, Auftreibung des Abdomens, Abmagerung der unteren Extremitäten, Schmerzen in Handgelenk und Sprunggelenk, Metastasierungen bei Krebserkrankungen, lymphatischen Erkrankung des Kindesalters, Nabelabsonderungen bei Neugeborenen usf. bestimmt. Ein hippokratisches Gesicht bei Babys, die trotz guten Appetits nicht wachsen ist ebenfalls ein Grund, Abrotanum zu prüfen. Als Dosierung der homöopathischen Arznei bei akuten Störungen werden tiefe Potenzen (D oder) C 3 bis 12 oder LM 6 verwendet. Bei chronischen Erkrankungen setzt man allgemein mittlere bis hohe Potenzen (C30 bis 200 oder ab LM 18) ein.
(1) Bearbeiteter und erweiterter Text aus: Maddaus; Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Thiemeverlag 1938 Bild: Wikipedia, Urheber: Rüdiger Kratz, St. Ingbert :
|
|
- Aconitum
Aconitum napellus, Eisenhut (1)
auch Blauer Eisenhut oder Sturmhut
 Verbreitungsgebiet :
Die Pflanze kommt in Gebüschen, auf Schutthalden, auf feuchten, humosen Weiden und an Bachufern vor. Sie bevorzugt fetten, gut gedüngten Boden und tritt deshalb besonders gern in der Nähe von Sennhütten auf, wo der Dung des Viehs besonders reichlich abgesetzt wird. Bis in die Alpen und Höhen bis 3000 m ist Aconitum napellus anzutreffen. Gebirgswälder von fast ganz Europa bis nach Schweden stellen sein Verbreitungsgebiet dar. Nicht alle einheimischen Aconitumarten sind in Deutschland zum Sammeln für den Handel oder für gewerbliche Zwecke freigegeben. In der Regel wird das Sammeln, nur im Ausnahmefall und nur zeitweilig von der höheren Naturschutzbehörde freigegeben.
Namensursprung:
Es wird behauptet, der Name Aconitum stamme von der Stadt Aconae, in deren Nähe die Pflanze vorkommt. Andere brachten den Namenin Verbindung mit dem Wort aconae (= nackte Felsklippen) in bezug auf den üblichen Standort der Pflanze. Napellus wird aber auch vom lateinischen napus = Steckrübe in bezug auf die kleinen rübenförmigen Wurzeln abgeleitet. Volksnamen wie Eisenhut, casque bleu, Monkshood usw., nehmen auf die eigentümliche Blütenform Bezug. Und da die Pflanze auch gegen Zahnweh Verwendung findet, nannte man sie nach der hl. Apollonia, der Patronin der Zahnkranken, auch Apolloniakraut.
Geschichtliches und Allgemeines:
Der Sage nach ist Aconit aus dem Speichel des Zerberus entstanden und Medea soll es bei Theseus (zu seinem Schaden!) angewandt haben. Auch Aristoteles soll durch Aconitum den Tod gefunden habe. Die Chinesen verwenden seit Jahrhunderten das Narkotikum Ma-Yao, das eine ist Zusammenstellung aus Arum, Hyoscyamus, Datura und Aconitum. Als Kombination von narkotisch wirkenden Drogen wird es als Analgetikum eingesetzt. Die Ärzte des Mittelalters und der Renaissance betrachteten das Aconitum nur als tödliches Gift. Es gibt eine zeitgenössische Beschreibung der Vergiftung eines Verbrechers, an dem geprüft wurde, ob ein Gegengift (ein Pulver des Erzherzog Ferdinand hatte sich bereits als gutes Gegengift bei einer Vergiftung mit Arsenicum album bewährt hatte) auch bei einer Vergiftung mit Aconitum wirksam wäre. Der zum Tode verurteilter Dieb musste Aconitum einnehmen und nach zwei Stunden zeigten sich Mattigkeit, kühler Schweiß an der Stirn und den Händen. Nachdem er das oben erwähnte Gegenmittel (keine Ahnung, was das für eine Zusammensetzung war) genommen hatte, krümmte er sich jedoch vor Schmerzen und verlor die Besinnung. Wieder zum Bewusstsein gekommen, klagte er über Kälte und erbrach sich heftig. Das Erbrochene war von gelber und bleichschwarzer Farbe. Darauf sagte er, dass er Besserung spüre. Bald danach legte er sich wie zum Schlafen hin und starb sanft. Sein Gesicht war bleichschwarz. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wird von Versuchen zur Anwendung des Aconitums bei Wechselfieber, Lepra und Augenschmerzen, als schweißtreibendes Mittel, zur Erweichung von Geschwülsten und Knoten, zur Linderung von neuralgischen und rheumatischen Schmerzen berichtet.
Botanisches:
Der Blaue Eisenhut ist eine stattliche Pflanze, die bis 1,50 m hoch wird. Die Wurzel ist schwärzlich, fleischig und rübenartig. Der kräftige aufrechte Stengel ist kahl oder nur schwach langhaarig. Die gestielten Blätter sind fünf- bis siebenteilig handförmig mit schmalen linealen Abschnitten. Ihre Oberseite ist dunkler als die Unterseite, die heller grün gefärbt ist. Die Blüten bilden eine dichte, meist einfache Traube. Die Blütenstiele stehen meist aufrecht. Die violette (seltener weiße oder rötliche) Blütenhülle wird von fünf kronenblattartigen Blättern gebildet. Der sogenannte "Helm", das oberste Blütenblatt, umschließt wie ein Sturmhut zwei langgestielte Honigblätter. Staubblätter gibt es zahlreich. Die drei Balgfrüchte, die mehrsamig sind, treten bald nach dem Verblühen auseinander.
Pharmakologie:
Das HAB. lässt zur Bereitung der homöopathischen Urtinktur die ganze, wildwachsende, frische, zur Zeit der beginnenden Blüte gesammelte Pflanze verwenden. Eine Essenz wird aus den frischen Wurzelknollen mit daran hängenden Wurzeln hergestellt . Die Pflanze wird am zweckmäßigsten am Morgen geerntet, da der Gehalt an Alkaloiden während der Nacht steigt. Es sind alle Teile der Pflanze giftig und enthalten verschiedene an die Aconitsäure gebundene Aconitine. Der Gehalt schwankt stark nach Herkunft, Jahreszeit. Auf die Haut appliziert, erzeugt Aconitin vorübergehende Erregung - mit Wärme, Brennen und Jucken der Haut - und dann Lähmung der sensiblen Nervenendigungen und wirkt also lokalanästhetisch. Das frische Eisenhutkraut zieht - auf die Haut gelegt - Blasen. Wird Aconitin per os gegeben, reagiert die Haut mit heftigem Jucken, Kribbeln, Taubheit. Bei der Anwendung von Aconitinsalben auf der unverletzten Haut sollen resorptive zentrale Wirkungen auftreten. Außerdem spricht man von lähmenden Wirkungen auf Herz, Lunge, quergestreifte Muskeln, Gangliensystem, Trigeminus, Gehirn und Rückenmark. Tatsächlich wirkt es hauptsächlich auf die parasympathischen Endorgane und die Muskeln. Am Herz- und Gefäßsystem verursacht Aconitin Verminderung der Zahl des Herzschlages und Herabsetzung des Blutdruckes, Pulsarhythmie und Präkordialangst. Atmungs- und das Vasomotorenzentrum unterliegen nach hohen Dosen einer schnellen Lähmung verbunden mit Respirationsanomalien, die in Trachealrasseln, Dyspnoe und selbst in Orthopnoe bestehen können. Kleinste Dosen Aconit rufen beim Gesunden Erscheinungen wie eine Trigeminusneuralgie hervor, denen ein Gefühl von Spannung und Schmerzen im Bereich des Trigeminus vorangeht. Besonders interessant ist die Wirkung des Aconitins auf übererregte wärmeregulierende Zentren. Es soll hier jedoch nicht wie andere Antipyretika durch Narkose des Wärmezentrums, sondern durch Erregung des zentralen parasympathischen Kühlzentrums wirken. Aconitin ist wohl das giftigste aller Alkaloide. Es wurde festgestellt, dass 5-6 mg des kristallisierten Aconitinnitrats (Merck) die durchschnittlich tödliche Gabe für den erwachsenen Menschen darstellt. Schon 3 mg genügen, um ein Pferd zu töten.
Anwendung in der Phytotherapie:
Die übliche Dosis Aconit bei der nicht homöopathisch aufbereiteten Arznei liegt bei max. 0,03 g, in der Regel zwischen 0,01 - 0,2 g der Substanz in Pulvern oder Pillen. Rezepte: Bei Neuralgien : Rp.: Aconiti Rad. Ø = 6,25; Sirupi simpl= ad 250: dreimal täglich 1/2 Teelöffel. Rp.: Aconiti Ø= 3, Castorei Ø= 5, Valerianae Ø= 12. Im Anfall 5-10 Tropfen auf Zucker
Bei Gingivitis, Periostitis dentium: Rp.: Tincturae Jodi = 5, Aconiti Ø= 5: Zum Einreiben des Zahnfleisches.
Bei Arthritis urica : Rp.: Colchici Ø= 7,5, Aconiti Ø= 0,5, Digitalis Ø= 1,5 in 250 Weißwein .: Früh und abends 1/2 bis 1 Eßlöffel.
Homöopathie:
Aconit ist zu einem der wichtigsten Mittel bei akuten fieberhaften und entzündlichen Erkrankungen in der homöopathischen Schule geworden. Als Charakteristika des Akonitfiebers gelten: akut einsetzendes, kontinuierliches Fieber, großes Durstgefühl, voller, harter Puls, Unruhe und Todesfurcht. Hier kann Aconitum besonders bei Grippe, Angina, Pneumonie, Pleuritis, Bronchitis und Laryngitis, eine ausgezeichnete kupierende Wirkung haben. Besonders geschätzt wird es bei Fiebern katarrhalischer und rheumatischer Natur. Es wird stets zu Beginn der Erkrankungen gegeben, um die beginnende Störung der organischen Funktionen zu beseitigen. Als weitere wichtige Indikationen gelten Neuralgien. Bei frischen Neuralgiefällen als Folge von Erkältungen mit akut einsetzenden heftigen Schmerzen wirkt Aconitum ausgezeichnet, und man kann es wohl besonders bei Trigeminusneuralgie fast als ein Spezifikum bezeichnen. Sehr gut wirkt es auch bei neuralgischer Ischias. Auch bei Rheumatismus der Muskeln und Gelenke und Arthritis zählt der Eisenhut zu den wichtigsten Mitteln. Weiter ist es zu berücksichtigen bei Muskel- und Gelenkrheumatismus, rheumatischen Kopf-, Gesichts- und Zahnschmerzen; bei katarrhalischen Erkrankungen der Augenlidbindehaut, der Luftröhrenschleimhaut, des Magens und des Darmkanals, der Harnblase; bei Nasen-, Lungen-, Magen- und Gebärmutterblutungen; bei entzündlichen Brustfell- und Bauchfellaffektionen; bei Entzündungszuständen des Herzbeutels, des Herzens und der großen Gefäßstämme. Aconit wird, da es besonders bei akuten Erkrankungen angezeigt ist, meist in niedriger Potenz (etwa D 4 bis D 12 bzw. in entsprechenden C Potenzen oder in der LM 6) verwendet. Bei Schweißausbruch setzt man das Mittel ab. Bei septischen Fiebern bleibt das Mittel wirkungslos. Alle Aconitrezepturen einschließlich der homöopathische Zubereitungen bis D 3 sind rezeptpflichtig.
(1) Bearbeiteter Text aus: Maddaus; Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Thiemeverlag 1938; Bild: Wikipedia, Urheber: Rüdiger Kratz, St. Ingbert
|
|
- Agaricus
Agaricus muscarius (1)
Fliegenpilz, Fliegenblätterpilz, Fliegenschwamm, Gemeiner Fliegenpilz, Roter Fliegenpilz, Mückenpilz.
Außer in Australien wird dieser giftige, 10-20 cm hohe Pilz in allen Erdteilen gefunden. Ende Sommer und im Herbst erscheint er mit zinnober- bis orangerotem Hut und weißen Warzen in lichten Wäldern und an Waldrändern.
Namensursprung:
Agaricus kommt vom griechischen άγαριχν (agarikón) = Zunderschwamm, so benannt nach der Landschaft Agaria in Dalmatien; muscarius wird vom lateinischen musca = Fliege abgeleitet, weil der Pilz zur Vertreibung der Fliegen benutzt wird. Ebenso ist der deutsche Name Fliegenpilz entstanden.
Geschichtliches und Allgemeines:
Von Paracelsus wird Agaricus zur Verhütung von Tuberkulose und Diabetes sowie als Fliegen tötendes Mittel, vor allem aber gegen Würmer empfohlen. Außerdem soll Agaricus Gehirn, Lunge, Brust, Magen, Leber, Niere, Milz und Uterus von "böser Feuchtigkeit" und "zähem groben Schleim" reinigen, purgieren (ausleiten) und bei Schwindel, Kopfschmerz und Apoplexie dienlich sein. Tatsächlich ist der Fliegenpilz in seiner Wirkung nicht für alle Tiere nachteilig. So wird er z. B. häufig von Schnecken benagt, die davon keine Folgen haben. Die giftigen Eigenschaften des Pilzes zeigen sich leider eher am menschlichen Organismus. Und in dieser Eigenschaft wird der Fliegenpilz von verschiedene Völkerschaften Nordasiens benutzt, um berauschende Wirkungen zu erzeugen. Nach einer bis zwei Stunden nach der Einnahme beginnt die Wirkung auf die Psyche, die häufig mit Ziehen und Zucken der Muskeln und Sehnenhüpfen verbunden ist. Die Menschen werden in steigendem Maße lustig und zeigen auch, bei teilweisem Schwindel und Taumeln, ungewöhnliche körperliche und geistige Kräfte. Nur ausnahmsweise zeigt sich eine traurige Gemütsstimmung. Das Gift des Pilzes geht in den Harn über. Es wird berichtet, dass bei den genannten Völkerschaften auch der Urin der Berauschten benützt werde, um auf diese Weise eine gleiche Wirkung selbst auf die vierte und fünfte Person zu übertragen. Eine ähnliche berauschende Wirkung wie Agaricus muscarius besitzt auch der in Mexiko heimische und zu der gleichen Gattung gehörige Pilz Amanita mexicana (Nánacátl). Die Pima-Indianer bereiten aus den Köpfen der jungen Nánacátl-Pilze einen Trank, der angeblich "wieder jung macht, besser sehen und hören und freudiger lieben lässt". Ob das auch auf die Wirkung des Fliegenpilzes zutrifft, ist nicht bekannt.
Pharmakologie:
Durch Schälen kann der Pilz teilweise entgiftet werden. Am giftigsten sind die Warzen. Dann folgen der Hut, die weißen Lamellen und der Stiel, der mit einem häutigen Ring versehen ist. Das enthaltene Muscarin greift beim Menschen unmittelbar am Zentralnervensystem an, bewirkt eine dauernde Vaguserregung. Es handelt sich hierbei um ein Gift, dessen Wirkungen sich genau mit denen einer natürlichen oder künstlichen Erregung des Vagus decken. Es kommt zu starker Pulsverlangsamung, schließlich zum Herzstillstand in der Diastole und die Körpertemperatur sinkt. Durch die so entstandene Rückstauung wird eine Blutüberfüllung des Lungenkreislaufs und damit eine Dyspnoe bewirkt. Wenn dazu, wie das bei starken Dosen des Giftes zu erwarten ist, eine Kontraktur der Bronchialmuskulatur eintritt, folgt alsbald der Tod durch Ersticken. Aber auch in schwächeren Gaben verursacht der Pilz Störungen, wie reichlichen Speichel- und Tränenfluß sowie eine auffallend starke Schweißproduktion. Gleichzeitig wird die Darm-, Leber- und Pankreassekretion angeregt sowie die Sekretion der Nieren behindert. Die dadurch erfolgenden Störungen im Gastrointestinaltrakt sind von tetanischen Darmkontraktionen, schweren Koliken und Erbrechen begleitet. Äußerliche Zeichen sind dann Verengung und Kontraktion der Pupillen. Bei äußerlicher, lokaler Anwendung wird die Pupille dagegen dilatiert. Der Antagonist von Muscarin ist Atropin, und zwar bis in alle Einzelheiten der Aktionsphasen. Je nachdem ob der Gehalt an Muscarin oder Muscaridin vorherrscht, schwankt auch das Bild der Vergiftungssymptome. Die Vergiftungserscheinungen entwickeln sich nicht sofort. Im Allgemeinen vergehen 12 bis 14 Stunden bis zum ersten Anfall.
Die Anwendung in der Phytotherapie:
Auf Grund der oben beschriebenen Wirkungen, wirkt die nichttoxische Gabe von Agaricus besonders beruhigend auf Erscheinungen cerebraler Erregung. Agaricus ist das Mittel der Studenten und Schüler, die durch allzu große Lerntätigkeit sich in starke geistige Erregung und in deren Verfolg in eine zerebrale Kongestion mit allgemeiner nervöser Erregung brachten. Seine ausleitenden Wirkungen sind hilfreich bei bösartigen Geschwüren, Hier, wie auch bei rheumatischen Schmerzen wird der Pilz äußerlich in Form einer Salbe gebraucht. Man verwendet Agaricus aber auch in Pulver- und in Tablettenform. Die übliche, noch nicht toxisch wirkende Dosis als Pulver beträgt 0,06-0,12 g . Eine Maximaldosis ist nicht festgesetzt, doch muss auf schädliche Nebenwirkungen geachtet werden.
Die Anwendung in der Homöopathie:
Hahnemann schreibt über Agaricus: "Die schädlichen Wirkungen, welche einige Schriftsteller vom Genuss des Fliegenschwammes anmerken, wie Zittern, Convulsionen, Fallsucht, wurden wohltätig unter den Händen Whistlings, der sich des Fliegenschwammes mit Glück gegen Convulsionen mit Zittern begleitet, und unter Bernhardts Händen, der sich desselben hülfreich in Fallsuchten bediente." Agaricus ist angezeigt bei Krankheiten, die durch Überbelastung, Vergiftung oder andere Faktoren eintreten. Der Patient ist ängstlich, schutzbedürftig, abhängig, unsicher. Er entwickelt Krebsangst, wird magisch angezogen von Krebskranken und will den so Todkranken beistehen. Seine Bilder sind jetzt Tod, Särge, Leichen, Tragödien. Er spricht in Versen. zittert, glaubt, vernichtet zu werden oder dass der Tod bevorsteht. Niedergeschlagenheit und Erregung wechseln mit alberner Heiterkeit und Geschwätzigkeit. Es gibt Zustände verrückter Furchtlosigkeit bei objektiver Gefahr. Gleichzeit wird er immer ungeschickter, lässt Dinge fallen und, und, und.
Das Arzneimittelbild von Agaricus wird durch neuralgische und spasmische Beschwerden geprägt. Es entspricht einer zerebralen Erregung mit Hirnkongestionen, Delirien, Ekstase usw. Bei Personen mit solchen Problemen, wird das Mittel auch bei Alkoholismus eingesetzt. Weitere Indikationen, die den Einsatz von Agaricus nahelegen, sind: Chorea (Bewegungsstörungen), Meningitis, Nystagmus (bezeichnet die unkontrollierbaren, rhythmischen Bewegungen eines Organs, üblicherweise jedoch der Augen), Gehirnübermüdung (auch hier gilt es als glänzend bewährtes "Gehirnfutter" für Schüler und Studenten), multiple Sklerose, Trigeminusneuralgie, Ejaculatio praecox, gesteigerte Libido ohne Wolllustgefühl mit Impotenz, Hautjucken und Frostbeulen. Der Zustand verschlimmert sich nach Koitus, nach nahendem Sturm/Gewitter, durch anhaltende geistige Beschäftigung, in kalter Luft.
Nach Schlegel wurde Agaricus D 6 bei multipler Sklerose mit Blasenschwäche mit so regelmäßigem Erfolge angewandt, dass das Mittel hier sogar als spezifisch bezeichnet wird.
Bei akuten Störungen und eindeutiger Symptomatik verwenden wir tiefere Potenzen von C3 bis C12 oder LM 6. Bei chronischen, prozesshaften Zuständen kommen mittlere (C 30 oder LM 18) oder Hochpotenzen (C 200) zum Einsatz.
(1) Bearbeiteter Text aus: Maddaus, Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Thiemeverlag 1938 Bild: Wikipedia, Urheber: Miguel303xm
|
|
- Agnus castus
Agnus castus (1) Keuschlamm, Mönchspfeffer, Keuschstrauch, Abrahamsstrauch.
Vorkommen:
Südeuropa und Asien (vorwiegend Mittelmeergebiet).
Geschichtliches und Allgemeines:
Agnus castus wird von den griechischen Worten agnos (keusch, rein) und gonos (Nachkommenschaft) abgeleitet und wurde bereits von Dioskurides (griechischer Arzt (1. Jh.)) in Zusammenhang mit der weitverbreiteten Ansicht, das die Verwendung dieser Pflanze eine anaphroditischen Wirkung hat. Ebenso weist der lateinische Name castus (keusch) auf diese Ansicht hin. Der Strauch galt als Sinnbild der Keuschheit. Im Altertum, aber auch im Mittelalter, dienten Zubereitungen aus den Früchten auch als Mittel zur Minderung des Geschlechtstriebes, zur Förderung der Regelblutung sowie des Milchflusses.Agnus castus wurde im Altertum ungemein hoch geschätzt. Pausanias (griechischer Schriftsteller und Geograph um 115 n. Chr.) erzählt von einem Tempel des Gottes Äskulap, in dem die Statue des Gottes aus dem Holz dieser Pflanze gefertigt worden war, um so dessen große Heilkräfte anzudeuten. Bei den Festen zu Ehren der Demeter ( Göttin der griechischen Mythologie, zuständig für die Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides, der Saat und der Jahreszeiten), schmückten sich die Frauen, die ihre Keuschheit bewahrten, mit den Blüten des Strauches und benutzten ihn als Lager. In Italien werden auch heute noch die Wege zum Kloster für die Novizen mit den Blüten bestreut.
Botanisches:
Der Agnus castus ist ein Strauch oder kleiner Baum (bis zu 4 m) mit behaarten Fiederblättern, ährenartigen Blütenständen mit duftenden blauvioletten (selten weissen) Blüten und kleinen rötlichschwarzen Steinfrüchten. Die pfefferkorngroße, dunkelbraun bis schwarze Frucht ist eine viersamige Steinbeere mit pfefferartigem Geruch und Geschmack. Optisch ist er dem Hanf sehr ähnlich, weshalb es leicht zu Verwechselungen kommen kann. Er wird aber auch vielfach als Kulturpflanze im Freiland und in Kübeln gehalten. In einigen südlichen Regionen dienen die Früchte auch als Pfefferersatz, während die scharfen Blätter anstelle von Hopfen dem Bier zugesetzt werden.
Wirkung als Arzneipflanze
Man verwendet a) Agni casti fructus - die reifen, getrockneten Früchte und b) iticis folium, die getrockneten Blätter. Die Wirkung der Blätter beruht vorwiegend auf ihrem Gehalt an ätherischem Öl mit Cineol, die der Früchte auch auf ihrem ätherischen Ölbestandteil. Sie sollen auch alkaloidähnliches "Castin" und "Viticin" enthalten. Extrakte der Droge wirken dopaminerg (Dopamin wird im Volksmund als Glückshormon bezeichnet) und regen unter anderem die Ausschüttung der Gonadotropine LH, ICSH und LTH an. Sie sind Bestandteil zahlreicher Phytopharmaka. Die Extrakte der Pflanze sind unterschiedlichster Wirkung:
- Anaphrodisiakum (Mittel, das den Geschlechtstrieb schwächt oder dämpft)
- Emmenagogum (Arznei, die den Eintritt der Monatsblutung anregt),
- Karminativum (phytotherapeutisches Mittel gegen Blähungen),
- Galaktagogum (Mittel gegen die Ausbreitung eines lokal begrenzten Krankheitsgeschehens oder eines Krankheitserregers),
- Mittel gegen Wassersucht, Leber- und Milzerkrankungen.
- Mittel gegen Mund- und Zahngeschwüre sowie Rhagaden
- Mittel gegen Entzündungen der Genitalien (u.a. Schwellungen der Genitalien) und Schmerzen sowie Entzündung des Uterus.
Die phythotherapeutische Verwendung
Agnus castus wird in erster Linie bei Störungen der Geschlechtsfunktionen verordnet. Die Impotenz wird mit starken Dosen erhöht, mit schwachen behoben. Man gibt das Mittel bei Spermatorrhöe, Prostatitis, Orchitis, Pollutionen, sexueller Neurasthenie, die sich z. B. in Hypochondrie, Schlafsucht, Kopfschwindel und Gehörverminderung mit Brausen äußert. Verwendet wird es auch bei Sterilität der Frauen, Milchmangel der Wöchnerinnen, bei Amenorrhöe mit Uteruskongestionen und -schmerzen, Schwellung und Reizung der Ovarien, auch mit peritonealen Symptomen. Tierversuche und kontrollierte klinische Studien liefern wissenschaftliche Hinweise, dass die Droge bei gynäkologischen Beschwerden (darunter prämenstruelles Syndrom, schmerzhafte Monatsblutung und Corpus luteum-Unterfunktion) wirksam ist. Ferner leistet es gute Dienste bei Schwellungen der Milz und der Drüsen, besonders der Mandeln, bei Skrofeln, Drüsenunterfunktion und thyreotoxischen Zuständen. Agnus castus scheint auch eine starke Corpus-luteum-ähnliche Wirkung zu haben und ist der Ausbildung einer Schwangerschaft förderlich.
Man verwendet Trockenextrakte oder flüssige Zubereitungen (Aufgüsse oder Tinkturen). Zur äußerlichen Anwendung ließ man die Blätter in Wein kochen und setzte diesen Sud gegen Mund- und Zahngeschwüre, Rhagaden , aber auch gegen Entzündungen der Genitalien (u.a. Schwellungen der Genitalien), Schmerzen und Entzündung des Uterus, ein. Bei zu starker Dosis greift die Arznei den Kopf an und verursache Schwindel. und Kopfschmerzen. Die empfohlene Dosis variiert von 3 g zerkleinerten Früchten pro Tag bis zu einem Äquivalent von 30-40 mg getrockneten Früchte in Extraktform (Kommission E).
Bei den Ärzten des 19. und 20. Jahrhunderts ist die Verwendung dieser Pflanze mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Nur die Homöopathie macht von den Heilkräften der Pflanze noch Gebrauch.
Die homöopathische Verwendung
Auch in der Homöopathie betrachtet man Agnus castus als Heilmittel, dessen wichtigster Angriffspunkt die Sexualorgane sind. Man verwendet die homöopathische Arznei als Aphrodisiakum und bei Erschlaffung des Sexualapparates (Ähnliches heilt Ähnliches!). Dabei kann es sich um die Folgen ausschweifenden Lebens, bei vorzeitigem Altern, bei Aids, durch Missbrauch der Sexualkraft (z.B. exzessiver Masturbation und anderen sexuellen Exzessen), bei Alkohol- und Drogenmissbrauch, Schlafmangel usw. handeln. Die Patienten sind depressiv und niedergeschlagen, weil sie an ihr baldiges Ende glauben. Sie sind leicht erregbar, anämisch, blass, energielos, zerstreut und können sich nicht konzentrieren. Sie fühlen sich geistig und körperlich alt, haben Angst um die Gesundheit. Alles ist hoffnungslos. Es besteht ein hartnäckiges Jucken aller Körperteile und insbesondere der Augen. Dosierung: Agnus castus wird bei chronischen Fällen in mittleren oder hohen Potenzen ab D 30 bzw. C 30 oder in der LM 18 eingesetzt. Im Akutfall greift man zur Tiefpotenz, etwa zur in D 4 (dreimal täglich) bis D 12 (einmal täglich).
(1) Bearbeiteter Text aus: Maddaus, Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Thiemeverlag 1938 Bild: Wikipedia, Urheber: Arne Martin, Freiburg i.Br.
|
|
- Anacardium
Anacardium orientale (1)
Ostindische Elefantenlaus, f. Ostindischer Tintenbaum, Ostindischer Elefantenlausbaum, Ostindische Herzfrucht.
 Geschichtliches und Allgemeines:
Sicher ist, dass Paulus von Aegina (im 7. Jahrhundert in Alexandria tätiger Wundarzt) die Früchte ebenso wie seine arabischen Kollegen schon kannte. Der scharfe Saft wurde zum Wegbeizen der Muttermale verwandt. Die Früchte dienten als Amulett, als Ableitungsmittel bei Zahnschmerzen und zum Schutz gegen Erysipel. Man beobachtete auch das Auftreten und Verschwinden der Rose, je nachdem ob der Patient die Frucht als Amulett trug oder nicht. Andere schrieben den Elefantenlausfrüchten die seltene Kraft zu, das Gedächtnis zu stärken, Vergeßlichkeit zu vertreiben und den Verstand zu schärfen. Auch sollten sie gegen Gliederlähmungen helfen. Man schrieb ihnen ferner eine magenstärkende und stimulierende Kraft zu. Das Mark fand äußerliche Anwendung gegen zirrhöse Verhärtungen und Hühneraugen. Man benützte die westindischen Früchte als Hautableitungsmittel bei Zahnweh, Ohrenschmerz und Augenentzündungen. In Südostasien wird der getrocknete Milchsaft (schwarz) mit Kreide zu einer unauslöschlichen Tinte verarbeitet. Darauf ist auch der volkstümliche Name „Tintenbaum“ zurückzuführen.
Botanisches:
Die Heimat ist das tropische Indien bis zum Himalaja, wo er vielfach kultiviert wird. Aanacardium ist ein etwa 10 m hoher Baum mit gestielten, ungeteilten, lederartigen, sehr großen Blättern. Sie sind länglich oder eiförmig-länglich, an der Spitze und an der Basis abgerundet, herzförmig oder keilig, oberseits braun, unten flaumig behaart. Die zweigeschlechtlichen oder zweihäusigen Blüten bilden achselständige Rispen. Die Steinfrucht ist fleischig, länglich oder fast kugelförmig und sitzt auf dem verdickten Blütenboden, der aus der Kelchbasis gebildet wird. Die Früchte des Semecarpus anacardium werden als Ostindische Elefantenläuse, "Kaschu- oder Akajunüsse" oder Cashew-Nuss bezeichnet.  Von alters her sind die Früchte als Arzneimittel gebraucht worden. Die Fruchtschale enthält als wichtigsten Bestandteil Cardol, ferner einen scharfen öligen Saft mit schwarzfärbender Substanz ("Tintennüsse"), Brenzkatechin und ein scharfes Phenol Anacardol. Die Araber behandelten mit den öligen, schwarzen Saft des Fruchtfleischs geistige Erkrankungen, Gedächtnisverlust, Lähmungen sowie Krämpfe. Die Hindus benutzen den scharf ätzenden Malakkanussbalsam für diverse Arten von Hautbeschwerden, wie zum Beispiel zum Ausätzen von Warzen, als blasenziehendes Mittel bei Hühneraugen, zum Wegbeizen von Muttermalen oder zur Säuberung von Beingeschwüren und Ähnlichem. Wichtige Inhaltsstoffe des Markfruchtbaums sind Anacardsäure, Anacardöl, Phenolcarbonsäuren sowie Gerbstoffe. Anacardsäure und Anacardöl können im ganzen Baum verteilt oder konzentriert in bestimmten Bereichen vorkommen. Ein Kontakt mit dem ätzenden Öl der Fruchtschale kann innerhalb von 24 Stunden auf der Haut Juckreiz und einen Ausschlag mit großer Blasenbildung (entspricht etwa Verbrennungen des II. Grades) verursachen. Die Dermatitis kann sich dabei über den ganzen Körper ausbreiten. Bei oraler Aufnahme dieser Substanz können heftige Magen-Darm-Entzündungen, Atmungsstörungen sowie motorische Lähmungen auftreten.
Anwendungsbereich
Anacardium ist das Mittel für nervös bedingte Erkrankungen. Im seinem Wirkungsbereich finden wir die nervöse Erschöpfung und Gedächtnisschwäche in solchen Zusammenhängen, beginnende Psychosen, Kopfschmerzen in Schläfen und Hinterkopf, eine krankhafte Reizbarkeit, Neigung zu Gewalttätigkeiten, zur Hypochondrie und Hysterie. Es gilt aber auch als wichtig bei der Behandlung von Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni. Bei Urtikaria, Pemphigus (Hautkrankheit aus der Gruppe der blasenbildenden Autoimmundermatosen), Gesichts- und Gürtelrose ist es bei entsprechendem Erscheinungsbild der Krankheit sehr wirksam. In der Kinderheilkunde wird es bei mangelndem Selbstvertrauen von Kindern, die wenig Liebe empfangen haben und mit Frustration, Reizbarkeit und Zorn reagieren, eingesetzt. Sie fluchen, gebrauchen schmutzige Worte und üben Gewalt gegen Wehrlose. Das Kind ist leicht beleidigt; verliert Selbstkontrolle und wird gewalttätig. Im Gegensatz zu diesem Verhaltensmuster ist es oft sehr weich, kriecherisch, unterwürfig und nett.
Phytotherapie
Über die gegenwärtige Anwendung von Pythotherapeutica auf der Grundlage von Anacardium wird ist wenig zu berichten. Seine Wirkung ist unverdünnt (Pflanzenauszug, Tinktur, Verreibung) zu kräftig und zu wenig kontrollierbar. Bestenfalls wird man auf die Verwendung niedriger potenzierter homöopatischer Arznei treffen.
Homöopathie
In der Homöopathie wird Anacardium orientale bei geistig-seelischen Störungen (Willenskonflikte, mangelndes Selbstwertgefühl, emotionale Härte, Grausamkeit) in Verbindung mit bestimmten körperlichen Beschwerden (Gastritis, Ulcus duodeni, Hämorrhoiden) verabreicht. Bei den Erkrankten handelt es sich um Neurastheniker, die an unterschiedlichsten Formen nervös bedingter, vegetativer und psychischer Erkrankungen leiden. Wesentlich sind die sog. “Geistes-und Gemütssymptome: - denkt er sei bessessen von zwei Personen oder Willen, - Neigung zur Boshaftigkeit und zu gewaltsamen Ausbrüchen, - geschwächtes Gedächtnis und mangelnde Konzentration, - Hirnmüdigkeit, - Wegfall moralischer Hemmungen, - arwöhnisch, überempfindlich, ohne Vertauen zu sich selbst und zu anderen.
Die Tinktur wird aus den reifen, getrockneten Früchten oder aus dem Öl, das sich zwischen Fruchtschale und dem Nusskern befindet, hergestellt. Dosierung: Entsprechend dem Charakter der jeweiligen Erkrankung wird Anacardium in den Potenzen (D) C 4 bis C 200 bzw. in LM 6, LM 18 und weiter, eingesetzt.
(1) Bearbeiteter Text aus: Maddaus, Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Thiemeverlag 1938; Bilder: Wikipedia, Bild 1 Urheber: J.M.Garg , Bild 2 Urheber: H.Zell
|
|
- Aristolochia
Aristolochia clematitis (1)
Osterluzei, Aristolóchia clematítis
 Verbreitungsgebiet:
Die eigentliche Heimat ist das Mittelmeergebiet, der Kaukasus und Kleinasien. Mit Vorliebe wächst sie in Weinbergen, Gemüsefeldern, Hecken, an Ackerrändern, auf sonnigen, buschigen Hängen, Steingerölle und bevorzugt die Nähe von Ortschaften. Als Weinbergsunkraut zeigt sie an manchen Stellen ehemals vorhanden gewesene Weingärten an.
Namensursprung:
Der Name wird von ριστος (áristos) = sehr gut und λχος (lóchos) = Niederkunft, Geburt, unter Bezugnahme auf die Verwendung der Pflanze als obstetrisches Mittel (Mittel für die Geburtshilfe), abgeleitet.
Botanisches:
Die Pflanze wird 25-50 cm hoch. Der Stängel ist krautig, aufrecht stehend, kahl, von gelbgrüner Farbe und besitzt einen eigentümlichen obstartigen Geruch. Die langgestielten, rundlichen bis eiförmigen Laubblätter mit tief ausgebuchtetem, herzförmigem Grund sind etwa 10 cm lang und breit sind. Die schwefelgelben Blüten mit gerader Röhre, die sich oben in eine eiförmige Zunge verbreitert, stehen in wenigblütigen, doldigen Wickeln. Die Samen, die mit einer schwammigen Außenschicht versehen sind, weisen einen eigenartigen Flugapparat auf. Die Pflanze blüht von Mai bis Juni.
Angewandter Pflanzenteil:
Es werden Kraut, Wurzeln und besonders die Blätter (u.a.zur Heilung von Geschwüren) verwendet. Die Wurzel enthält Aristolochiasäure und ätherisches Öl, ferner u. a. einen Bitterstoff, Apfelsäure, Gerbsäure und 2 Harze. Bei Untersuchungen über Toxingehalt wurde eine erhebliche Menge von ausfällbarem Eiweiß von starker Giftigkeit gefunden.
Geschichtliches:
Aristolochia gehört zu den uralten Heilpflanzen und wurde häufig als Mittel gegen Schlangenbiss verwendet. Auch gegen Blasensteine wurde sie empfohlen. Bei Wunden, Geschwüren und Podagra (Gicht) wurde sie als Pflaster angewandt und soll sie gute Dienste geleistet haben. Im Mittelalter galt die Aristolochia clematitis in erster Linie als gutes Emmenagogum (Arznei, die den Eintritt der Monatsblutung anregt), als Wund- und Gichtmittel. Von Hippokrates wurde die Osterluzei bei Brustfellentzündung und Wassersucht, von der hl. Hildegard als verdauungsförderndes Mittel und von Paracelsus als Krebsmittel verordnet. Die Aristolochia galt als den Uterus reinigend und die tote Geburt austreibend, auch heilsam bei innerlichen Brüchen und Wunden sowie Lunge, Leber, Nieren und Uterus stärkend. Sie wurde gegen Asthma, Bauchschmerzen, Epilepsie, Seitenstechen, Fieber gebraucht und zur äußerlichen Anwendung bei Wunden, offenen Beinen, bei Mastdarmvorfall. Die Osterluzei galt als Pflanze mit abführenden Wirkungen und sollte Schleim und Galle mit dem Stuhlgang ausführen. Man benutzte die Pflanze um die Zähne zu säubern und zu polieren. Der frische Saft derselben wurde bei Schwindsucht, eine Fruchtabkochung beim schmerzhaften Eintritt der Menses getrunken.
Phytotherapie
Aristolochia wird heute hauptsächlich phytotherapeutisch eingesetzt. Es ist ein die Abwehr steigerndes Mittel, welches nach den bisherigen Erfahrungen auch große Wunden zur beschleunigten Heilung bringt, ohne dass Infektionen auftreten. In Form von Umschlägen hat es sich bei Eiterungen, Ulcus cruris mit Ekzemen, Nagelbettgeschwüren, septisch infizierten Wunden, Lupus, Pruritus und Intertrigo ausgezeichnet bewährt. Innerlich wird die Pflanze in kleineren Dosen gegen hämorrhagische Nephritis empfohlen. Darüber hinaus wird es auch als Emmenagogum, gegen Kontraktionsschwäche der Gebärmutter, Nervosität, Schwäche (auch nach Fieberkrankheiten), Verdauungsschwäche, Muskelschmerzen und als harn- und schweißtreibendes Mittel bei Wassersucht und Fieber genannt. Zur Bereitung der Arzneimittel wird das frische blühende Kraut mit Wurzel empfohlen.
Als Blutreinigungsmittel und Emmenagogum werden Rad. Aristolochiae clemat. 10 (Wurzel) und davon etwa 1/4 Teelöffel mit einem Glas Wasser kalt angesetzt. Dies soll man 8 Stunden ziehen lassen und den Sud auf den Tag verteilt trinken. Bei Ulcus cruris äußerlich werden die Blätter (Hb. Aristolochiae clem.) verwendet. Man nimmt davon 2 Esslöffel auf 1 Tasse Wasser und lässt das etwa 10 Minuten bei leichter Flamme kochen. Danach abseihen und Geschwüre danach in einer Verdünnung baden und den Sud zu Umschlägen verwenden.
Homöopathie
In der Homöopathie werden fast nur die Species Aristolochia milhomens (Aristolochia cymbifera, "Brasilian Snake Root", Jarinhawurzel) angewandt. Indikationen für den Einsatz der Arznei sind: Stechende Schmerzen in verschieden Körperteilen, insbesondere Schmerz im Rücken, in den Fersen und Schmerz in der Achillessehne, Jucken und Schwellung um die Knöchel herum, Schmerz und Steifheit der Beine, Brennen im Anus, Blasenreizung und häufiges Urinieren, Blähung in Magen und Abdomen. Verwendet werden in der Regel niedere Potenzen.
(1) Bearbeiteter Text aus: Maddaus, Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Thiemeverlag 1938; Bild 1: Wikipedia, “Picture taken by BerndH” / Bild 2: Wikipedia
|
|
- Arnika
Arnica montana (1)
Berg-Wohlverleih
 Namensursprung:
Zum ersten Male erscheint der Name, der vielleicht arabischen Ursprungs ist, bei Matthaeus Sylvaticus (14. Jahrhundert) in der Form "arnich". Der Name Wohlverleih (richtiger Wolferlei), Wulferling, althochdeutsch wolves-zeisala (zeisan, zerreißen), wolfesgele (Wolfsgelb) steht in Beziehung zu Entzündungen, die man sich beim Laufen (einen „Wolf“ laufen) zuziehen kann. Offenbar hat man die Pflanze schon sehr früh äußerlich und innerlich gegen den Wolf (Intertrigo perinaealis) angewandt.
Die gepulverten Blätter fanden übrigens auch als Zusatz zum Schnupftabak Verwendung. Daher wurde Arnika auch Tabakblume, Schnupftabaksblume (z. B. Riesengebirge, Moselgebiet), Schnupftabaksblume (z. B. Eifel) bezeichnet.
Botanisches:
Aus einem federkieldicken Wurzelstock erhebt sich eine vier- bis sechsblättrige, flach ausgebreitete Rosette. Die Blätter sind länglich-verkehrt-eiförmig, fast ganzrandig, meist fünfnervig und dicht kurzhaarig. In der Mitte der Rosette entspringt der 20-50 cm hohe, behaarte Stängel, der ein bis zwei Blattpaare und meist nur einen Blütenkopf trägt. Das Blütenkörbchen hat eine Hülle mit zweireihig angeordneten Blättchen. Die Randblüten sind zungenförmig, bräunlich-gelb und enden vorn gewöhnlich in drei kleinen Zähnchen. Die Scheibenblüten sind röhrenförmig. Meist enthalten die Randblüten keine Staubgefäße. Aus den Blüten entwickeln sich einsamige Früchte, die einen Haarschopf (Pappus) tragen, der die Verbreitung der Früchte durch den Wind erleichtert. Arnika wächst auf trockenen Moor- und Waldwiesen, auf Triften und Kiefernschlägen, in Gebirgs- und Heidegegenden. Sie liebt ungedüngten, humosen bis sandigen, aber kalkarmen Boden, meidet also mineralkräftige und flachgründige Kalkböden. Arnica montana ist in Deutschland zum Sammeln für den Handel oder für gewerbliche Zwecke nicht freigegeben. Nur im Ausnahmefall kann das Sammeln in Gegenden, wo sie häufig vorkommt, zeitweilig gestattet werden. Die Blütezeit ist Juni bis Juli.
Geschichtliches und Allgemeines:
Bei den antiken Schriftstellern findet die in der späteren Medizin so beliebte Arnika keine Erwähnung. Erst 1613 werden die später allgemein übliche Anwendung gegen Verletzungen bekannt. Sie wird in allen Fällen "wo man sich weh getan / gefallen / verrenkt / verstauchet hat" empfohlen. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts genoss sie dann ein allgemeines Ansehen in der Heilkunde, worauf schon die verschiedenen volkstümlichen Benennungen wie Kraftwurz, Fallkraut, Stichkraut usw. hinweisen. Arnica war das letzte Heilmittel, das man dem sterbenden Goethe reichte. Die allzu kritiklose Begeisterung der früheren Zeiten brachte es dann wohl zum Teil mit sich, dass der Gebrauch der Arnika zu Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr zurückging und sie von vielen Ärzten als überflüssiges Mittel angesehen wurde. In Norwegen wurde sie früher viel zum Würzen des Mets und des Bieres und nach Linné auch als Schnupf- und Rauchtabak gebraucht.
Im Heilmittelschatz Hufelands stellt die Arnika ein außerordentlich beliebtes Medikament dar, das er namentlich bei Schwächen, Überanstrengung und Entzündungen als resorptionsförderndes und fäulniswidriges Mittel anwandte. Außerdem weist er auf die großen Heilkräfte der Arnikablüten bei Herbstwechselfiebern, insbesondere dem "kalten Fieber", als nervenbelebendes, zirkulationsanregendes Mittel hin. Auch habe die Arnikawurzel gegen starke Diarrhöen bei Nervenfiebernheilende Wirkung. Außerdem hat sich die Arnika als ein das cerebrospinale und vasomotorische Nervensystem anregendes Mittel erwiesen, das Lähmungszustände, die bei fieberhaften Krankheiten auftreten oder nach Cerebrospinalkrankheiten zurückgeblieben sind, beseitigt. Es ist auch bei Epilepsie wirksam eingesetzt worden.
Pharmakologisches und Toxikologisches:
Die Arnikawurzel enthält u. a. den Bitterstoff Arnicin, ätherisches Öl mit Phlorol-Isobuttersäureester und Hydrothyomochinon-Methyläther, Gallussäure und Inulin. Die Blüten enthalten Arnicin, Gerbstoff und ätherisches Öl und haben den Geruch und Geschmack der Kamille. Arnika bewirkt zunächst Steigerung der Herztätigkeit und Blutdruckerhöhung, später Rückgang und schließlich Atemstillstand. In den Magen gebrachte Arnikaaufgüsse verursachen Dysphagie (Schluckstörungen), Auftreibung, Schmerzen, Ekelgefühl, Tenesmus (Tenesmus ani, Tenesmus alvi, Stuhlzwang) und Diarrhöe. In einigen Fällen wurden drückender Kopfschmerz, Somnolenz (Schläfrigkeit), Vertigo (Schwindel), unruhiger Schlaf und nach großen Dosen auch Kollaps mit Fadenpuls, Kopfweh und Erschwerung der Atmung beobachtet. 60-80 g einer 20%igen Tinktur haben tödliche Vergiftungen hervorgerufen.
Anwendung:
Heute finden vorwiegend die Blüten, aber auch die ganze Pflanze mit der Wurzel als Tinktur verarbeitet, äußerlich und innerlich Anwendung. Innerlich genommen ist die Arnika ein nicht ungefährliches Abortivum. Man empfiehlt ihre Anwendung bei allen im Gebiete der Gefäße auftretenden, mit Kongestionen verbundenen, namentlich entzündlichen Erkrankungen, bei Verletzungen durch Schnitt, Stoß und Fall mit offenen oder versteckten Blutungen und Anschwellungen, bei Fleischwunden, bei Lähmungen nach Verwundung, bei Gehirnblutungen, Blutergüssen in der Haut und Blutansammlungen in den Körperhöhlen, bei Muskelrheumatismus, Erschöpfungszuständen und Herzschwäche, außerdem zur Linderung von Asthmaanfällen. Arnika ist ein spezifisch schleimlösendes und antikatarrhalisches Mittel und hat sich gegen Asthma bewährt. Sänger schätzen das Einnehmen der Tinktur bei Ermüdungserscheinungen der Kehlkopfmuskulatur. Als Wundmittel ist die verdünnte Tinktur hauptsächlich durch die antiseptische Wirkung des ätherischen Öls, vielleicht auch des Bitterstoffes sowie durch die adstringierende Wirkung der Gerbstoffe pharmakologisch wirksam. Nach experimentellen Untersuchungen hat Arnika eine gefäßerweiternde Wirkung und entfaltet bei Hauteiterungen, die durch Staphylokokken hervorgerufen wurden, prompte Heilwirkung. So ist sie bei Hirn- und größeren Hautblutungen erfolgreich und das am besten wirkende Mittel. Die Wirkung reicht von anginösen Beschwerden, Angina-pectoris-Anfall, durch Arteriosklerose bedingte Myokardschäden bis zur Arteriosklerose. Arnika übt einen starken Einfluss auf das venöse und arterielle Blutgefäßsystem aus, indem sie u. a. die Gefäße und Kapillaren erweitert. So kommt es zur Hyperämie und wohltuend gesteigerten Durchblutung. Man verordnet das Mittel vorzugsweise bei allen akuten und chronischen Folgen von Verletzungen der verschiedensten Körperteile und Organe. Einzelindikationen, die in diesen Rahmen fallen, sind: Operationswunden, Wunden, die von Stoß, Schlag oder Stich herrühren, damit im Zusammenhang stehende Periostitis, Quetschungen, Verstauchungen, Zerschlagenheitsgefühl, Muskelschmerzen und Knochenbrüche. Hier wird Arnika innerlich und äußerlich erfolgreich angewandt. Als Wundmittel heilt Arnika nicht nur in sehr kurzer Zeit die Wundränder, sondern bewirkt auch eine schnelle Schmerzlinderung. Weiter hat sich das Bergwohlverleih bei Nervenleiden, insbesondere Nervenlähmungen nach Kontusionen, bei Epilepsie durch Fall, Commotio cerebri, Krämpfen und Anfällen von Zyanose bei Neugeborenen mit Verdacht auf Gehirnblutung als brauchbar erwiesen. Weitere Indikationen sind: Rheuma und Lumbago (innerlich und äußerlich angewandt), Arthritis urica, Magen- und Darmstörungen und Zahnschmerzen. Bei Schuppenbildung an allen behaarten Stellen und bei Haarausfall.
Homöopathie:
Wer Arnica montana als Arznei benötigt hat meist ein rotes Gesicht, ist reizbar, mag nicht angesprochen werden, behauptet, ihm fehle nichts, schickt den Arzt fort, will Ruhe und hat Abneigung gegen jede Gesellschaft. Er ist extrem berührungsempfindlich, alles ist zu hart und so findet er auch im Bett keine Ruhe, findet keine bequeme Lage. Er hat Nasenbluten beim Gesichtwaschen. Sein Zustand verschlimmert sich bei kaltem, feuchtem Wetter, durch Berührung, in Ruhe, nach Wein. Er verbessert sich bei Kontakt, Bewegung, beim Hinlegen mit flachem Kopfteil. Arnika heilt und hilft bei Verletzungen, wenn viel Blut ins Gewebe ausgetreten ist, beim Schock, gegen Arthritis, bei akuten Verstauchungen, Verrenkungen, Zerrungen. Fördert die Heilung komplizierter Frakturen mit folgender reichlicher Eiterung. Es lindert den Muskelschmerz infolge sportlicher Überanstrengung, hilft bei Rheumatismus und Gicht, wenn Feuchtigkeit und Kälte die Schmerzen verschlimmern, bei Gelenkschmerz, der sich verschlimmert durch Stoß, Schlag oder Erschütterung, bei Angina pectoris mit Schmerz im linken Ellbogen. Es ist angezeigt bei Furcht und Todesangst (vor Herzkrankheiten). Ma setzt es gegen die Folgen eines Apoplex ein. Es ist häufig das Mittel der Wahl bei linksseitiger Lähmung mit vollem Puls, symmetrischen Hautausschlägen, die außerordentlich empfindlich gegen Druck sind und wenn die Haut schwarz-blau wird und/oder kleine, extrem schmerzhafte Furunkel (Akne) ausbildet, bei Fieber, wenn der Kopf sehr heiß und Körper sehr kalt ist, bei Keuchhusten (das Kind schreit vor jedem Hustenanfall) und Beschwerden nach Alkohol, nach CO-Intoxikation Innerlich verwendet man Potenzen von (D) C 3 bis C 200 oder entsprechende LM-Potenzen. Eine äußerliche Anwendung der Tinktur muss unterbleiben, wenn Hautabschürfungen oder offene Wunden vorhanden sind.
Phytotherapie:
Arnika wird phytotherapeutisch eingesetzt zur schnellen Resorption bei Hirn- und Hautblutungen (Rp.: Tinctur von Arnicae 5-20 und Aqu. destill. ad 200 : Zweistündlich 1 Esslöffel), als Antispasmodikum und Excitans, bei Schwächezuständen,bei nervösen Herzbeschwerden und Herzklopfen, als Umschlag bei Quetschungen und Blutaustritten (Rp.: Flor. Arnicae 30 [= Arnikablüten] mit etwa 1 1/2 Tasse heißen Weinessig überbrühen. Warm auflegen!), bei offenen Wunden: (Rp.: Arnicae ad us. extern. 50 D.s.: 1 Teil Tinktur, 2 Teile Wasser zu Umschlägen (auch bei Gehirnerschütterung, sogen. "Arnica-Mützen") und zur vorhergehenden Wundausspülung (3 Esslöffel auf 1 Liter Wasser).
Es hilft bei Erkrankungen der Respirationsorgane ( Decocti Flor. Arnicae 15 : 150 Sirupi Malvae 30 Zweistündlich 1 Esslöffel voll) und fördert die Heilung bei Knochenbrüchen (Rp.: Rad. Arnicae (= Arnikawurzel) Rad. Symphyti aa 20 (= Beinwellwurzel) C.m.f. species. 1 Teelöffel auf 1 Glas Wasser zur täglichen Einnahme).
Den Asthmaanfall mildern sofort oder bringt ihn zum Aufhören: 1/2-1 Teelöffel Ol. Rosmarin. 1,0, Tinct. Arnicae 10,0, Tinct. Aurantii 40,0. Bewährt hat sich auch die Teemischung: Rp. Flor. Arnicae, Rad. Helenii, Fr. Anisi aa 20,0. S. - 2-3 Tassen täglich.
Bei Angina lacunaris lässt man Gurgelungen mit der verdünnten Tinktur machen; auch erfrischende Wirkung auf die Sprachorgane, namentlich bei Heiserkeit, wird dem Mittel zugeschrieben.
Bei Dermatopathien, insbesondere Furunkulose, Erysipel verwendet man Arnikatinktur in kaltem Wasser äußerlich und bei Herpes labialis et facialis betupft man mit der Arnikatinktur.
(1)Bearbeiteter Text aus: Maddaus, Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Thiemeverlag 1938; Bild: Wikipedia,
|
|
- Artemesia vulgaris
Artemisia vulgaris, Echter Beifuß, Fliegenkraut (1)
Der Gemeine Beifuß erreicht eine Höhe von 100-150 cm. Die unterseits weißfilzigen, oberseits kahlen einfach oder doppelt fiederteiligen Blätter haben lanzettliche oder linealische, eingeschnittene oder gesägte Zipfel. Der aufrechte Stengel ist oft dunkelbraunrot gefärbt. Die graufilzigen Blütenköpfchen sind eiförmig oder länglich. Die Blütenkronen sind gelb oder rotbraun. Die Pflanze wächst an Wegrändern, Abhängen, Hecken und in Gebüschen. Die Erntezeit der Blüten reicht von Juli bis September. Man schneidet die oberen Triebspitzen, solange die Blütenkörbchen noch geschlossen sind. Sobald sich diese öffnen, werden die Blätter bitter und eignen sich nicht mehr zum Würzen. Die Erntezeit für die Wurzel ist der Spätherbst.
Namensursprung:
Der Name Artemisia ist angeblich vom Namen der Göttin Artemis Ilithya (Geburtshelferin) wegen der Verwendung der Pflanze bei Frauenkrankheiten abgeleitet. Nach einer anderen Auslegung stammt er allerdings von Artemisia, der heilkundigen Gemahlin des carischen Königs Mausolus. Der Name Beifuß wird vom althochdeutschen Begriff bózan = schlagen abgeleitet, weil das Kraut als Gewürz zu Speisen geschlagen oder gestoßen wurde. Nach einer anderen Auslegung wird er mit "Fuß" in Verbindung gebracht, da nach einem alten Aberglauben die Pflanze, an den Fuß gebunden, vor Müdigkeit schützen soll. In manchen Gegenden werden zur Sonnenwende aus Beifuß Kränze geflochten, die gegen böse Einflüsse schützen sollen
Zur Geschichte:
Im Mittelalter galt er als ein sehr wirksames Mittel gegen (und für die) Hexerei. Beigemischt war es Bestandteil vieler sogenannter magischer Rezepturen. Die Germanen trugen zu Johanni geernteten Beifuß zu einem Gürtel geflochten um den Körper. Der Johannis- oder Sonnwendgürtel sollte gegen Zauberei und böse Dämonen schützen. Laut Plinius soll ein um das Bein gebundenes Ästchen die Müdigkeit vertreiben. Am Dachfirst mit den Spitzen nach unten geheftet, wehrt Beifuß angeblich Blitze ab und hält Seuchen fern. Ähnliches gilt für die Thorellensteine oder auch Narrenkohle genannt, die man dem Glauben nach am Johannestag an den Wurzeln der Pflanze findet. In einem angelsächsischen Zaubersegen findet man die Zeilen: "Erinnere dich, Beifuß, was du verkündetest, was du anordnetest in feierlicher Kundgebung. Una (altnordisch: zufrieden sein, glücklich sein?) heißest du, das älteste der Kräuter; Du hast Macht gegen 3 und gegen 30, Du hast Macht gegen Gift und Ansteckung, Du hast Macht gegen das Übel, das über das Land dahinfährt." Generell wurde Beifuß als Arzneipflanze bei Problemen mit der Verdauung eingesetzt. Auch gegen Epilepsie (Man hat die Wurzel gegen die von Dämonen erzeugten Krankheiten um den Hals getragen ), gegen Hunde- und Schlangenbisse, bei Wassersucht und in der Gynäkologie fand er Verwendung. Bei den kalifornischen Indianern wurde Beifuß gegen Erkältungen, Fieber und Rheumatismus verwendet. Bei Schlaflosigkeit hat man Beifußkissen gebraucht.
Als Gewürzpflanze ist Beifuß bekannter. Es wird zu fetten, schweren Fleischgerichten gegeben. Die enthaltenen Bitterstoffe regen die Bildung von Magensaft und Gallenflüssigkeit an und unterstützen so die Verdauung.
Vorkommen:
Beifuß ist ein typisches „Hackfrucht-Unkraut“ und verbreitete sich vermutlich zusammen mit dem Ackerbau. In Mitteleuropa findet er sich seit der Jungsteinzeit und ist in Westungarn, Rumänien, der Ukraine, Österreich, der Südwestslowakei, Mähren, Böhmen, Polen, Deutschland und Frankreich (Pariser Becken, Elsass und Lothringen) verbreitet. Heute ist er durch den Menschen über fast alle Gebiete der Erde verbreitet. Unter anderem auch in Nordafrika und Südeuropa, wo das Öl dieser Pflanze für die Verwendung in der Parfümindustrie gewonnen wird.
Wirkung
Die wichtigsten Inhaltsstoffe im Kraut des Beifuß sind die Sesquiterpenlactone, die für den bitteren Geschmack verantwortlich sind, und bis zu 0,2 % komplex zusammengesetztes ätherisches Öl. Beifuß enthält: Ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen Kampfer, Thujon, 1,8-Cineol und Linalool, Sesquiterpenlactone (Vulgarin, Pilostachyin), Flavonoide (Quercetin, Rutin), Hydroxycumarine (Umbelliferon, Aesculetin) sowie Polyine und Triterpen.
Heiler von Hippokrates über die hl. Hildegard bis Paracelsus schätzen die Wirkung dieser Pflanze hoch ein, sei es als Uterusmittel, als menstruations-förderndes, magenstärkendes, diuretisches, gelbsucht- und geschwulstheilendes Mittel oder als Pflaster auf schmerzende Geschwüre. Auch seine harn- und steintreibende, magenerwärmende, nieren-, blasen- und lungenreinigende, hustenlindernde Kraft und seine weitere Anwendung gegen Gelbsucht und die "verstopffung der innerlichen Glider / . . . die von einer kalten matri kompt" finden Erwähnung. Über die Verwendung von Beifuß ( Artemisia vulgaris) in der chinesischen Medizin wird gesagt, dass er die kalte Feuchtigkeit vertreibt, den Uterus und die Körpermitte wärmt, alle Arten von Blutungen zum Stehen bringt, den Uterus beruhigt, die Menstruation regelt, den Ausfluss aus der Vagina stillt, die "Langeweile" beseitigt, Leibschmerzen, kalte Durchfälle, Cholera, Aussatz heilt, Schlangen tötet.
Die Heilkraft von Beifuß besitzt zwei Hauptrichtungen: Amenorrhöe und Epilepsie. In ihrer Eigenschaft als Antispasmodikum wird sie auch gegen Wurmkrämpfe, Krämpfe der Kinder, Chorea minor, tetanische und klonische Krämpfe gegeben. Häufig wird der Beifuß auch bei falschen Wehen und ausbleibender Nachgeburt (Weinaufguß), bei Erkrankungen des Verdauungsapparates (Diarrhöe, Magen- und Darmkatarrh, Blähungen, Appetitlosigkeit, Magenschwäche, Sodbrennen) gegeben. Seltener nutzt man seine Wirkung als Cholagogum insbesondere gegen Ikterus. Beifuß gilt als tonisierendes Mittel und wird daher auch bei Neurasthenie, Anämie, Gedächtnisschwäche und Schwindel angewandt.
Verwendete Pflanzenteile:
Hippokrates verwendete nur das Kraut. Lonicerus nennt Kraut und Wurzel, bevorzugt aber auch die Anwendung der Samen als erweichendes, drüsenzerteilendes Mittel. Matthiolus rühmt das Kraut und die Blüten. Nach v. Haller wird das Kraut sehr häufig, die Wurzel dagegen sehr selten gebraucht. Geiger, Hufeland, Rademacher, Bohn, Schulz u. a. nennen die Wurzel besonders wirksam gegen Epilepsie. Heute werden Kraut, Wurzel und Blüten der Pflanze anwendungsbezogen verwertet.
Homöopathie
Artemesia vulgaris hat als homöopathisches Mittel einiges Ansehen bei der Behandlung von Krampfleiden sowie epileptischer Leiden und konvulsiver Erkrankungen der Kindheit, insbesondere bei Mädchen in der Pubertät. Die Anfälle wiederholen sich erst schnell, danach folgt eine längere Ruhepause. Artemesia ist angezeigt, wenn der Patient vor einem epileptischen Anfall gereizt und leicht erregbar ist und bei Epilepsien nach Schreck und Kummer, nach einem Schlag auf den Kopf, während den Menses, beim Zahnen. Weitere Symptome, bei denen das Mittel zu prüfen ist sind: unwillkürlicher Samenerguss nachts, bei oder nach einem Anfall, reichlichem Schweiß, der faulig, verwest oder nach Knoblauch riecht sowie bei Somnambulismus oder Katalepsie (Schreckstarre). Wenn unwillkürliche, plötzliche, rasche, unregelmäßige Bewegungen der Extremitäten, des Gesichtes, des Halses und des Rumpfes vorhanden sind, die sowohl in Ruhe als auch während willkürlicher Bewegungen auftreten ist artemesia zu prüfen. Gleichfalls wenn das Schlucken erschwert ist und der Patient obwohl er hungrig ist die Speisen nicht hinunterbringen kann. Weitere auf A. hinweisende Symptome sind: Stiche in der Brust mit Konvulsionen der rechten Seite oder/und Lähmung der linken Seite mit mühsamer Atmung, Nervosität, Augenstörungen (Farbempfindlichkeit), heftige Krämpfe im Abdomen bei unregelmäßiger und zu schwacher Menses, Eisenmangelanämie mit sehr trockener Haut und Ischialgie. Artemesia ist ein Mittel der akuten Situation und wird in der Regel in C1 bis C3 (3 bis 5x täglich eine Gabe. d.s.: 3 Globuli oder 5 Tropfen der Dillution) gegeben.
Phytotherapie:
Als Antispasmodikum wird Artemisia gern im Teegemisch mit Valeriana und Paeonia gegeben. Als Stomachikum und Tonikum kommen u. a. Teegemische mit Calamus, Gentiana und Centaurium in Frage. Einige Inhaltsstoffe (beispielsweise Thujon) sind giftig und machen längere Anwendungen oder hohe Gaben jedoch bedenklich. In der Aromatherapie wird wegen der Giftigkeit seiner ätherischen Öle vor der Verwendung des Beifuß gewarnt. In der traditionellen chinesischen Medizin finden die während der Blütezeit gesammelten Stängelspitzen mit den Blütenkörbchen Verwendung in der Moxa-Therapie. Bei Diabetes älterer Leute wird empfohlen dreimal täglich 1 Tasse von 5 g der Wurzel monatelang zu trinken. Es wird berichtet, dass indem der Patient morgens 1-2 Tassen Beifußtee und abends 1 Tasse Tormentilla einnahm, eine zunehmende Glykosurie (Zucker im Urin) zum Stehen gebracht werden konnte. Zur Herstellung von Antiepileptica wird der im November geerntete frischen Wurzelstock zu verwendet. Bei Kindern sollen täglich 0,12-0,24 g des Pulvers oder 5-10 Tropfen der Tinktur mehrmals angewendet werden.
Rezepte: Bei Epilepsie: Rp.: Hb. Artemisiae conc. 50 (= Beifußkraut); 3 Teelöffel voll zum heißen Aufguß auf 1 1/2 Glas Wasser, tagsüber zu trinken.
Als Emmenagogum, das die Monatsblutung anregt: Rp.: Rad. Artemisiae conc. 10 (= Beifußwurzel) D.s.: Zur Abkochung mit 1/2 1 Weißwein. 1-2 Glas täglich.
Bei Diabetes älterer Leute: Rp.: Rad. Artemisiae conc. 100 (= Beifußwurzel) ; Zur Abkochung 1 Teelöffel auf 1 Tasse Wasser. Dreimal täglich 1 Tasse trinken (monatelang).
(1) Bearbeiteter Text aus: Maddaus, Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Thiemeverlag 1938 Bild: Wikipedia, Urheber: Franz Eugen Köhler
|
|
- Asparagus
Aspáragus officinális (1) 
Gemüsespargel oder Gemeiner Spargel
Spargel (Asparagus) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Sie ist in der Alten Welt weitverbreitet. Es gibt einige Arten und Kulturformen, die als Zierpflanzen in Gärten und auf Balkonen verwendet werden. Die wirtschaftlich wichtigste Art dieser Gattung ist der Gemüsespargel oder Garten-Spargel (Asparagus officinalis). Tatsächlich sind die frisch austreibenden Stängel des Gemüsespargels (Asparagus officinalis L.) ein geschätztes Gemüse.
Die Gattung Asparagus besitzt ein weites Verbreitungsgebiet in Eurasien und Afrika. Sie gedeihen von gemäßigten bis tropischen Gebieten. Das Zentrum der Artenvielfalt liegt an der Südspitze Afrikas. Allein in China kommen etwa 31 Arten und davon 15 nur dort vor. Etwa 15 Arten davon kommen in Europa vor.
Der Gemüsespargel ist eine mehrjährige, krautige Pflanze. Aus dem Rhizom treibt er fleischige, saftige, mit Niederblättern spiralig besetzte, weißliche oder blassrötliche Sprosse, die sich über der Erde in einem verzweigten, grünen, 0,6 bis 1,5 Meter hohen, glatten Stängel verlängern. Die blattartigen Zweige sind nadelförmig, glatt. Die kleinen, zwittrigen oder diözischen Blüten sind gelblich, dreizählig und bis zu 6,5 Millimeter lang. Die Spargelernte in Europa erfolgt vornehmlich in den Monaten Mai und Juni. Wild wachsender Spargel blüht im Juni bis Juli. Die Beeren sind scharlachrot und gering giftig.
Anwendung als Heilpflanze
Auch als Heilpflanze ist Spargel seit langem bekannt. In China wurden die Stangen des Spargels schon vor über 5000 Jahren gegen Husten, Blasenprobleme und Geschwüre eingesetzt. Die Ägypter verwendeten ihn ähnlich. Auch die Griechen und Römer kannten ihn bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. Bevorzugt wildwachsender Spargel, der schon bei Hippokrates erwähnt wurde, soll harntreibend und abführend sowie gegen Gelbsucht geholfen haben. Mit diesen Indikationen wurde er bis ins 19. Jahrhundert verwendet. Die Spargelsprossen galten in diesem Sinne als den Bauch erweichend, expektorierend (ausleitend) und diuretisch. Sie wirken gegen Nierenverschleimung und -grieß. Eine Spargeltinktur galt als sehr wirksames Diuretikum und half auch bei Ödemen, chronischen Exanthemen (insbesondere bei Milchschorf), bei Gicht und Rheumatismus. Die Wurzel zählt zu den fünf großen eröffnenden Wurzeln und gilt u.A. als Blutreinigungsmittel. Man verwendet sie als Diuretikum und Blutreinigungsmittel, bei Wassersucht, Nieren- und Blasenerkrankungen, Steinleiden, Gelbsucht, Herzklopfen und Husten mit blutigem Auswurf. Die Samen sollen auf den Magendarmkanal eine beruhigende Wirkung, ähnlich der des Kümmels, ausüben. Aufgüsse der Spargelsprossen werden gegen chronisches Ekzem verwandt. Bei Gicht wird der Genuss von täglich 1/2 kg Spargel angeraten. Der Urin nimmt nach Spargelgenuß einen charakteristischen Geruch an, der u. a. von dem darin enthaltenen Asparagin herrührt. Wenn entzündliche Zustände der Nieren vorliegen, wird vom Gebrauch von Spargel abgeraten.
Anwendung in der Phytotherapie:
Auch in der heutigen Praxis wird Asparagus als Diuretikum gegen Wassersucht (auch im Zusammenhang mit kardialen Erkrankungen), Blasen- und Nierenleiden (Blasengrieß, Blasen- und Nierensteine), und gegen Arthritis und Rheuma verordnet. Verwendet werden Säfte und Tinkturen. Hierzu benutzt man gern einen Kaltauszug : 60 g Spargel auf 1 Liter Wasser. Die Verabreichung erfolgt täglich 3-4 Esslöffel täglich. Als Herzsedativum wird ein Spargelsirup eingesetzt. Rp.: Asparagi succ. rec. 175; Sacch. albi 325 Coq. ad sirup.). Verordnung: Dreimal täglich 1 Eßlöffel. Zur Stärkung der Herztätigkeit und Erhöhung des Blutdrucks verwendet man eine Tinktur aus Asparagi Ø (10 Teile) und Convallariae Ø (3 Teile). Davon werden mehrmals täglich 5 bis 10 Tropfen gegeben.
Anwendung in der Homöopathie:
Auch in der Homöopathie wird Asparagus vielfach gebraucht. Die deutliche Steigerung der Harntätigkeit nach Einnahme von Asparagus ist bekannt. Wir finden im Mittelbild auch die kardiale Schwäche in Verbindung mit Wassersucht und rheumatische Schmerzen, besonders im Bereich der linken Schulter und des Herzens. Asparagus ist angezeigt bei Prostatahypertrophie, Diabetes, zeitweiliger Impotenz , Milz- und Leberleiden und bei Hautunreinigkeiten . Man verwendet es bei migräneartigen Morgenkopfschmerzen, Schnupfen, häufigem Harndrang, Herzklopfen mit Brustbeklemmung, Atembeschwerden und Schmerzen im Rücken (s.oben). Auch gegen Herzbeschwerden, insbesondere wenn diese mit schwachem Puls verbunden sind, wird Asparagus verwandt. Da es sich in der Regel um begrenzte, akute Störungen handelt, wird Asparagus in der Regel in niederen Potenzen, zum Beispiel als C4- C6 oder LM 6 eingesetzt.
(1) Bearbeiteter Text aus: Maddaus, Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Thiemeverlag 1938 Bild: Wikipedia
|
|
- Avena sativa
Avena sativa (1) Saathafer, Hafer.
Hafer bevorzugt ein gemäßigtes Klima mit hohen Niederschlägen. Sein Anbau findet vor allem in den Mittelgebirgen, im Alpenvorland und in den Küstenregionen statt. Die Pflanze wird 60-100 cm hoch. Die Stängel sind am Grunde verzweigt, oberwärts unverzweigt, aufrecht und kahl. Die etwa 15-30 cm langen, lockeren Rispen tragen meist zwei-, seltener dreiblütige Ährchen. Die Deckspelze der oberen oder beider Blüten ist unbegrannt, die Ährchen hängen nach der Fruchtreife herab. Blütezeit ist Juni bis August. Hafer wird als Sommergetreide angebaut und im Frühjahr ausgesät. Die Ernte findet ab Mitte August statt.
Geschichtliches und Allgemeines:
In der älteren Literatur werden nur die Samen erwähnt. Für die Gewinnung der Arzneien hat sich aber als vorteilhafter die frische, blühende Pflanze erwiesen. Hafergetreide war bereits im Mittelalter ein Hauptnahrungsmittel und wurde auch zur Bierbereitung gebraucht. Ernährungsphysiologisch ist Hafer die hochwertigste Getreideart, die in Mitteleuropa angebaut wird. Allerdings ist das Mehl durch seinen geringen Kleberanteil zur Herstellung von Brot nicht geeignet. Nach dem Entspelzen, Schälen und Darren dienen die Körner in gewalzter Form als Haferflocken für die menschliche Ernährung. Haferflocken können roh oder gekocht verzehrt werden und sind leicht verdaulich. Weiterhin lassen sich aus ihnen Hafergrütze und Hafermehl herstellen. In der Schon- und Diätkost werden mit Hafer verschiedene Beschwerden behandelt. Dazu zählen z. B. Magen-Darmleiden, Gallen- und Nierenerkrankungen sowie Rheuma- und Kreislaufbeschwerden. Hafer findet letztlich auch in der modernen Diabetesbehandlung große Beachtung. Bei Diabetikern sollen regelmäßig Hafertage eingelegt werden.
Anwendungen in der Phytotherapie:
In der Naturheilkunde ist Hafer von großer Bedeutung. Ein Hafertrank gilt als nervenstärkend und kühlend. Auch als Hustenmittel wird eine Abkochung von Haferstroh mit Kandiszucker oder Honig empfohlen. Das Hafermehl wird zu Pflastern bei Geschwülsten, Verhärtungen, Fisteln und Impetigo und als Kosmetikum verwendet. Haferschleimsuppen werden gern Rekonvaleszenten nach schweren Erkrankungen gegeben. Sie sind hilfreich bei Appetitlosigkeit, bei Diarrhöen, besonders der kleinen Kinder. Auch bei Brust- und Halsleiden tut eine Haferschleimsuppe gute Dienste. Ein Hafertrank, bestehend aus Hafer, rotem Sandelholz und Zichorienwurzel, die in Wasser gekocht werden und denen nach dem Durchseihen Spießglanzsalpeter (Antimonium crudum) und Zucker zugefügt wurden, wurde täglich bei schleichenden und hektischen Fiebern, Gicht, Nierenschmerzen, Hypochondrie, Skorbut und a. m. getrunken. Er galt auch als blutreinigend gegen Exantheme, Ulzera, Rheumatismus, rheumatische Fieber und Krampfhusten. Hafergrütze wurden bei Schleimhautkatarrhen des Darmkanals, der Respirations- und der Harnorgane verwendet. Auch Pfarrer Kneipp erwähnt Hafer und Haferstroh. Haferschleim sei das beste Linderungsmittel bei Brust-, Hals- und Magenleiden. Haferstrohbäder seien hilfreich bei Gicht und Nierenleiden. Haferstrohtee wirke gegen Husten und Lungenkrankheiten. Bei inneren Schmerzen solle man einen Leinensack mit heißen, gerösteten Haferkörnern auf den Schmerz auflegen. Haferstrohbäder sind erfolgreich bei Rheuma, Lumbago, Lähmungen, Leberkrankheiten und bei Enuresis. Insbesondere Sitzbäder erleichtern den Ischias, Unterleibsschwäche und -spasmen, Grieß- und Steinleiden (hier wechselnd mit Zinnkraut oder Heublumen). Fußbäder von Haferstroh (mit nachfolgender Einpackung) helfen bei chronisch kalten Füßen und stärken den Fuß. Hafer stärkt die Belastbarkeit, dient generell dem Auffangen von Erschütterungen und der Stabilisierung von Rhythmen des Lebens. Hafer ist besonders hilfreich bei Erschöpfungszuständen, Schlafstörungen, Überforderungssituationen nach Krankheiten und in der Suchtbehandlung.
Rekonvaleszenten (nach Kneipp) wird ein Hafertrank gereicht. Sorgfältig gereinigter Hafer, (ca. 500 gr. Hafer) wird in 2 l Wasser soweit eingekocht, dass die Hälfte verbleibt. In diesen Absud verrührt man 2 Esslöffel Honig, lässt die Mischung noch einige Minuten kochen und seiht dann ab.
Bei Schwächezuständen (nach Pfleiderer) hilft die regelmäßige Gabe eines Esslöffels eines Absuds von Hafergrütze bzw. Haferflocken. Dazu werden Haferflocken in 1/2 l Wasser eine Viertelstunde eingeweicht und mit Zucker und Zitronensaft versetzt.
Als Diuretikum gilt ein Tee aus Haferstroh, Schachtelhalmkraut, Wacholderbeeren, Attichwurzel und Schwarze Johannisbeerblätter aa 20 gr. Davon werden 15 g mit 1/2 Liter Wasser aufgebrüht .Man soll davon morgens und abends 1 Tasse trinken.
Bei Gicht, Rheuma und Flechten soll man (nach Kneipp) ein Bad mit einem Absud von Haferstroh nehmen. Dazu müssen 1-2 Pfund Haferstroh mit mehreren Litern Wasser 1/2 Stunde lang gekocht werden. Dieser Absud wird dem Bade zugesetzt.
Anwendungen in der Homöopathie:
Mit der homöopathische Tinktur von Hafer angestellte Versuche als Sedativa ergaben so gute Resultate, dass man es bald als Schlaf- und Beruhigungsmittel einsetzte und weiter als Tonikum bei allgemeinen Erschöpfungszuständen, bei Neurasthenie, auch sexueller Neurasthenie, Schlaflosigkeit, besonders als Folgen von geistiger Überarbeitung, bei Appetitlosigkeit, besonders nach Grippe, bei nervöser Diarrhöe, Dyspepsie, Impotenz usw.. Die Tinktur wird aus dem grünen Hafer gewonnen. Die Leitanzeigen des Symptombildes, die Anwendung von Avena sativa nahelegen, sind:
- Störungen der Geschlechtssphäre von Männern und Frauen (Neurasthenie) mit nervöser Erschöpfung und großer Schwäche (u.a. nach sexuellen Ausschweifungen),
- Schlaflosigkeit,
- Alkoholismus und Morphiumsucht.
- Unfähigkeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren,
- nervöses Herzklopfen, Rheumatismus des Herzens,
- Schlaflosigkeit,
- Schwäche und nervösem Tremor bei alten Menschen.
- Erkältungen, insbesondere auch bei akutem Schnupfen.
Avena sativa wird in der Regel 3x täglich in substantiellen Gaben von 20 bis 30 Tropfen der Tinktur (vorzugsweise in heißem Wasser) gegeben. Bei Schlaflosigkeit empfehlen sich abends eine Gabe (30 bis 50 Tropfen der Tinktur in heißem Wasser). Bei Suchtkrankheiten, wie Alkoholismus und Morphiumsucht, ist Avena sativa häufiger und regelmäßig anzuwenden: Dosierung = 4 bis 5 x täglich, 30 Tropfen in heißem Wasser.
(1) Bearbeiteter und ergänzter Text aus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bild: Wikipedia
|
|
- Belladonna
Belladonna (1),
Atropa belladonna
Die Schwarze Tollkirsche ist eine giftige Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Da der atropinhaltige Saft eine pupillenvergrößernde Wirkung besitzt und früher von den Frauen zu Schönheitszwecken eingesetzt worden ist, assoziiert man den Namen gern auch mit dem italienischen Begriff „bella donna“ (Schöne Dame). Die schwarze Tollkirsche galt auch als Zauberpflanze. In Deutschland kommt die Pflanze im mittleren und südlichen Teil zerstreut bis häufig vor, im nördlichen ist sie seltener. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Skandinavien, West- und Südeuropa und den Balkan über Kleinasien bis nach Nordafrika und den Iran.
Botanisches:
Die krautartige, ausdauernde Pflanze bevorzugt Laubwälder und kommt vor allem auf Schlägen und Weiden, auf humosem Boden vor. Der Stängel, der bis 1,50 m hoch wird, ist stumpfkantig und stark verästelt, besonders oben feindrüsig behaart. Die elliptisch- oder eiförmigen, zugespitzten Blätter sind ganzrandig und stehen am Stengel und an den Hauptästen wechselständig, an den übrigen Ästen gepaart, und zwar so, dass dann das eine um die Hälfte kleiner ist. Die einzeln stehenden, gestielten, hängenden Blüten haben eine glockig-röhrige Blumenkrone, die außen braunrot-violett, innen schmutziggelb gefärbt und purpurn geadert ist. Die Frucht ist eine kugelige, etwa kirschgroße Beere, anfangs grün, später glänzend schwarz, mit violettem Saft und vielen Samen.  Die großen, verhältnismäßig zarten Blätter kennzeichnen die Tollkirsche als Schattenpflanze. Indem die kleinen Blätter in den Lücken der größeren stehen, wird ein Blattmosaik geschaffen, das eine volle Ausnutzung des vorhandenen Lichtes gestattet. Die für den Menschen giftigen Beeren werden von den Vögeln gefressen und so die Samen verbreitet.
Geschichtliches und Allgemeines:
Die Tollkirsche findet im Altertum kaum Erwähnung. Sie wird erst im 16. Jahrhundert bekannter. Man empfiehlt den Sirup der Beeren als Schlafmittel und gegen die Ruhr. Der allgemeine Gebrauch der Tollkirsche bleibt allerdings lange auf die äußerliche Anwendung, besonders auf die Behandlung von Augenentzündungen, beschränkt. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts erkannte man den narkotischen Einfluss dieser Pflanze, der ähnlich der Wirkung des Opiums ist. Belladonna gehört zu denjenigen Giftgewächsen, die am häufigsten zu Vergiftungen Anlass gegeben haben. Namentlich die hübschen Beeren verleiten nicht allein Kinder, sondern auch erwachsene Personen zu ihrem Genuss. Die Schotten sollen sich der Belladonna einmal bedient haben, um die Dänen, welche einen Einfall in ihr Land machten, im Schlafe überraschen zu können. Sie mischten den Saft unter Bier und Wein, welche Getränke sie in die Hände der Dänen fallen ließen. Diese tranken ohne Argwohn, verfielen in einen Zustand der Betäubung und wurden wehrlos von den Schotten überfallen. In Mexiko werden verschiedene atropinhaltige Pflanzen, wie z. B. Belladonna, Stramonium und Hyoscyamus unter der gemeinsamen Bezeichnung "Talóachi" von den Eingeborenen als gutes Gegengift gegen Fliegenpilzvergiftung gebraucht. Die Giftigkeit der Belladonna-Beeren scheint in den tropischen Ländern nachzulassen. So werden in den heißen Teilen Sinaloas die Tollkirschen als verdauungsförderndes Obst straflos gegessen. Die Blätter werden auch geraucht, wobei vier Blätter auf einmal schon Irrsinn hervorrufen sollen. Mit Paprika versetzt werden sie auch gekaut. Und auch anderweitig wird auf die einschläfernde, in größeren Dosen aber "doll und unsinnig" machende Kraft der Tollkirsche hingewiesen.
Als Heilmittel ist Belladonna von großer Anwendungsbreite. Erwähnt wird die innerliche und äußerliche Anwendung der Blätter ( Folia Belladonnae) gegen Karzinom der Mammae, des Uterus und der Lippen, wie auch gegen zirrhöse Verhärtungen des Magendarmkanals. Auch bei chronischen Exanthemen, venerischen Krankheiten (fressenden Ulzera), hartnäckiger Gicht und Ischias wird es gebraucht. Belladonna wird als reinigendes, diaphoretisches (schweißtreibendes), schmerz- und krampfstillendes Mittel vorwiegend bei Nerven- und Gemütskrankheiten (u.a. Parkinson) genannt.
Inhaltsstoffe:
Die im Wesentlichen wirksamen Bestandteile insbesondere der Belladonnablätter sind die Alkaloide Hyoscyamin und Atropin, die flüchtigen Alkaloide Methylpyrolin, Methylpyrolidin, Pyridin und Diamin. Außerdem finden wir Leucatropasäure und Chrysatropasäure, Cholin, Phytosterin, Asparagin und Labenzym. Auch die Wurzeln enthalten Hyoscyamin und Atropin, sowie Scopolamin, Duboisin, Atropamin, Atropasäure, Phytosterin und Labenzym.
Pharmakologie:
Die Hauptwirkung des Atropins ist eine peripher hemmende Wirkung auf die parasympathischen Nervenendigungen. Daraus ergibt sich eine Abschwächung des Tonus und der Bewegungen der Organe mit glatter Muskulatur, an denen der Parasympathikus Förderungsnerv ist. Es schwächt die Drüsentätigkeit und bewirkt eine Hemmung aller Sekretionen. Die Atropinwirkungen auf den Darm sind zum Teil gegensätzlich. Die Wirkungen des Pilocarpins, Eserins, Arecolins sowie auch die des als Cholin bzw. Acetylcholin erkannten Darmhormons werden schon durch minimale Atropinmengen aufgehoben. Die Magen-Darmsekretion wird - wie alle anderen - vermindert, und darin liegt dann wohl die Ursache für die, bei chronischer Vergiftung durch Belladonna, eintretende Appetitlosigkeit und Abmagerung. Die Herzaktion wird durch Vagushemmung nach einer kurzen Verlangsamung beschleunigt, der arterielle Blutdruck gesteigert. Durch starke Kapillarerweiterung entsteht Hautrötung; die Körpertemperatur wird erhöht. In kleinen Dosen führt Atropin zu Hyperämie, in stärkeren zu Hypoglykämie. Es beeinflußt auch die Kolloidabsonderung der Schilddrüse. In größeren Dosen wirkt es auf das Gehirn stark erregend.
Toxikologie:
Eine Vergiftung mit der schwarzen Tollkirsche verläuft in Abhängigkeit von der Menge der Atropindosis (mg) etwa in folgenden Stadien: Zwischen 0,5 und 1 Milligramm tritt Mundtrockenheit auf. Von 1 bis 3 Milligramm ist eine Erweiterung der Pupillen zu beobachten. Zwischen 3 und 5 Milligramm kommen Symptome wie Intoxikation, Sehstörungen, Hitzegefühle, Tachykardie und Herzklopfen hinzu. Nach starker Erregung kann bei höherer Dosis begleitet von Fieber ein Koma erfolgen und der Tod durch Atem- und Herzstillstand eintreten.
Bei Kindern wird die letale Dosis mit drei bis vier Beeren angegeben, bei Erwachsenen bei 10 bis 12 Beeren. Dies entspricht etwa 1,4 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Vergiftungserscheinungen durch die Blätter können bereits ab 0,3 g auftreten. Der Gesamtgehalt an Alkaloiden einer Pflanze ist abhängig vom Standort und vom Zeitpunkt der Ernte. Die Vergiftungen können innerhalb der ersten Stunde nach Aufnahme des Gifts mit Magenspülungen behandelt werden. Zusätzlich oder allein kann medizinische Kohle verabreicht werden.
Gebräuchlich sind die Beeren, die Blätter und die Wurzel. Die Blüten und Beeren können von mehrjährigen Pflanzen zur Blüte- und Fruchtzei geerntet werden. Vor der Blüte ist das Belladonnakraut am wirksamsten. Diese Wirksamkeit lässt während der Samen- und Fruchtbildung nach. Die unreifen Früchte sind noch wenig wirksam; sobald sie reif sind, werden sie höchst wirksam, wogegen die Wirkung des Krautes stark nachlässt. Die Tinktur aus den reifen Beeren erreicht nicht ganz die Heilkraft der Tinktur aus dem Kraut vor der Blüte. Das HAB. lässt zur Herstellung der homöopathischen Essenz die frische Pflanze ohne Wurzel, zur Zeit der beginnenden Blüte gesammelt, verwenden.
Phytotherapie
Die Wurzel der Belladonna liefert ein spezifisches Heilmittel bei bestimmtem Formen der Parkinsonschen Krankheit. In einem schweren Fall von Stridor (Atemhemmungen), bei dem alle Heilmittel, die nur möglich waren, vergeblich angewandt worden waren, zeigte sich nach wenigen Dosen eine völlige Heilung. Man gab es als Frischwurzelverreibung (in steigenden Dosen täglich). Ein weiteres Rezept bei Parkinson ist: Man gibt einen Dekokt (Abkochung oder Absud ) aus etwa 30 g der Wurzel auf 600 ccm Weißwein. Die Einnahme erfolgt in steigenden Dosen bis zu 60 ccm täglich. . Im Auge ruft Atropin, das am meisten gebräuchliche Mittel der Augenheilkunde, in größeren Dosen Pupillenerweiterung, virale Bindehautentzündung, Lidentzündung und Ekzem hervor. Auf der Haut erzeugt es Quaddeln, Bläschen, Petechien, Exantheme und Erytheme. In Speiseröhre, Magen und Dünndarm verursacht es hämorrhagisch-entzündliche Affektionen, u. U. Ulkusbildung. Daher wird es in moderater Dosierung in all diesen Fällen auch heilen. Bei Krampf und krampfartigen Zuständen, wie bei Epilepsie, Chorea, Enuresis nocturna, Hyperemesis gravidarum, Keuchhusten, Bronchialasthma, Hirschsprungscher Krankheit (eine Erkrankung des Dickdarms), Tympanitis (schmerzhafte Entzündung des Trommelfells), spastischer Obstipation, Dysmenorrhöe, Magenkrämpfen, Gallen- und Nierensteinkoliken sowie Pylorospasmen, werden Zubereitungen der Blätter oder Wurzeln in geringeren Dosen angewandt. Belladonna leistet auch gute Dienste bei übermäßigen Schweißen, bei der inneren Behandlung von Hautkrankheiten, Neuralgien und migräneartigen Kopfschmerzen. Bei Lähmungen, insbesondere solchen des Blasenschließmuskels, bei Basedow wie bei bei der Menorhagie plethorischer Mädchen und Frauen ist es ebenfalls angezeigt. Auch klimakterische Beschwerden mit erhöhtem Blutdruck sind eine gute Indikation. Schließlich wird das Mittel noch gegen chronischen Alkoholismus und Karies genannt. Die Zusammenstellung dieser Indikationen zeigt, dass im wesentlichen alle Störungen des vegetativen Nervensystems, sich von Belladonna günstig beeinflussen lassen.
Homöopathie
Über die homöopathische Wirkung der Belladonna äußert sich Hahnemann: "Auch heilt die Belladonna Arten von Manie und Melancholie mittelst ihrer inwohnenden Kraft, besondere Arten von Wahnsinn zu erzeugen. Schlagfluß, Lähmung sogar der Sprach- und Schlingorgane hat dieses Kraut geheilt, weil es nicht nur einen schlagflußähnlichen Zustand, sondern auch insbesondere Lähmungen der Sprach- und Schlingorgane für sich zu erregen pflegt." Im heutigen Gebrauch wird Belladonna in erster Linie bei akuten und fieberhaften entzündlichen Erkrankungen (besonders auch bei zerebralen Störungen mit hohem Fieber und dampfenden Schweißen), bei akuter Manie, Epilepsie und anderen anfallähnlich auftretenden Krankheiten, bei lähmungsartigen Zuständen, akuten Neuralgien, Keuchhusten, Gallenstein- und Nierenkoliken, Dysmenorrhöe und als Kopfschmerzmittel verwendet. Bei Magenkrampf anämischer Mädchen bezeichnet Stauffer sie als ein herrliches Hilfsmittel. Belladanna ist passend für biliöse (Neigung zu galliger ....), lymphatische sowie pletorische (Stauungen) Veranlagungen. Der Patient ist empfindlich gegen Luftzug, besonders bei entblößtem Kopf und er hat Beschwerden nach dem Haareschneiden. Er erkältet sich nach Kaltwerden der Füße und hat dann womöglich Fieber mit brennender, dampfender Hitze oder gänzlich ohne Schweiß. Der Kopf ist heiß und schmerzend; das Gesicht ist gerötet; die Augen blicken wild, starr, die Pupillen sind erweitert. Der Puls ist voll und springend, die Mundschleimhaut ist trocken; der Stuhl verzögert und der Urin unterdrückt; der Patient ist müde, kann aber nicht schlafen. Bei Kindern kennen wir solche Krampfanfälle beim Zahnen, mit Fieber. Der Patient bildet sich ein, Gespenster zu sehen, grässliche Gesichter und verschiedene Insekten; schwarze Tiere, Hunde, Wölfe. Er bohrt den Kopf ins Kissen. Die Patientin hat Druck im Unterlaib als wenn die Vulva herausfallen würde. Besserung: beim aufrechten Stehen und Sitzen, schlimmer morgens . Die Haut ist von gleichmäßiger, glatter, durchscheinender Scharlachröte; trocken, heiß, brennend Verschlimmerungen durch leisestes Geräusch, Erschütterung, Bewegung, Licht, Hinlegen, geringste Anstrengung. Besserung durch Druck, festes Bandagieren, Einhüllen, während der Menses.
Dosierung: Belladonna wird üblicher Weise in den Potenzen (D) C 4 bis (D) C 200 oder entsprechenden LM Potenzen eingesetzt. Die tiefen Potenzen werden bei physiologischen, akuten Symptomen und die hohen Potenzen bei komplexen, chronischen Krankheitsbildern gebraucht. Bei akuten Erkrankungen muss das Mittel häufig wiederholt werden.
Belladonna ist als homöopathisches Mittel bis einschließlich D 3 rezeptpflichtig!
(1) Bearbeiteter und ergänzter Text aus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Bilder: Wikipedia, Autor: Kurt Stüber
|
|
- Bellis perennis
Bellis perennis
Gänseblümchen, Gemeines Gänseblümchen, Maßliebchen, Tausendschön. 
Namensursprung:
Bellis ist der Name der Gattung bei Plinius und kommt vom lateinischen bellus = hübsch, schön; perennis = ausdauernd. Letzteres bezieht sich wohl darauf, dass die Pflanze das ganze Jahr hindurch blüht. Der Name Gänseblümchen ist vermutlich unter Hinweis auf den häufigsten Standort der Blume auf den Weideplätzen der Gänse entstanden.
Botanisches:
Die Gattung der Gänseblümchen besteht aus etwa 15 Arten, die ihren Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum haben. Lediglich Bellis perennis ist heute auch in Mitteleuropa und Nordeuropa zu finden. Die bis 15 cm hohe und recht ausdauernde Pflanze besitzt einen rasenbildenden Wurzelstock und spatelförmige, zu einer grundständigen Rosette vereinigte Laubblätter. Die einzelstehenden Blütenköpfe tragen zwitterige, gelbe, röhrenförmige Scheibenblüten und weiße, an der Spitze oft rötliche, zungenförmige weibliche Strahlenblüten. Das Blütenköpfchen dreht sich im Tagesverlauf mit der Sonne von Ost nach West.
Geschichtliches und Allgemeines
Das Gänseblümchen war in der nórdischen Mythologie der Göttin des Frühlings und der Auferstehung, geweiht und wurde später im christlichen Zeitalter der Jungfrau Maria zugesprochen, aus deren Tränen es auf der Flucht nach Ägypten entsprossen sein soll. Im Mittelalter war es ein beliebtes Wundmittel und bei Gicht, Hüftweh und Kropf. Um zuzunehmen, sollte man die Blüten der Blume nüchtern essen, es rege die Esslust an, sei gut für die Leber, außerdem gegen Hautflecken und gegen Fieber. Die jungen Blätter können im Frühjahr als Kräutersalat gegessen werden. Der Salat "macht den Stuhlgang fertig". Die Volksmedizin verwandte die Blätter, die Beziehungen zum Gefäßsystem haben sollen, gegen Hämoptoe (Bluthusten), Hämaturie (Blut im Urin), Menostase (Ausbleiben der Regel), Fluor albus, gegen Hydrops und Lithiasis (Steinbildung v.a. Galle und Niere). Die Homöopathie gebraucht Bellis in ähnlicher Weise wie Arnica bei Verletzungen, Schwellungen, Quetschungen, Verrenkungen usw., ferner bei rheumatischen Affektionen und Hautkrankheiten. Botanisches: Außer einigen organischen Säuren enthält Bellis u. a. Bitterstoff, fettes und ätherisches Öl, Inulin und Saponin. Von solchen Pflanzen kann man sagen, dass sie in Mischungen mit anderen wirksamen Substanzen deren Wirksamkeit erhöhen. Die angewandte Pflanzenteil sind das Kraut, die Blüten und die Wurzel. Zur Bereitung der Arzneimittel ist am besten die im Sommer gesammelte wildwachsende, frische blühende Pflanze zu verwenden. Die homöopathische Urtinktur entsteht aus der frischen, blühenden Pflanze ohne Wurzel (§ 2).
Die Idee der Pflanze
Unberührtheit, Unschuld, Unversehrtheit.
Indikationen
Bellis perennis wirkt gegen das Wundheits- und Zerschlagenheitsgefühl infolge von Verletzungen, Verrenkungen und Überanstrengungen (Muskelkater) und hat sich namentlich bei Kontusionen mit Blutaustritt und bei Hämorrhagien aus Lunge und Uterus bewährt. Es ist wird als schleimlösendes Mittel bei Husten und gegen Darmkatarrh angewendet. Sie wirkt entzündungshemmend, zusammenziehend, stoffwechselfördernd, schmerz- und juckreizmindernd. Innerlich und vielfach auch äußerlich in Form von Abwaschungen mit der Teeabkochung und von Auflagen der zerquetschten Blätter wird Bellis bei Dermatopathien wie Furunkulose, Pyodermie (brennende, eitrige Entzündung der Haut), Ulzera, insbesondere Ulcus cruris, schwer heilenden Exanthemen, Brustknoten, Mastitis angewandt. Als entzündungshemmendes Mittel leistet es mitunter gute Dienste als Hustenlöser bei Brust- und Halsbeschwerden und Asthma bronchiale, aber auch bei einer Appendizitis, Gastritis, Enteritis usw. ist es heilend, zumindest beruhigend. Man gebraucht Bellis bei Verstopfung, Störungen der Leber und Niere, Ikterus, Rheuma, Gicht und Blasenleiden. Schließlich wird das Mittel noch gegen Dysmenorrhöe und Amenorrhöe, Kopfschmerzen (besonders im Hinterkopf bis zum Scheitel), Schwindelanfällen und Schlaflosigkeit eingesetzt (charakteristisch ist hier, dass ein sehr kurzer Schlaf zu erfrischen scheint).
Phytotherapeutische Anwendung
Die übliche Dosis beträgt 10 Tropfen der Tinktur oder 1 bis 2 Teelöffel zum kalten oder heißen Aufguß dreimal täglich.
Rezepte:
Dermatopathien: Kaltauszug: 2 Teelöffel Flor. Bellidis perennis (Gänseblümchenblüten) mit 1 1/2 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen und tagsüber trinken. Teezubereitung: 1 Teelöffel der Blüten wiegt etwa 0,7 g. Der Tee kann heiß unter Verwendung von 1-2 Teelöffeln voll auf 1 Teeglas bereitet werden. Innere Blutungen: Rp.: Hb. Bellidis per. (Gänseblümchenkraut) und Fol. Juglandis . . . aa 25 (= Walnußblätter) C.m.f. species. D.s.: 1 bis 2 Teelöffel mit einer Tasse Wasser aufgießen und langsam trinken. Ulcus cruris Rp.: zur äußerlichen Anwendung: Bellidis perennis Ø Hamamelidis Ø aa 10 Glycerini 30 Erkrankungen der Respirationsorgane: Rp.: Succi Hb. Bellidis per. rec. par. 60-90 D.s.: Mit etwas Honig oder Kandiszucker mehrmals täglich zu nehmen. Brustbeschwerden: Rp.: Hb. Bellidis per. . 40 ( Gänseblümchenkraut) und Rad. Cichorii intyb. . 10 ( Wegwartenwurzel) C.m.f. species. D.s.: Man lässt 8 g in 1/2 l Wasser mit etwas Honig aufkochen. Dreimal täglich 1 Tasse zu trinken Lungenbluten : Rp.: Fol. Salicis (Weidenblätter); Fol. Vincae minoris (Immergrünblätter); Hb. Bellidis perennis ( Gänseblümchenkraut); Hb. Polygoni avicularis (Vogelknöterichkraut) aa 25 C.m.f. species. D.s.: 1 Eßlöffel auf 1 Tasse Wasser abkochen und schluckweise über den Tag verteilt trinken lassen.
Homöopathische Anwendungen
Die wesentlichen Indikationen von Bellis perennis sind: Verletzungen der tieferen Gewebe u.a. nach Operationen. Nervenverletzung. Neuralgien. Furunkel überall. Kopfschmerz wie geprellt, vom Hinterkopf bis zum Scheitel. Schwindel bei älteren Menschen. Gefühl von Wundheit und Prellung (wie gequetscht) im Beckengebiet, der Bauch- und Uteruswände. Stiche in der Milz, schmerzhaft vergrößert. Gelbe, schmerzlose Diarrhoe, fauliger Geruch, Verschlimmerung nachts! "Eisenbahnrückgrat". Verstauchungen mit starken Schmerzen. Unfähig zu gehen. Venöse Stase mit Exsudaten und Schwellungen. In der Schwangerschaft unfähig zum Spazierengehen. Bauchmuskeln lahm. Modalitäten: Linksseitig, Folgen von Abkühlung nach Überhitzung, Unverträglichkeit von eiskalten Getränken bei Erhitzung, Unverträglichkeit von kaltem Baden.
Bellis perennis gehört zu den „kleinen“ Mitteln in der Homöopathie. In der Regel werden akute Beschwerden den Einsatz dieses Mittels erfordern. Die Dosierung ist entsprechend. Wir verwenden die Urtinktur und niedrige Potenzen von C 3 bis LM 6.
|
|
- Berberis aquifolium
Berberis aquifolium (1)
Mahonie, Berberidaceae. 
Name:
Gemeine Mahonie. Französisch: Mahonie de feuilles de houx; englisch: Trailing mahonia, holly leaved barberry, mountain grape, Oregon grape root; dänisch: Mahonia; tschechisch: Mahonie cesmínolistá.
Namensursprung:
Erklärung zu Berberis s. Berberis vulgaris; aquifolium von acus = Spitze und folium = Blatt wegen der stachelspitzigen Blattzähne.
Botanisches:
Die Mahonie ist im pazifischen Nordamerika beheimatet, bei uns als Zierstrauch vielfach angepflanzt. Die Laubblätter sind lederartig, immergrün, gefiedert, die Blättchen ausgeschweift, dornig gezähnt und oberseits stark glänzend. Die gelben Blüten, die in rispenartig zusammengedrängten Trauben stehen, gleichen denen des Sauerdorns und haben wie diese reizbare Staubfäden. Die Beeren dagegen sind kugelig, blau bereift mit dunkel purpurnem Saft. Die Zweige werden zu Kranzbindereien verwendet. In der Heimat bereitet man aus den Beeren Wein und Branntwein. Blütezeit: April bis Mai.
Geschichtliches und Allgemeines:
Die amerikanische Medizin verwendet die Wurzel der Mahonie auch gegen intermittierende, remittierende und typhöse Fieber, Diarrhöen und Dyspepsie. Als Tonikum hat sie sich bei syphilitischen und Struma-Affektionen nützlich erwiesen und wird häufig bei Schmerzen und Brennen der Gallen- und Harnwege, insbesondere bei Neigung zu Gallensteinen verordnet. Berberis aqui folium wirkt (in kleinen Dosen) als Adstringens, Bittermittel, Tonikum und Stomachikum, in großen Gaben aber abführend und ruft wässrige Diarrhöen mit Abdominalschmerzen hervor. Die Wurzel enthält als vorwiegend wirksame Substanzen die Alkaloide Berberin, Oxyacanthin und Berbamin. Die Frage, ob in der Rinde Berberin gefunden worden ist, ist offenbar nicht geklärt. Bei Untersuchungen über Toxingehalt wurden in Berberis aquifolium erhebliche Mengen von ausfällbarem Eiweiß von starker Giftigkeit festgestellt. Die tödliche Dosis für Mäuse bei subkutaner Anwendung beträgt 10 mg.
Angewandter Pflanzenteil:
Die englischen Autoren, auch Clarke, erwähnen nur die Wurzel. Auch Thoms führt nur die Wurzel an. Dragendorff gibt für Syphilis und Psoriasis die Wurzel an. Die amerikanische homöopathische Pharmakopöe schreibt die frische Wurzelrinde vor. Die Urtinktur nach dem HAB. wird aus der getrockneten Wurzelrinde bereitet.
Phytotherapeutische Anwendungen.
Berberis aquifolium wird bei Psoriasis, auch bei Ekzem, Herpes, Akne und chronischer hereditärer Syphilis verordnet. Die Misserfolge, die auch bei der Behandlung von Psoriasis gelegentlich gemeldet wurden, glaubte man zuerst darauf zurückführen zu können, dass die von der in Deutschland gezüchteten Mahonie hergestellten Präparate nicht dieselbe Wirkung hätten wie die amerikanischen Originalpräparate. Es zeigte sich jedoch, dass auch bei Darbietung der amerikanischen Arzneien Versager eintraten. Bei Psoriasis ist die Zahl der ungünstig verlaufenen Fälle gegenüber den Heilerfolgen nur gering, besonders wenn man andere Mittel, wie Quercus robur, Hydrocotyle asiatica, Sarsaparilla und Acidum hydrochlor im Wechsel gibt. Häufig wird Berberis aquifolium auch gegen durch Harnsäure-Diathese bedingte Leiden, wie Gicht und Rheuma, Neuralgien, Ischias, Nierenleiden, insbesondere Nierensteine angewendet. Doch tritt hier die Verwendung hinter der von Berberis vulgaris zurück. Auch bei Gallen- und Blasensteinleiden, Verdauungsstörungen, Leberschwellung und -verhärtung wird das Mittel eingesetzt. Bei Nierensteinkolik werden als Wechselmittel Rubia tinctorum, Solidago und Nux vomica empfohlen. Als übliche Dosis werden 0,3-1,8 g des Fluidextraktes (Potter) oder 0,6-3,75 g der Tinktur (Potter) angegeben.
Homöopathische Anwendungen:
Berberis aquifolium ist als Mittel für die Haut (Akne, Hautflecken, Pickel) im Zusammenhang mit einem gestörten, unvollständigen Stoffwechsel in Gebrauch. Es stimuliert die Drüsenfunktion und verbessert die Verwertung der aufgenommenen Nahrung. Auch bei chronischen Katarrh, sekundärer Syphilis, Leberträgheit usw. wird es verwendet. Angesichts in der Regel akuter Erscheinungen wird es in eher materieller Dosis, etwa als Urtinktur oder als dil. (Dilution) D 2 eingesetzt. Zum Beispiel bei Harnsäure-Diathese und Dermatopathien, insbesondere Psoriasis verwendet man drei- bis viermal täglich 20 Tropfen Berberidis aquifolii Ø (Urtinktur) in Wasser.
(1) Bearbeitung eines Textes aus: Maddaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel 1938; Bild 1: Wikipedia; Mahonia aquifolium - ripe fruits von Genet 2011 / Bild 2: Wikipedia; Gewöhnliche Mahonie ; Urheber: 4028mdk09 21. März 2010
|
|
- Berberis vulgaris
Berberis vulgaris (1)
Berberidaceae, Sauerdorn, Berberitze. 
Namensursprung:
Berberis scheint aus dem Arabischen zu stammen, denn Berberys ist der arabische Name der Frucht und bedeutet Muschel. Es wird angenommen, dass dieses die richtige Ableitung ist, da die Blätter wie eine Muschel ausgehöhlt sind. Der deutsche Name Sauerdorn nimmt Bezug auf die dornigen Zweige und den sauren Geschmack der Blätter. Volkstümliche Bezeichnungen sind Sauerachdorn, Dreidorn , Spießdorn und nehmen Bezug auf den sauren Geschmack der Früchte (und Blätter) sowie auf deren spitzige (zapfen-, zitzen-, flaschenförmige) Gestalt.
Botanisches:
Der sehr widerstandsfähige, bis 3 m hohe Strauch lebt noch auf dem dürrsten und heißesten Sandboden Europas und meidet feuchten Boden. Er trägt rutenförmige Zweige und herabhängende, reiche Blütentrauben mit gelben, stark riechenden Blüten, die reizbare Staubgefäße enthalten. Vom Weidevieh wird er wegen der mit Dornen besetzten Triebe verschont. Auf der Unterseite der verkehrt-eiförmigen Blätter werden die Wintersporen des Getreiderostes ausgebildet. In der Nähe von Getreidefeldern darf er daher nicht geduldet werden. Seine länglichen, roten Beeren enthalten Äpfel-, Wein- und Zitronensäure. Die Blütezeit ist Mai bis Juni.
Geschichtliches und Allgemeines
Berberis vulgaris wurde im Mittelalter sehr häufig innerlich und äußerlich als Arzneimittel benutzt. Ray, Gilibert und Copland gebrauchten das Mittel hauptsächlich gegen Gelbsucht. In neuerer Zeit wird das Berberin selbst verwandt. Wurzel und Rinde des Strauches dienen zum Gelbfärben; aus dem Saft der Beeren machte man früher die sogenannten roten Kraftkügelchen, die Rotulae Berberum. Heute lässt man die Früchte erfrieren und nach dem Auftauen lässt sich ein erfrischender, saurer Saft auspressen, der an Stelle von Zitronensaft oder Apfelsaft getrunken werden kann. Dieser Saft wirkt ebenso wie der Weinauszug aus den Beeren schwach abführend. Ein Auszug der Rinde dient auch als Gurgelmittel bei Zahnfleischentzündungen. In der mongolischen Medizin wird nach Hübotter die Berberitze gegen Schleimkrankheiten, Blutfluss und "zur Hinausschaffung von Feuchtigkeit" angewendet. Der Berberitzen-Beerensaft wurde von Paracelsus als "saurer Trank" geschätzt. Auch Osiander erwähnt ihn als "vorzüglich durstlöschend und erquickend". Bei Lonicerus und Bock findet vorwiegend die Frucht Anwendung; die Wurzelrinde dagegen nur zum Ausziehen von Pfeilen, Eisen und Dornen. Auch die zahlreichen Indikationen des Matthiolus beziehen sich nur auf die Früchte und Stammrinde, ebenso die Angaben der Ärzte des 18. und 19. Jahrhunderts. Nur das aus der Wurzel isolierte Alkaloid Berberin fand häufig, namentlich gegen Wechselfieber, Anwendung. Berberis vulgaris enthält wie verschiedene andere Species neben dem Berberin die Alkaloide Oxyacanthin und Berbamin. Mit mehr als 15% Alkaloid steht sie an der Spitze der Berberisarten. Die Früchte sind alkaloidfrei. Es wird gesagt, Berberin stehe bezüglich seiner Wirkung zwischen Chinin und Rhabarber. Man verordnete es mit Erfolg bei schwer in Gang kommender Diurese nach überstandenem Choleraanfall, bei Gastritis mit Leberstörungen, dyspeptischen und kardialgischen Beschwerden und zusammen mit Ferr. lactic. gegen Chlorose. Kneipp gibt Berberitzentee bei Leberentzündung, katarrhalischer Gelbsucht und Gallensteinleiden. Die englische Medizin gebraucht Berberin als bitteres Stomachikum, auch gegen Diarrhöe und Schwangerschaftserbrechen. Sauerdorn besitzt vasokonstriktorische Eigenschaften, so dass er bei viszeralen und uterinen Blutungen gebraucht werden kann. Das in großen Gaben auch drastisch wirkende Mittel hält er infolge der umstimmenden Eigenschaften auch zur Behandlung der Skrofulose für geeignet. Berberinhaltige Pflanzen (außer verschiedenen Berberisarten noch Hydrastis canadensis, Coptis teeta, Toddalia aculeata, Coscinium fenestratum u. a.) werden, soweit in Indien beheimatet, gegen Rheumatismus, Schlangenbiss, Lepra, Erbrechen, Verstopfung bei Kindern, Ikterus, Menorrhagien, sympathischer Ophthalmie bei Kindern, Ulcus ventriculi und duodeni und als Stomachikum besonders häufig bei Malaria, angewendet. In der homöopathischen Literatur werden u. a. gichtisch-rheumatische Leiden, Gallen- und Nierensteine und chronische Verdauungsstörungen als Indikationen für Berberis genannt. Berberin bewirkt Kontraktionen der Gefäße aller Unterleibsorgane, also auch des Uterus. Bei Blutungen wurde nach kurzem Stillstand und Abnahme eine Vermehrung beobachtet. In großen Dosen verursacht Berberin Diarrhöen, Magendrücken und Appetitabnahme. Auch Delirien mit Bewusstlosigkeit können eintreten. Ernstere Vergiftungen sind nicht bekannt. Bei Tieren verursacht es Leukozytose, hämorrhagisch entzündliche Affektionen und Nekrosen der Niere und schwerste Schädigung der Ganglienzellen des Zentralnervensystems. Im Tierversuch bewirkt das Berberin Blutdrucksenkung durch Gefäßerweiterung, Erweiterung und Lähmung des Herzens, Förderung der Atmung durch kleine, Hemmung durch große Dosen und Verstärkung der Bewegungen von Uterus und Darm bei fehlender oder nur angedeuteter Wirkung auf den Darm.
Angewandter Pflanzenteil
Bock und Lonicerus nennen unter gleichen Indikationen die im Herbst gesammelten Beeren und das im Mai gesammelte blühende Kraut, jedoch scheinen vorwiegend die Beeren Verwendung gefunden zu haben. Die Wurzelrinde wurde von ihnen nur äußerlich angewandt. Matthiolus nennt nur die Beeren und den äußerlichen Gebrauch der Stammrinde. v. Haller gibt den Gebrauch der Beeren, Wurzel und Rinde an. In der neueren Literatur wird die Verwendung der Wurzel oder der Wurzelrinde in den Vordergrund gestellt.
Phytotherapeutische Anwendungen
Sehr gelobt wird Berberis bei Gicht, auch Arthritis deformans, Rheuma, Lumbago, Retinitis rheumatica, Arthralgien der Wirbelsäule, Kreuzschmerzen und Schmerzen der Aponeurosen. Gelegentlich findet es auch Anwendung bei Verdauungsstörungen, Diarrhöe, besonders in Verbindung mit Skrofulose und Tuberkulose, Ekzemen und Fistulae ani. Sehr selten ist die Anwendung als Fiebermittel.
Berberis vulgaris wird auch bei Leberfunktionsstörungen, Gallenstauungen und insbesondere Steinleiden verordnet. Im einzelnen wird es also gegeben bei Cholelithiasis, Nephrolithiasis (Oxalat- und Uratsteinen) mit häufiger Kolik, Ikterus, Hämorrhoiden, Milzleiden, Nephritis und Cholecystitis mit besonders starkem Rückenschmerz, Hydrops, Retentio urinae und Urethraschmerzen.
Als kühlendes Getränk hilft Berberis vulgaris gegen Gelbsucht und Skorbut. Ein Sauerdornwein wird gegen Ruhr, Kopfschmerzen, Wechselfieber, Appetitlosigkeit, Blutsturz und als Abführmittel angewendet. Abkochungen der Blätter und Rinde werden bei lockeren Zähnen und entzündetem Zahnfleisch als Gurgelmittel gebraucht.Äußerlich wird eine Abkochung der Rinde zum Beispiel als Gurgelmittel bei Zahnfleischentzündungen und lockeren Zähnen angewandt. Berberis wird auch häufig im Teegemischen verordnet.
Als Einzelmittel wird folgende Dosierung empfohlen: 1 Teelöffel (ca. 2,1 g) der Wurzelrinde zum heißen Infus täglich; 2 Teelöffel voll (ca. 5 g) der Beeren zum kalten Auszug täglich. Harnsäure-Diathese: Rp.: Cort. rad. Berberidis 30 (= Wurzelrinde der Berberitze) D.s.: 1/2 Teelöffel zum Infus auf 1 Glas kochendes Wasser, tagsüber 2 Glas trinken. Nieren- und Blasenleiden (nach Bastian): Rp.: Cort. et Fruct. Berberidis (= Berberitzenrinde u. -beeren) Fruct. Juniperi (= Wacholderbeeren) Fol. Uvae ursi (= Bärentraubenblätter) Fol. Betulae (= Birkenblätter) Fruct. Petroselini aa 20 (= Petersiliensamen) M.f. species. D.s.: 1 1/2 Teelöffel auf 1 1/2 Glas Wasser. Hepatopathien (nach Dinand): Rp.: Fruct. Berberidis (= Berberitzenbeeren) Fol. Betulae (= Birkenblätter) Fruct. Juniperi (= Wacholderbeeren) Hb. Absinthii (= Wermutkraut) Hb. Millefolii aa 20 (= Schafgarbenkraut) M.f. species. D.s.: 2 Teelöffel auf 2 Glas Wasser,
Homöopathische Anwendungen
Berberis vulgaris passt immer besonders, wo Nieren- und Blasensymptome vorherrschen. Es wird daher oft wird bei Arthritis, Gicht, Lumbago und bei Brennen und Empfindlichkeit in Nierengegend angewendet. Insbesondere bei der Nierenkolik mit stechendem, schneidendem Schmerz von der linken Niere mit Verlauf des Ureters entlang zur Blase und in die Harnröhre ausstrahlend zu Oberschenkel und Hoden. Die Kolik kommt und geht plötzlich. Auch ein prudelndes Gefühl in Nieren zeigt dieses Mittel an. Auch eine Zystitis mit Schmerzen, die in verschiedene Richtungen ausstrahlen ist Anlass Berberis einzusetzen. Weitere Anzeichen sind: Der Schmerz verschlimmert sich nach dem Wasserlassen. Der Urin hat Sedimentbeimengung und ist grünlich, blutrot, mit dickem Schleim; durchsichtig, rötlicher oder mit gallertartigem Satz. Auch bei Arthritis, die von einer Körperseite zur anderen wandert, ist das Mittel wirksam. Die andere Wirkseite ist der Leberstoffwechsel. Berberis ist angezeigt bei einer Gallensteinkolik, bei Cholestase mit Ikterus und hellen, lehmfarbigen Stühlen. Weiter sind Analfistel mit Gallensymptomen und Jucken der entsprechenden Körperteile, kurzer Husten und Brustbeschwerden, besonders nach Fisteloperation. Der Patient hat einen blassen Teint mit eingesunkenen Wangen und hohlen Augen. Er hat das Gefühl einer engen Kappe, die auf die Kopfhaut presst. Er leidet unter Übelkeit vor dem Frühstück. Er hat Neuralgien unter den Fingernägeln und Schwellung der Fingergelenke. Er hat flache Warzen, die jucken und brennen. Es bilden sich Polypen in Larynx und eine Störung der Stimmbänder aus.
Modalitäten: Alles verschlimmert sich durch Bewegung, Gehen, Fahren und Stehen. Durch Erschütterung, beim Aufstehen vom Sitzen, vor Stuhlgang, bei Dunkelheit, vor und bei Menses wird alles ebenfalls schlimmer.
Berberis vulgaris ist ein homöopathisches „Akutmittel“ und die Anwendung wird daher meist als Urtinktur oder in tiefen Potenzen bis zur D oder C 12 oder als tiefe Q- (LM) Potenz empfohlen.
Homöopathische (Ur-)Tinktur nach dem HAB aus der getrocknete Wurzelrinde erzeugt.
(1) Bearbeiteter Text aus: Maddaus, Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Thiemeverlag 1938 Bild: Wikipedia
|
|
- Bryonia
Bryonia alba und Bryonia dioica (1)
Weiße und rote Zaunrübe, Teufelsrübe, Gichtrübe, 
Verbreitungsgebiet: Europa, Kleinasien
Namensursprung:
Bryonia ist ein Name bei Plinius für Kletterpflanzen, abgeleitet vom griechischen βρο (bryo) = wachsen, sprossen, wegen der aus dem Wurzelstock rasch und zahlreich hervorsprossenden Stengel. Der Name Zaunrübe bezieht sich auf den Standort und die rübenartig verdickte Grundachse der Pflanze. Der oben genannte, früher besonders viel im Elsass gebräuchliche Name "herbe aux femmes battues" (Kraut der geschlagenen Frauen) soll nach der äußerlichen Anwendung der Zaunrübe gegen von Schlägen herrührende Flecken kommen. Botanisches: Die hellgelbe Wurzel der in Europa beheimateten Bryonia erreicht die Dicke und Größe einer Runkelrübe. Die ausdauernde, mit einfachen Ranken kletternde rauhaarige Pflanze wird bis zu 4 m lang und hat fünfeckige bis handförmig gelappte Laubblätter und eingeschlechtliche Blüten, die in Trauben (männlich) oder Büscheln (weiblich) stehen. Die männlichen sind stets größer und augenfälliger als die weiblichen. Die Verbreitung erfolgt durch Vögel, die die kugeligen schwarzen (Bryonia alba) bzw. roten (Bryonia dioica) Beeren fressen. Die Zaunrübe wächst mit Vorliebe an feuchten Stellen von Hecken, an Zäunen, in Gebüschen und an Weingartenrändern. Beide Arten blühen im Juni und Juli.
Geschichtliches und Allgemeines:
Die Zaunrübe war schon in der Antike den Ärzten wohlbekannt. Die Zaunrübe fand schon bei Hippokrates häufig Anwendung, so bei Starrkrampf, mit Mehl und Öl zubereitet bei Mastdarmvorfall, innerlich und äußerlich bei Gebärmutterleiden. Die Hippokratiker verwandten sie u. a. als gynäkologisches Mittel. Nach Dioskurides dienten die Früchte der Weißen Rübe zum Enthaaren der Haut, ferner nennt er sie als Mittel gegen Epilepsie, Schlaganfälle und Schwindel und als Abortivum. Die Schwarze Rübe habe dieselben Eigenschaften, nur sei sie weniger stark. Bei Asclepios finden wir zum ersten Male eine warme Empfehlung gegen Wassersucht und Asthma. Coelius Aurelianus verordnete die Zaunrübe als Cholagogum gegen Gelbsucht. Auch im Mittelalter war sie eine viel verwandte Pflanze. Die hl. Hildegard nennt sie "Stichwurtz", vielleicht in Bezug auf ihre Verwendung gegen Seitenschmerzen, vielleicht liegt hier aber auch ein Schreibfehler vor, und es heißt "Schitwurz". Man verwandte sie häufig als drastisches Abführmittel. Vergiftungen sind häufig vorgekommen. Die hl. Hildegard erwähnt sie auch als Mittel gegen Leibschmerzen, durch Blähungen entstanden. Als austreibendes, purgierendes, äußerlich hautreinigendes und geschwüreöffnendes Mittel steht die Zaunrübe in hohen Ehren. Sie wurde daher gegen "die zähen Phlegmata", Epilepsie, Schwindel und andere Gehirnerkrankungen, Husten, Asthma, Milzschwellung, innere Brüche und Wunden, äußerlich bei Finger- und anderen Geschwüren, Muttermälern, Flechten und lahmen Gliedern gebraucht. Man sprach auch von einer „zerteilende Kraft der Wurzel“, die äußerlich bei den schwersten Zerquetschungen und beträchtlichsten Kopfwunden das geronnene Blut zerteile und zur Reinigung bösartiger fistulöser Geschwüre wie auch von außen zugänglicher Organe, z. B. Uterus bei anhaltendem Fluor albus und malignen Geschwüren, große Dienste leiste. Bei innerlicher und äußerlicher Anwendung treibe sie zudem die Würmer aus und sei ein "gewaltsames Purgiermittel"gegen die "schleimichten und wässerichten Feuchtigkeiten über sich und unter sich". Sie helfe gegen Hydrops, langwierige Geschwülste, Milz- und Gekröseverstopfung, Amenorrhoe, Fieber, Epilepsie, Schwindel und Geistesgestörtheit. In der älteren englischen Medizin wurde Bryonia hauptsächlich als Purgans und Diuretikum angewandt. Die deutsche Volksmedizin verwendet vorwiegend die hautreizende Kraft der Wurzel bei gichtischen und rheumatischen Beschwerden. In der russischen Volksmedizin wird die Zaunrübe ebenfalls bei chronischem Rheumatismus und Gliederreißen gebraucht. Weiter dient sie auch als Abortivmittel und eine Prise der trockenen Wurzel auf ein Glas Wasser im Infus als Abführmittel.
Angewandter Pflanzenteil:
Dioskurides nennt die Wurzel in erster Linie, gibt aber für eine Reihe der gleichen Indikationen (als Diuretikum, Emmenagogum, Epileptikum usw.) auch den Gebrauch der jungen Stengel an. Die hl. Hildegard empfiehlt die Zaunrübenwurzel zur äußeren Anwendung. Zwischen den beiden Zaunrübenarten, Bryonia dioica und alba, wird offenbar kein Unterschied gemacht. Die getrocknete Wurzel ist allerdings bedeutend weniger wirksam als die frische Pflanze.
Wirkung bei phytotherapeutischer Anwendung
Bryonia verursacht bei unangemessener Anwendung Entzündungen, Hyperämie und Blutaustritte in den Schleimhäuten und nervöse Reizung hervorruft. Neben den Reizwirkungen auf der Haut (bei lokaler Anwendung) ergaben sich Gastroenteritis, schwere tetanusartige Krämpfe und eine Steigerung der Herztätigkeit. Nach Galtier starb eine Frau 4 Stunden, nachdem ihr ein Klistier aus 30 g Rad. Bryoniae behufs Verminderung der Milchsekretion appliziert worden war. Als wirksame Bestandteile der Roten Zaunrübe werden die ätherischen Öle der Pflanze, das alkaloidartige Bryonicin, ein Glykosid Bryonin und Bryogenin angenommen. Die Weiße Zaunrübe enthält die beiden amorphen Glykoside Bryonin und Bryonidin, von denen das letztere das bedeutend wirksamere sein soll. Das Bryonidin ist für Frösche in Dosen von 0,6 g pro kg Körpergewicht subkutan tödlich. Der Tod tritt durch zentrale Lähmung ein. Die Herztätigkeit verändert sich bis zum Tode kaum. Es tötet Katzen nach 12 Stunden bei intravenöser Injektion von 0,2 g pro kg. Bei der Sektion zeigten sich Schwellung und Rötung des unteren Teiles des Darmkanals. Das Bryonin ist für Kaltblüter ungiftig, hingegen ruft es subkutan injiziert bei Warmblütern Abszesse an der Injektionsstelle hervor und in den Magen gebracht Erbrechen. Auch in der trockenen Wurzel von Bryonia alba sind, selbst wenn die Wurzel jahrelang trocken gelegen hat, noch die beiden Glykoside, Bryonin und Bryonidin, enthalten.
Die Anwendungen sind vielfältig. Ein aus der Wurzel zubereitetes Getränk ist ein Mittel gegen Epilepsie, Schwindel, Milzkrankheiten, Schlangenbiss, Husten, Asthma und innere Blutungen. Die in Wein angesetzte Wurzel hilft gegen Ohnmachtsanfälle in der Schwangerschaft. Die Wurzel mit Öl wird auf Geschwüre und Fisteln im Mastdarm gegeben und hilft auch die Knochenbrüche schneller heilen. Die Umschläge aus der Zaunrübe lockern Splitter aus den Wunden. Ein Zäpfchen aus der Wurzel ist ein starkes Abortivum. - Ein Dekokt aus der Wurzel wird bei Magengeschwüren verwendet. Man lässt die geriebene Wurzel 24 Stunden in Schweinefett liegen und massiert nachher die Glieder bei Gicht. Die getrocknete Wurzel in Absud oder als Pulver verwendet man zu Umschlägen bei Wassersucht. Ein Zaunrübenabsud findet als Umschlag bei Geschwülsten und Quetschungen Verwendung. Die gestoßenen Blätter aus den Spitzen der Pflanze heilen Wunden, Geschwüre und Krebs. Die Samen werden im Gemisch mit den Samen anderer Pflanzen als Brustmittel genommen. Unterwaldt berichtet, dass er eine eigene schwere Blinddarmvereiterung beseitigte unter Anwendung von Bryonia-Tinktur 20,0 und Echinacea-Tinktur 20,0, halbstündlich 10-20 Tropfen in Wasser und mit gleichzeitigen heißen Umschlägen, und M. Finger hat über 100 Fälle von Blinddarmentzündung und -reizung mit Bryonia erfolgreich behandelt. Bryonia wird verordnet bei: Polyarthritis urica und rheumatica, bei akuten und chronischen Glieder-, Nacken-, Brust- und Muskelschmerzen, bei Gelenkergüssen und Gelenkschwellungen sowie bei Lumbago. Bei fieberhaften Erkrankungen auf infektiöser Basis, wie Grippe und Typhus, wird Bryonia ebenfalls empfohlen. Bryonia ist ferner imstande, die Scharlach- und Masernexantheme zu rascher Entwicklung zu bringen und dadurch einen schnelleren Verlauf der Krankheiten zu gewährleisten und Komplikationen vorzubeugen. Weiter wären noch folgende Indikationen zu nennen: Mastitis und Milchfieber, Magenleiden, wie Gastritis, Dyspepsie, Appetitlosigkeit und Darmkoliken, Gallen- und Leberleiden, wie Hepatitis oder chronische Cholecystitis. Bryonia wirkt auf alle serösen Membranen und die Eingeweide. Der allgemeine Charakter des hervorgerufenen Schmerzes ist ein Stechen und Reißen. Diese Schmerzen treten überall auf, besonders in der Brust. Sie Verschlimmern sich durch jede Bewegung. Üblicher Weise verwendet man die Tinktur innerlich ein- bis zweimal täglich. Es werden 4-6-8-10 Tropfen der Tinktur in Wasser verdünnt eingenommen. Bei äußerlicher Anwendung soll man die Tinktur nur leicht verdünnt verwenden.
Homöopathische Anwendungen
Bryonia ist ein Hauptmittel der homöopathischen Schule bei Erkrankungen der serösen Häute, insbesondere im Stadium der Exsudation. So hat es sich hervorragend bewährt bei Pleuritis (auch bei Pleuritis sicca), Peritonitis und Pleuropneumonie. Bei Appendizitis wird es sehr häufig mit gutem Erfolge angewandt. Die besonderen Zeichen, die auf eine Bryonia- Erkrankung hindeuten sind: Verschlimmerung durch Bewegung stechende und reißende Schmerzen, besonders im Brustbereich, trockene Schleimhäute, Schwindel, drückender Kopfschmerz, trockene, ausgedörrte Lippen und Mund, exzessiver Durst, empfindlicher Oberbauch und Gefühl eines Steins im Magen, große, trocken Stühle, trockener Husten, rheumatische Schmerzen und Schwellungen, Ödeme. Der Bryonia- Patient ist reizbar und schnell verärgert. In akuten Schüben und spontanen Schmerzsituationen verwendet man tiefe Potenzen. Als Dosierung werden dann C 2 bis C 12 empfohlen. Bei chronischen Zuständen verwendet man höhere Potenzen zwischen C 30 und C 200, häufig verkleppert (in Wasser verdünnt), um Erstreize zu vermeiden und flexibler auf Entwicklungen reagieren zu können. Wer sich damit auskennt, verwendet LM (Q) Potenzen zwischen LM 6 und LM 18.
(1) entnommen und überarbeitet aus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Madaus, 1938 Bild: Wikipedia;
|
|
- Calendula
Caléndula officinális (1)
Ringelblume, Totenblume, Sonnenwendblume.
Namensursprung:
Calendula ist abgeleitet vom lateinischen calendae, dem ersten Tage des Monats, weil die Pflanzen in vielen calendis (Monaten) blüht. Eine andere Erklärung sagt, weil sich die Strahlblüten der Calendulaarten mit dem Aufgehen der Sonne öffnen und mit dem Untergehen schließen, also die Bewegung der Sonne wie ein Kalender angeben. Oder es bezieht sich der Name Ringelblume auf die inneren ringförmig gewundenen Früchte der Pflanze. Sehr häufig wird die Ringelblume auf Gräber gepflanzt, daher stammt auch die Bezeichnung Totenblume. Botanisches: Die Ringelblume ist ein meist einjähriges, bis zu 50 cm hohes Kraut. Der fast stielrunde Stengel verästelt sich stark und ist etwas filzig behaart. Die wechselständigen Blätter sind 10-15 cm lang und 3-4 cm breit. Die unteren sind fast spatelförmig, die oberen länglich bis lanzettlich. Alle sind filzig behaart. Die Blütenkörbchen haben einen Durchmesser von etwa 5 cm. Die zungenförmigen, orangegelben Randblüten stehen in 2-3 Reihen und sind weiblich. Die zahlreichen Röhrenblüten sind zwittrig bzw. männlich. Die Blüten haben keinen Haarkelch. Früchte bilden sich nur aus den Randblüten. Je nachdem, ob sie am Rande, weiter nach innen oder ganz innen stehen, weisen sie verschiedene Formen auf. Die Blütezeit ist von Juni bis August. Die ursprüngliche Heimat sind die Mittelmeerländer, die Kanarische Inseln und der Orient. In Deutschland ist die Ringelblume seit langem eine beliebte Zierpflanze der Bauerngärten; angebaut wird sie jedoch nur wenig, 1-3 ha in ganz Deutschland. Wenn die Blüte morgens nach 7 Uhr noch geschlossen ist, soll es an dem Tage regnen.
Geschichtliches und Allgemeines:
Die Calendula wird erst seit dem 12. Jahrhundert als Heilpflanze erwähnt. Ziemlich sicher lässt sich die "ponsa solis" des Albertus Magnus, welcher sie gegen den Biss wilder Tiere, Leber- und Milzverstopfungen empfiehlt, als Calendula officinalis erkennen. Der Arzt Joh. Joachim Becher (um 1660) fasste ihre Heilwirkung in folgenden Versen zusammen: "Der Leber / Hertzen auch / steht bey die Ringelblum / Sie treibt den Schweiß und Gifft / behält darin den Ruhm / Sie fördert die Geburt / und treibt der Frauen Zeit / Ein Wasser / Essig und Conseco wird drauß bereit." In Schlesien werden die Blätter der Ringelblume zerquetscht und mit Ziegenbutter vermengt. So erhält man die berühmte Ringelrosenbutter, die, dem verdorbenen Magen „aufgeschmiert“, Wunder wirken soll. Der Goldrosentee ist im Elsass ein Mittel gegen Durchfall. Auch wird Calendula gegen Gelbsucht, Herzstechen, zur Regelung der Menstruation, als appetitanregendes und schweißtreibendes Mittel gebraucht. Sie soll, innerlich genommen, die Sehkraft stärken. Äußerlich wird der Blumensaft gegen Warzen und Krätze, eine Abkochung der frischen Blätter und Blüten gegen Flechten und verhärtete Drüsen benützt. Auch als Wundheilmittel ist der Blumensaft bekannt. Im Volksglauben hat die Ringelblume in allen Ländern immer eine große Rolle als Liebesmittel gespielt. Die Blütenblättchen wurden früher zum Schminken benutzt. Die rotbraunen Blüten standen wegen der in ihnen enthaltenen Farbe in höherem Werte als die gelben. Aus dieser alten Anwendung stammt wohl auch der Hinweis auf die Hautwirkung. Eine besondere Rolle hat die Calendula früher in der Krebstherapie gespielt. Weiter hatte sie auch den Namen Verrucaria, weil man sie äußerlich gegen Warzen verwandte. Durch die Arbeiten des schwedischen Arztes J. P. Westring, die auch ins Deutsche übertragen wurden, wurde die Aufmerksamkeit der Ärzte wieder auf die Ringelblume als Mittel gegen Krebs und ansteckende Krankheiten gelenkt. Nach ihm war diese Heilpflanze im 17. und 18. Jahrhundert gegen alle möglichen Krankheiten so beliebt, dass die Drogisten Fässer voll von Calendula stets bereit halten mussten. Andere fassten Calendula nicht als direktes Krebsheilmittel auf, sondern nur als Unterstützungs- und Reinigungsmittel. Sie benutzten einen Aufguss zu Spülungen bei Uteruskrebs und verordneten gleichzeitig einen Extrakt der Ringelblumen. Dieser wirkte, "wie ein Opiat auf die widernatürlich gereizten Nerven". Von der hl. Hildegard wurde die Ringelblume gegen Verdauungsstörungen und äußerlich gegen impetiginöse Ekzeme angewandt. Das Ringelblumenwasser sollte schweißfördernd wirken und eine Räucherung von Blüten und Kraut die Geburt beschleunigen. Nach Kneipp wendete man die Pflanze gegen Geschwüre an, die "recht bösartig und giftig aussehen". Die Blüten und Blätter wurden mit Schmalz gesotten und zu einer Salbe verarbeitet. Nach ihm hat die Pflanze eine ätzende und heilende Wirkung. Man kann sie auch als Teeaufguss äußerlich anwenden. Bei Magenentzündung und Magengeschwür wendet er täglich sechs- bis achtmal einen Löffel vom Teeaufguss an. Die heutige Volksmedizin wendet spirituöse Auszüge bei Riss- und Quetschwunden zur Förderung der Granulationsbildung und das Ringelblumenwasser als Verbandsmittel bei bösartigen Geschwüren an; die innerliche Verabreichung von Calendula soll bei entzündlichen Zuständen und Anschwellungen drüsiger Organe nicht ohne Erfolg sein. Calendulasalbe wird zur Behandlung von eitrigen Wunden, Schlag- und Stichverletzungen, Quetschungen, Geschwüren, Verbrennungen, Karzinom und traumatischer Hodenentzündung gebraucht. Eine Woche vor der Menstruation eingenommen, normalisiert Calendula den Verlauf der Menses und beseitigt auch dysmenorrhöeische Beschwerden. Äußerlich werden auch Umschläge mit dem frischen Kraut (als Breiumschlag) gemacht. Angewandter Pflanzenteil: Es werden hauptsächlich Blüten, Blätter und Stengel verwendet. Die homöopathische Urtinktur hat das frische blühende Kraut (§ 3) zum Ausgangsstoff. Die Pflanze enthält u. a. Salizylsäure, die Blätter und Blüten einen amorphen Bitterstoff, die Blüten ferner einen carotinartigen Farbstoff Calendulin und ein Saponin, dessen Aglykon identisch mit der auch in den Mistelblättern vorkommenden Oleanolsäure ist.
Die Verwendung in der Phytotherapie
Die Verwendung ist universal. Innerlich werden Teeaufguss oder die verdünnte Tinktur (bei Entzündung der Mund- und Rachenschleimhaut) verwendet. Der Tee stärkt die Verdauungsorgane, lindert Brechreiz und hilft Magengeschwüre zu heilen. Äußerlich wird Calendula als Salbe bei Wunden mit schlechter Heiltendenz, bei Brandwunden, Ekzemen, Akne, unreiner Haut, zur Narbenbehandlung und gegen Krampfader eingesetzt. Die Salbe lindert Sonnenbrand und Insektenstiche. Für den Gebrauch werden üblicher Weise 2-4 g der Tinktur als Emmenagogum (zur Anregung der Monatsblutungen), oder ein Aufguss 5 : 100 als Diaphoretikum, oder die Tinktur 10 : 100 verdünnt äußerlich auf Wunden oder 3 Teelöffel voll (= 2,7 g) zum heißen Infus täglich verwendet. Rezepte: Bei Drüsenschwellungen: Rp.: Succi Hb. et Flor. Calendulae 100 D.s.: 1-2 Esslöffel mit einem Glas Milch oder Fleischbrühe zu nehmen. Als Emmenagogum (Arznei, die den Eintritt der Monatsblutung anregt) : Rp.: Flor. Calendulae 30 (= Ringelblumenblüten) D.s.: 2 Teelöffel voll zum heißen Infus mit 2 Glas Wasser, tagsüber zu trinken. Bei Mastdarmentzündung : Rp.: Calendulae Ø 100 D.s.: äußerlich zu Darmspülungen 1 Teelöffel auf 1 l Wasser. Bei syphilitischen Geschwüren, Skrofulosen ( Halsdrüsengeschwulst) und Hautkrebs : Rp.: Succi Calendulae 4-6 D.s.: Mit 30 g ungesalzener Butter zu einer Salbe zu mischen. Zum Auftragen auf die leidenden Stellen. Krebstee (nach Wesenberg): Rp.: Fol. Menyanthis 10 (= Fieberkleeblätter) Strob. Humuli lup. 20 (= Fruchtzapfen des Hopfens) Flor. Calendulae 50 (= Ringelblumenblüten) Hb. Clematid. rectae 15 (= Kraut der Aufrechten Waldrebe) Sem. Silybi mariani 15 (= Mariendistelsamen) Hb. Chelidonii 10 (= Schöllkraut) M.f. species. D.s.: 2 Teelöffel auf 2 Glas Wasser. Bei Magengeschwüren (nach Zimmermann): Rp.: Flor. Calendulae (= Ringelblumenblüten) Cort. Quercus rob. (= Stieleichenrinde) Hb. Fumaria off. (= Erdrauchkraut) Hb. Veronicae off. (= Ehrenpreiskraut) Hb. Verbenae off. aa 20 (= Eisenkraut) M.f. species. D.s.: 4 Teelöffel auf 2 Glas Wasser. Bei brandigen Geschwüren, auch Ulcus cruris: Rp.: Calendulae Ø Echinaceae Ø Arnicae Ø Hydrastidis Ø aa 15 M.d.s.: Mit 1/2 1 Wasser als Umschlag. Gegen Sonnenbrand (vorbeugend): Rp. : Calendula-Urtinktur, 1/2 Stunde vor dem Sonnen 20 Tropfen in 100 ml Wasser einnehmen. Bei Lichtdermatitis (u.a. Hitzefrieseln): 20 Tropfen in 100 ml Wasser einnehmen. Bei Bedarf 2 bis 3 x wiederholen
Homöopathie
Die Homöopathie kennt Calendula als ein Mittel, dass meist lokal angewandt wird. Calendula ist nützlich bei Verletzungen: in erster Linie, um die Gewebsvereinigung zu sichern und eine Eiterung zu verhindern, in allen Fällen von Verlust von Weichteilen, wenn die Vereinigung durch Klebepflaster (Naht) nicht erreicht werden kann und bei äußeren Wunden u.a. Risswunden und zackig aussehende Wunden, nach chirurgischen Eingriffen, um gesunde Granulation zu fördern und stärkere Eiterung und entstellende Narben zu verhindern. Das Mittel lindert traumatische und idiopathische Neurome, eine Neuritis durch Risswunden und hilft bei Erschöpfung durch Blutung und heftigsten Schmerz. Es heilt Muskel- oder Sehnenrisse, Risse während der Wehen, Wunden mit Gelenkeröffnung und Verlust von Synovialflüssigkeit sowie Wunden mit plötzlichem Schmerz. Es ist angezeigt bei anlagebedingter Neigung zu Erysipel (alten, vernachlässigten, stinkenden), bei einem drohenden Gangrän sowie bei Geschwüren, die gereizt, entzündet, schorfig, varikös sind und schmerzhaft wie geschlagen sowie bei stärkster Absonderung von Eiter. Calendula ist fast spezifisch für glatte, chirurgische Schnitte oder Risswunden, um eine stärkere Eiterung zu verhindern.
Die Anwendung erfolgt innerlich in tiefen Potenzen, von Tinktur bis zu 12. Potenz. Äußerlich ist eine wässrige Calendula-Lösung ( 20:100) für alle Wunden ein wirksames Heilmittel. Man setzt diese auch als Scheidenspülung bei Leukorrhoe ein. Bei Verbrennungen, Fissuren oder sonstigen Wunden etc. ist eine Calendulasalbe hilfreich.
(1) bearbeiteter und gekürzter Auszug aus Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Madaus, 1938 Bild: Wikipedia
|
|
- Camphora
Camphora (1)
Kampfer, Kampferbaum, Kampferlorbeer
Verbreitungsgebiet:
Formosa, Japan, Madagaskar, Ägypten, Kanarische Inseln, Südfrankreich, Sizilien, Nordamerika
Namensursprung:
Das Wort Camphora ist indonesischen Ursprungs und ist aus kapur = Kalk, altjavanisch auch = Camphora über das arabische Kâfur umgebildet worden. Auch das Sanskritwort karpûra ist indonesischen Stammes und weist auf den malaiischen Archipel hin, von wo ja ursprünglich aller Kampfer kam. Botanisches: Die Höhe des in den chinesischen Bergwäldern, auf Formosa und in den südlichen Inseln des japanischen Archipels heimischen Kampferbaumes wird mit 20 bis 50 m angegeben. Sein Stamm wird über 5 m dick. Der knorrig verzweigte Baum hat längliche bis elliptische, bis 11 cm lange, dreinervige Blätter, die oberseits glänzend, unterseits blau-grün sind, und grünlichgelbe Blüten, die in langgestielten, armblütigen Rispen stehen. Die Frucht ist purpurschwarz. Gemischter Sand und Lehmboden sagen dem Kampferbaum am meisten zu. Zur Kampfergewinnung geschieht in der Weise wird das zu Spänen zerkleinerte Holz der Wasserdampfdestillation unterworfen und der aus dem gewonnenen Rohöl auskristallisierte Kampfer durch Abschleudern und Sublimieren gereinigt. In neuerer Zeit gewinnt man Kampfer auch durch Destillation aus den Blättern.
Geschichtliches und Allgemeines:
Kampfer ist in China schon im Altertum gewonnen und benutzt worden. Der erste Beleg darüber findet sich um 300 n. Chr. .Um 550 n. Chr. wird Kampfer als Zutat zu einer äußerlich anzuwendenden Arznei gegen Gicht und Rheumatismus, sowie als Bestandteil des Oleum Salca, welches als gutes Mittel gegen Schwerhörigkeit galt, gepriesen. Im 6. Jahrhundert wird Kampfer in den Gedichten des südarabischen Fürsten Imru-I-Kais erwähnt, und auch im Koran wird er als Kühlungsmittel der Getränke der Seligen im Paradiese genannt. Allerdings war der Kampfer jener Zeit sehr teuer und wurde mit Gold aufgewogen. Nach dem arabischen Arzt Mesuë (10. Jahrhundert) wurde der Kampfer gegen gastrische Geschwüre angewandt. Ende des 13. Jahrhunderts gibt der griechische Arzt Actuarius die Anweisung zu einem Pastillus contra diabetem, in dem Kampfer enthalten war. In Europa wird er bereits im 12. Jahrhundert, u.a. von der hl. Hildegard als Heilmittel erwähnt. Paracelsus lobt den Kampfer sehr als kühlendes Mittel bei Gehirnerkrankungen. Andere schildern ihn als Aphrodisiakum, als stopfendes, kühlendes und schlafbringendes Mittel und verordnet ihn namentlich bei blutenden Hämorrhoiden, Kopfschmerz, der von Hitze kommt. Bei "hitzigen" Krankheiten soll das Kampferöl die von Hitze und Geschwulst verursachten Schmerzen stillen. Kampfer, war man der Ansicht, bewahrte den Leib vor Fäule. Was in Zeiten von Epidemien auch als Vorbeugungsmittel von großer Bedeutung war. Die allein für den äußerlichen Gebrauch angegebenen Indikationen waren zahllos. Man gebrauchte Kampfer bei Zahnweh, hitzigen Geschwülsten, Wunden, Geschwüren, Gonorrhöe, Nasenbluten, Unkeuschheit, Akne, Flecken des Gesichts usw.. Auch innerlich wirke er kühlend, indem er (Zitat)"die Ursachen des brands und der Entzündungen hebet, das stokende Geblüt zertheilet, die Gefäße reizet, eröfnet und frey macht, denn dazu ist er das allervortreflichste Mittel unter allen bekannten Arzneyen." Schließlich lobt man die erweckende, nervenstärkende Kraft des Kampfers . Und in diesem Zusammenhang wird Kampfer hauptsächlich beim Atmungs- oder Herz- und Gefäßkollaps nach Narkose, im Verlauf von Infektionskrankheiten (besonders bei Pneumonie), bei beginnendem Lungenödem und bei Vergiftungen angewandt. Auch wird ihm ein günstiger Einfluss bei Asthma cardiale zugeschrieben.
Pharmakologisches und Toxikologisches:
Der gewöhnliche Kampfer wird als rechtsdrehender Kampfer (d-Kampfer) durch Destillation aus dem Holz der Lauracee Cinnamomum camphora (L.) gewonnen. Er wird auch Japan- oder Laurineenkampfer genannt. In China und auf Formosa gebraucht man zur Kampfergewinnung einfach konstruierte, sogenannte Kampferöfen: aus einem Kessel werden Wasserdämpfe entwickelt, die dem zerkleinerten Holz das Kampferöl und den Kampfer entreißen. In mit fließendem Wasser gekühlten Behältern wird der Kampfer abgeschieden. Die Handelsware stellt sich als farblose oder weiße, kristallinische mürbe Stücke oder weißes kristallinisches Pulver dar. Der Kampfer hat einen eigenartigen durchdringenden Geruch und schmeckt brennend scharf, etwas bitter, hinterher kühlend. Er verdampft schon bei gewöhnlicher Temperatur, entzündet sich leicht und verbrennt mit rußender Flamme. In Wasser ist er sehr wenig löslich, dagegen leicht löslich in Alkohol, Äther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff, in Fetten und ätherischen Ölen. Schmelzpunkt 175-179°; optisch aktiv (+ 44,22°). In toxischen Dosen übt Kampfer eine depressive Wirkung auf das Nervensystem aus und kann bei hysterischen und fiebernden Patienten kollapsartige Zustände herbeiführen. Weiterhin verursacht Kampfer entzündlich geschwürige Affektionen der Magenschleimhaut und bei subkutaner Injektion (heute weniger üblich!) Ödeme in Haut und Unterhaut, hämorrhagische Abszesse, thrombosierte Gefäße, Nekrosen; entzündliches Granulationsgewebe zeigt sich. Örtlich bewirkt Kampfer Brennen, Schmerzen und Entzündung. Konzentrationen von 0,1 % haben eine geringe lokalanästetische und durch Reizung von Kälteemfindungen leitender Nervenendigungen kühlende Wirkung. Campher wird schnell über die Haut resorbiert und gelangt über das Blutplasma vor allem in das Fettgewebe. Es passiert die Blut-Hirn-Schranke, die Blut-Milch-Schranke und die Plazentaschranke. Die Metabolisierung erfolgt zu Carbonsäuren und/oder Campheralkoholen, teilweise wird der Wirkstoff glukuronidiert. Die Ausscheidung erfolgt vor allem über die Niere, in geringer Menge auch über die Lunge, den Kot und die Milch. In einer Menge von etwa 0,6 g verursacht Kampfer nur etwas Schwindel, Kopfschmerzen, Röte und Wärmegefühl des Gesichtes, psychische Erregung und generell ein lebhaftes Wärmegefühl am ganzen Körper. Nach etwa 2-2,5 g treten jedoch Bewegungsdrang, dann Ideenflucht, Bewusstseinstrübung und nach etwa vier Stunden Bewusstlosigkeit und Krämpfe auf. Besonders giftig ist Kampfer bei der Aufnahme durch die Atemluft. Er wird dann sofort durch das Lungenblut dem Herzen zugeführt. Als flüchtige und lipoidlösliche Substanz, die die Epidermis leicht durchdringt, wirkt Kampfer an der Applikationsstelle außerdem gewebereizend. In Öl oder Alkohol gelöst und in die Haut eingerieben, verursacht er Rötung und sensible Reizung.
Anwendung in der phytotherapeutischen Praxis
Camphora ist das Hauptmittel bei Kollaps und erlahmender Herztätigkeit (besonders bei Scharlach, Pneumonie, Typhus, Cholera, Grippe), das auch infolge seiner entzündungswidrigen Wirkung bei allen akuten Infektions - und Erkältungskrankheiten sehr geschätzt wird. Als Prophylaktikum wird der Kampfer besonders bei Grippe und Schnupfen gebraucht. Sehr gelobt wird in der Homöopathie die Wirkung bei epileptiformen und tetanusartigen Krämpfen, besonders bei Muskel- und Wadenkrämpfen und auch bei Erkrankungen des Urogenitalapparates, wie Blasenkatarrh (hier in nicht zu starken Dosen), Retentio urinae usw.. Erfolgreich eingesetzt wurde er auch zur Nachbehandlung von Gonorrhöe, wenn die Harnröhre durch Sekrete verklebt war. Als beruhigendes Mittel wird schließlich noch der Gebrauch bei Erregungszuständen des Gehirns und Herzens, Schlaflosigkeit, Sonnenstich, Hautentzündung, Schwindel und Ohnmachten genannt. Tatsächlich wird Campher heute fast nur noch äußerlich in Form 10 %iger Salben oder in Spiritus gelöst angewendet. Die Einreibungen wirken durchblutungsfördernd und werden bei chronischer Arthritis, Sehnenscheidenentzündung, traumatischer Schwellung, Myalgie, Bursitis, Zerrung, Verstauchung und entzündlichem Ödem eingesetzt. Rezepte: Bei Erkrankungen der Lunge : Rp.: Camphorae tritae Terpini hydrati aa 0,2 M.f. pulv. tal. dos. Nr. XX ad chartas paraff. S.: Drei- bis sechsmal täglich 1 Pulver. Bei rheumatischen Affektionen äußerlich: Rp.: Spiritus camphorati 100 D.s.: Zur Einreibung. Emplastrum (wird auf die Haut geklebt und setzt den Wirkstoff aus einem im Pflaster enthaltenen Depot kontrolliert frei) antiarthriticum: Rp.: Emplastri saponati 40 Emplastri fusci 20 Camphorae tritae 2,5 Castorei canadensis pulv. 1,25 In Papierkapseln ausgießen. Gegen Frostbeulen: Rp.: Camphorae 5 Olei Terebinthinae 20 D.s.: Zum Einreiben. Bei torpiden und Decubitus-Geschwüren äußerlich: Rp.: Vini camphorati (DAB) 200 D.s.: äußerlich zu Umschlägen. Bei Rheumatismus: Rp.: Chloroformii 20 Spiritus camphorati 80 M.d.s.: äußerlich.
Anwendung in der Homöopathie
Das Arzneimittelbild von Camphora zeigt das Bild eines Kollapszustandes mit eisiger Kälte, plötzlichem Kräfteschwund, kleinem, schwachen Puls usw. Daher ist es als Herzstimulanz das Mittel der Notfallmedizin. Es ist eines der Hauptmittel bei Schock! Jeder Therapeut sollte ein Fläschchen Camphora Urtinktur (= D1) griffbereit haben.
Camphora antidotiert (oder verändert) die Wirkung von fast allen pflanzlichen Arzneimitteln. Es sollte daher nicht ungeprüft in Verbindung mit anderen Einzelmitteln eingesetzt und ebenso nicht in der Nähe von homöopathischen Arzneien verwahrt werden. Verwendung findet die Tinktur oder tiefe Potenzen. Bei Kollaps hilft häufig bereits das Riechenlassen an der Tinktur. Bei stärkeren Störungen gibt man 2 bis 3 Tropfen auf die Zunge. Das kann bei Bedarf in kurzen Abständen wiederholt werden.
(1) Gekürzter und überarbeiteter Auszug aus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Madaus, 1938
Bild: Wikipedia
|
|
- Cannabis
Cannabis (Cannabis sativa), 
Gewöhnlicher Hanf, selten auch Echter Hanf . Ist zu unterscheiden von der zweiten Art der Gattung, dem Indischen Hanf (Cannabis indica).
Verbreitungsgebiet:
Ursprünglich wahrscheinlich aus Zentralasien stammend, ist Hanf heute weltweit in den gemäßigten Zonen sowie den Subtropen weit verbreitet.
Namensursprung:
Die Bezeichnungen Cannabis oder Hanf (althochdeutsch: hanaf, angelsächsisch: haenep) sind warscheinlich von der gemeinsamen Wurzel canna abgeleitet (sanskrit: cana = Rohr). Der für das Hanfkraut gebräuchliche Name Haschisch bedeutet im Arabischen nichts anderes als Kraut, daher also Hanfkraut als Synonym für das Kraut schlechthin, das Kraut aller Kräuter, wie die Bibel das Buch aller Bücher ist.
Botanisches:
Der Hanf ist eine einjährige, krautige Pflanze (Therophyt) und erreicht eine Wuchshöhe von maximal einem bis drei Meter, abhängig von der Region und der Sorte. Er besitzt eine gut entwickelte Pfahlwurzel mit zahlreichen Seitenwurzeln. Die Hauptwurzel kann, abhängig von der Bodenbeschaffenheit, eine Länge von bis zu 2,0 bis 2,5 Meter erreichen, die Nebenwurzeln werden maximal 60 bis 80 Zentimeter lang. Dabei entwickelt sie sich vor allem in lockerem Mineralboden zu größerer Durchwurzelungstiefe und -dichte. Weitere Einflüsse auf die Wurzeltiefe stellen der Grundwasserspiegel, die Bewuchsdichte und andere Kultivierungsparameter sowie die Hanfrasse dar. Männliche Pflanzen bilden aufgrund der kürzeren Vegetationsphase eine weniger starke Bewurzelung aus als weibliche Pflanzen. Die Stängel stehen meist einzeln und aufrecht, im Bereich des Blütenstandes sind sie verzweigt. Die Seitentriebe sind dicht weiß behaart. Die Laubblätter sind wechselständig, der Blattstiel ist 2 bis 7 Zentimeter, manchmal aber auch über 15 Zentimeter lang. Die Blätter sind auf der Unterseite ist weißlich grün, auf der Oberseite dunkelgrün und behaart. Die einzelnen Blättchen sind lanzettlich bis linealisch und 7 bis 15 (selten 3 bis 15) Zentimeter lang und 0,5 bis 1,5 cm (selten 0,2 bis 2) Zentimeter breit und laufen spitz zu, der Rand ist fein gesägt. Die Nebenblätter sind linealisch. Blütezeit ist hauptsächlich von Juni bis September. Die männlichen Blütenstände sind rund 25 Zentimeter lang, die an einem 2 bis 4 Millimeter langen Blütenstiel hängenden, nickenden Blüten sind gelblich grün, die eiförmigen bis lanzettlichen Kelchblätter 2,5 bis 4 Millimeter lang, häutig und schwach behaart. Die weiblichen Blütenstände sind blattachselbürtig und stehen dicht beieinander zwischen den blattartigen, gelben Tragblättern und Vorblättern. Die Blüten sind ungestielt und von grüner Farbe, der Kelch ist schwach behaart und liegt eng um den runden Fruchtknoten. Die Reifezeit der Früchte fällt in den Juli. Die Frucht ist eine flach eiförmige Achäne (Sonderform der Nussfrucht) und erreicht Längen von 2 bis 5 Millimeter.
Geschichtliches und Allgemeines:
C. sativa und C. Indica dienen gleichermaßen zur Gewinnung von Rauschmitteln, jedoch weist Cannabis sativa bessere Voraussetzungen für den Anbau als Faserhanf auf als C. indica und wird wegen dieser vielseitig verwendbaren Fasern auch als Nutzhanf für die Textilindustrie landwirtschaftlich angebaut. Die wegen ihres narkotisch wirkenden Harzes in Ostindien kultivierte weibliche Pflanze unterscheidet sich bezüglich ihres Baues in keiner Weise von der Cannabis sativa. Das Harz wird nur unter starker Sonneneinwirkung ausgebildet und fehlt in kälteren Gegenden den Pflanzen fast völlig. Der als Genuß- und Berauschungsmittel seit ältesten Zeiten bekannte Indische Hanf (Haschisch) findet sich schon im Berliner Papyrus und im Papyrus Ebers unter den ägyptischen Heilmitteln. Die Assyrer sollen ihn unter dem Namen Qunubu oder Qunnabu im 7. oder 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gekannt und als Räucherwerk verwendet haben. Hiermit deckt sich auch der Bericht des Geschichtsschreibers Herodot (5. Jahrhundert v. Chr.), der erzählt, dass die Skythen am Kaspischen Meer und am Aralsee ein Kraut zur Gewinnung von Samen bauten, die bei ihrer Verbrennung einen berauschenden Dampf lieferten. Das Pharmakon Nepenthes des Homer wird von verschiedenen Schriftstellern auch mit dem Haschisch identifiziert. Galen erwähnt ihn ausdrücklich als Genussmittel. Bei den alten Sanskritschriftstellern werden Fröhlichkeitspillen, die aus Hanf und Zucker bestanden, angeführt. Die im 11. Jahrhundert wegen ihrer Grausamkeit gefürchtete Sekte der "Haschaschin" soll vor den Schlachten Haschisch benutzt haben. Durch den Haschischgenuß berauscht, kannten die Haschaschine keine Hemmungen mehr und wurden zu den gefährlichsten Gegnern, die weder Verwundung im Kampfe noch Folterung in der Gefangenschaft scheuten. In den späteren Jahrhunderten mehren sich die Nachrichten über die Verwendung des Indischen Hanfes als Genuß- und Heilmittel, der sich von Indien und Persien über Arabien immer weiter ausbreitete. Im 16. Jahrhundert berichtet Prosper Alpinus, dass „ nach dem Genusse der in Zubereitung genommenen billigen, gepulverten Blätter die Menschen trunken würden, von Sinnen kämen und lange in einer Ekstase mit den von ihnen ersehnten Visionen verharrten". Die Leidenschaft des Hanfgenusses in Ägypten wurde so groß, dass im Jahre 1800 die Behörden ein strenges Verbot des Gebrauches und der Herstellung des Haschischgetränkes und des Haschischrauchens erlassen mussten. Doch ist es trotz aller Gegenmaßregeln bis heute nicht gelungen, den Cannabismus zu unterdrücken. In manchen Ländern, wie z. B. im Kongogebiet, begegnet man einer Verknüpfung des Hanfrauchens mit national-religiösen Anschauungen und einer Art Sektenbildung auf dieser Grundlage. Häufige Folgen durch den Genuss des Haschisch sind Geistesstörungen. Hasisch wird meistens in Wasserpfeife geraucht. Man verwendet die blühenden Spitzen der unbefruchteten, weiblichen Pflanze und auch Charras, das Harz aus den blühenden Spitzen. Zu den Getränken wird hauptsächlich Bhang verwendet, d. h. Der Aufguss von grob gepulverten Blätter von weiblichen und harzreichen Pflanzen. In Europa ist der Indische Hanf wohl im 17. Jahrhundert bekannt geworden. Die mittelalterlichen Kräuterbücher erwähnen ihn nicht, sondern nur Cannabis sativa. Aufnahme in die europäische Arzneikunde fand er erst im 19. Jahrhundert. Unter dem Namen Marihuana oder Rosamaria ist in Mexiko nach Reko (Magische Gifte) eine Droge bekannt, die aus dem Harze einer mit Cannabis indica fast identischen Urticacee besteht und schon in geringen Mengen den charakteristischen Haschischrausch erzeugen kann. Obgleich das Kraut heute auf dem Index der in Mexiko verbotenen Pflanzen steht, lässt sich der Gebrauch derselben auch hier nicht einschränken. Die mittelalterlichen Kräuterbücher wissen nichts vom Indischen Hanf zu berichten, sondern schildern nur den Gemeinen Hanf. Seine heilenden Wirkungen werden erst im vorigen Jahrhundert bekannt. Verschiedene Autoren sprechen sich sehr lobend über die mit Cannabis indica erzielten Heilerfolge aus, u.a. bei Fazialneuralgie, bei Epilepsie, Chorea und Pertussis, bei traumatischem Tetanus, bei akuter Bronchitis und Asthma, bei rheumatischen Augenentzündungen, bei Metrorrhagien, wenn reichliche, aber dünnflüssige Blutentleerung erfolgt, ferner bei drohendem Abortus, als Analgeticum und Hypnotikum, als Diuretikum bei Anasarka und als Sedativum und leichtes Schlafmittel u.v.a.m.. Die Nebenwirkungen des Hanfgenusses sind individuell unerschiedlich. So bilden Herzkrankheiten eine Gegenindikation, weil bei ihnen die Beschwerden der Herzarhythmie gesteigert werden; auch gichtische Disposition soll einen Einfluß auf das Entstehen von Nebenwirkungen haben. Nach Cannabis-Medikation wurde das Auftreten von leicht juckenden Blasen beobachtet, starkes Durstgefühl, Ekel, Vomitus, Strangurie, gelegentlich Steigerung der Libido, Vermehrung der Pulszahl, Kollaps mit oder ohne Bewußtlosigkeit, Akkommodationsstörungen und schwere Störungen des Zentralnervensystems. Der Haschisch erzeugt einen Rauschzustand mit meist heiteren Halluzinationen, Delirien. Akute Manie, gesteigerter Geschlechtstrieb, ekstatische Zustände, Mydriasis, Ameisenkriechen, beschleunigter Puls, Konvulsionen und Trismus wurden beobachtet, nachher tiefe Depression und Schlaf. Bei chronischem Haschischgenuß (Cannabinomanie) kommt es zum Verlust der geistigen Regsamkeit, zur Abstumpfung und Indolenz. Die Gehirnwirkung, der Rausch nach "Kulturherba", ist beim Menschen der Qualität nach von genau derselben Art, wie sie in der Literatur nach dem Genuss von orientalischem Haschisch beschrieben wird. Körperliche Symptome traten durchaus zurück. Neurologische Störungen wurden überhaupt nicht beobachtet, insbesondere keine Veränderungen der Sensibilität. Dagegen traten Trockenheit im Hals, Hunger- und Durstgefühle, und nach Ablauf des Rausches starke Ermüdungserscheinungen sowie bei höheren Dosen Übelkeit und Erbrechen und kollapsartige Zustände auf. Eine der wesentlichsten Erscheinungen war die rasch einsetzende, zunächst nur sehr leichte Bewußtseinstrübung. Die Stimmungslage war im ganzen euphorisch, zeigte aber häufig eine gereizte oder mißtrauische Komponente. Dabei traten starke individuelle Verschiedenheiten auf. Die Wahrnehmung war unscharf, aber auch abgesehen davon, nicht selten verbunden mit einer Zeitsinnstörung, Hyperästhesie für Licht und Geräusche usw.. Bei höheren Dosen wurde eine formale Denkstörung beobachtet, deren Grundlage in erster Linie in der schweren Merkstörung zu sehen war. Trugwahrnehmungen traten auf in dem Gebiet des Gesichts- und Geschmacksinns und der Körperfühlsphäre. Sie erwuchsen auf dem Boden einer durch die Haschischwirkung bedingten vorübergehenden Veränderung der Gesamtpersönlichkeit. Das Erleben und Denken war konkret bildhaft, anschaulich/plastisch geworden. Das normale Denken war in weit höherem Grade als gewöhnlich durch euphorische Reproduktionen von Wahrnehmungen und Empfindungen bestimmt; aber auch Gefühlszustände waren gleichsam symbolisch konkret illustriert. Daneben bestand eine Spaltung sonst als Einheit empfundener psychischer Vorgänge; sie wurden in verschiedenen Sinnessphären gleichzeitig nebeneinander erlebt. Zu alledem kamen schließlich phantastische Erlebnisse, die geradezu die Einheit der Persönlichkeit zu gefährden schienen.
Phytotherapeutische Anwendung:
Cannabis ist mit der Verkündung der 25. Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften im Bundesgesetzblatt, Cannabis „zur Herstellung von Zubereitungen zu medizinischen Zwecken“ seit Mai 2011 in Deutschland verkehrsfähig und cannabishaltige Fertigarzneimittel (Phytopharmaka) sind verschreibungsfähig. Zuvor konnten cannabishaltige Arzneimittel generell nur in begründeten Ausnahmefällen und nach einer entsprechenden Erlaubnis durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) von betroffenen Patienten zur Anwendung im Rahmen einer medizinisch betreuten und begleiteten Selbsttherapie erworben werden. Auch in den Niederlanden sind Cannabisblüten (lat. „Cannabis flos“ ) als verschreibungspflichtiges Arzneimittel für die Human- und Tiermedizin erhältlich. Es sind drei Varietäten mit verschiedenen THC-Nenngehalten verfügbar (Bedrocan, Bedrobinol und Bediol).Pflanzlichen Cannabisprodukten wird ein positiver Effekt unter anderem bei Spastizität im Zusammenhang mit multipler Sklerose, bei spastischen Lähmungen, Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit Chemo- und Strahlentherapie bei Krebserkrankungen und HIV-Medikation, chronischen neuropathischen Schmerzen und u.a. dem Tourette-Syndrom ( Tics mit unwillkürlichen, raschen, meistens plötzlich einschießenden und mitunter sehr heftigen Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise einzeln oder serienartig auftreten können, häufig mit verbalen, ungewollten Äußerungen sowie Ausrufen oder eigenartigen Geräuschen vergesellschaftet.) zugesprochen. Da es bei Krebskranken als Nebenwirkung der Chemotherapie oft zu großer Übelkeit und Erbrechen kommt und auch schon alleine der Geruch von Essen unerträglich sein kann, kann Cannabis durch seine antiemetische (Brechreiz lindernde) Wirkung diese Übelkeit vermindern und durch seine appetitanregende Wirkung zu der erwünschten Gewichtszunahme führen. Den appetitanregenden Effekt von Cannabis macht man sich auch in der AIDS-Therapie zu Nutze. Neben der Therapie ist es nämlich oft mangelnde Nahrungsaufnahme, die den Körper zusätzlich schwächt. Die krampflösende Wirkung der Cannabis-Wirkstoffe begründet die Anwendung zur Unterdrückung von Spasmen, Lähmungen und Krämpfen, wie sie bei Multipler Sklerose auftreten. Es kann die Krankheit zwar nicht heilen, aber die Symptome der Krankheit unterdrücken und dem Patienten so sein Leben erleichtern.
Homöopathische Anwendung:
Die homöopathische Schule bedient sich sowohl des Cannabis indica, des Indischen Hanfes als auch der Cannabis sativa. Die Symptome, die eine Anwendung empfehlen, sind:
Cannabis indica:
Typ 1: Freundlich, sanft und nachgiebig. Ekstatisch, schwebend, nicht mit den Füßen am Boden, Gefühl, als sei der Kopf voller Luft.Unwillkürliches Kopfschütteln. Die Sinneswahrnehmungen sind verzerrt. Die Zeit vergeht nicht. Lacht unkontrolliert. Findet sich nicht zurecht in seiner Welt. Hellsichtigkeit. Gefühl beim Einschlafen den Körper zu verlassen. Angst davor. Typ 2: Schnell im Denken, intellígent, macht viele Dinge gleichzeitig – aber unfähig zu geistiger Arbeit. Geschwätzig mit sprunghaften Ideen. Angst, die Kontrolle zu verlieren. Muss alle Einzelheiten wissen und ist ständig besorgt. Kann sich nicht konzentrieren, seine Leistungen nehmen ab, ist uninteressiert. Starker Durst. Angst vor dem Tod. Spürt die Angst in Brust und Magen. Übererregt. Heißhunger. Verstärkte Sinneswahrnehmungen. Starkes sexuelles Verlangen, ist da nicht wählerisch, masturbiert viel. Nieren,- Blasenschwäche. Taube, schwache Extremitäten, Lähmungen, kann die Augen nicht fixieren. Alpträume im ersten Schlaf. Herzklopffen beim Aufwachen. Hält sich für Jesus. Ruhe und leichte Bewegung bessern.
Cannabis sativa:
Schmerz in der Urethra, erstreckt sich nach hinten, brennend, beißend beim Wasserlassen. Wichtiges Mittel bei Zystitis der Frauen. Urethra empfindlich gegen Druck, kann nur breitbeinig gehen. Hartnäckige Opstipation mit Konstriktion des Anus. Dyspmoe und Asthma, V. Bei Liegen, kann nur durchatmen, wenn er aufsteht. Konstriktion der Finger nach Verstauchungen. Verschluckt sich häufig. Akute GO. Empfindung, als fielen Wassertropfen auf einzelne Körperbereiche.
Text: Überarbeitung aus : Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Madaus, 1938 Bild: Wikipedia
|
|
- Capsicum
 |
Cápsicum ánnuum
Spanischer Pfeffer 
Spanischer Pfeffer oder Paprika, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Der Ursprung der Pflanzensorten liegt in Süd- und Mittelamerika, natürliche Vorkommen reichen jedoch bis in den Süden Nordamerikas. Die Art ist der am weitesten verbreitete Vertreter der Gattung Paprika (Capsicum). In Europa wurde Capsicum hauptsächlich in Ungarn, Spanien, Südfrankreich, Italien und der Türkei kultiviert.
Namensursprung:
Capsicum wird vom griechischen χπτω (kapto) = aufschnappen, beißen und capsicus = kapselförmig, mit Bezug auf die Form und den scharfen, beißenden Geschmack der Frucht, abgeleitet; annuum bezeichnet die Pflanze als einjährig. Das Wort Pfeffer stammt aus dem griechischen ππερι (péperi), römischen piper, welches aus dem Sanskrit pippali hervorgegangen ist.
Botanisches:
Der Spanische Pfeffer ist eine krautige Pflanze, die etwa 50 cm hoch wird. Der aufrechte Stengel ist etwas ästig und vier- bis fünfkantig. Die abstehenden Blätter sind elliptisch oder eiförmig, stumpflich zugespitzt und kahl, in den langen, schwachrinnigen Blattstiel herablaufend, dunkelgrün, unterseits heller. Die kantigen, gegen die Blüten zu verdickten Blütenstiele stehen einzeln, seltener zu zweien. Der kahle Kelch ist fünf- bis sechszähnig, die radförmige Blumenkrone von schmutzig-weißlicher Farbe mit fünf bis sechs eilänglichen spitzen Zipfeln. Die Frucht, eine Beere, wird bis zu 12 cm lang und 4 cm breit, hat länglich-kegelförmige Gestalt und sitzt auf dem vergrößerten Kelche. Zur Fruchtreife ist sie meist zinnoberrot glänzend, wohl auch grün, gelb oder gelb und rot gefleckt. Die Blütezeit liegt in Europa zwischen Juni und September.
Geschichtliches und Allgemeines:
Capsicum ist vermutlich erst nach Entdeckung der Neuen Welt in Europa zur Einführung gelangt. Die erste Erwähnung der Frucht als Gewürz finden wir in einem Briefe von Chanca aus Sevilla, welcher Columbus auf seiner zweiten Fahrt begleitete. Cortez rechnet 1526 Agies zu den wertvollsten Produkten Mexikos. L. Fuchs bringt die ersten guten Abbildungen des Capsicum, welches er Piperitis nennt nach Deutschland. Das Gewürz verbreitet sich rasch. Die Hauptverwendung findet der Spanische Pfeffer (aus den zerstoßenen Samen wird der Cayenne-Pfeffer hergestellt) in England, Ungarn, Serbien, Nordamerika, Ostindien als Gewürz zu Suppen, Saucen, Salaten usw.
Wirkung:
Das im Spanischen Pfeffer enthaltene Capsicin verursacht äußerlich Hautrötung, Brennen und Pusteln; innerlich ruft es allein oder auch in größeren Dosen der ganzen Capsicumdroge Gastroenteritis, Vomitus, Tenesmus, Schleimfluß aus der Urethra, Zittern, Schüttelfröste, Somnolenz und Vertigo hervor. Infolge seiner hautreizenden Eigenschaft wird Capsicum gern als Tinktur oder Pflaster, äußerlich als Einreibemittel bei Rheumatismus und auch als Ableitungsmittel bei Lungen- und Rippenfellentzündung gebraucht. Es ist Bestandteil der meisten neueren Ableitungsmittel auf die Haut. Einerseits wurde nach Verabreichung von Capsicumpulver Dysurie beobachtet, doch konnte andererseits auch starke Vermehrung der Harnsekretion festgestellt werden. Auf das vaskuläre System wirkt es ähnlich wie Ergotin, indem es die Gefäße durch Beeinflussung der glatten Muskelfasern in ihren Wänden kräftig zusammenzieht. Szent-Györgyi stellte fest, dass die in den Capsicumschoten enthaltene Ascorbinsäure identisch ist mit Vitamin C, so dass also die Paprikaschoten eine vitaminreiche Nahrung darstellen.. Capsicum wurde daher gegen große Schwäche der Verdauung, Torpidität und Verschleimung des Magens, bei Typhus mit sinkenden Kräften, beginnender Fäulnis und Meteorismus, bei Febris intermittens, Gliederlähmung, seröser Bräune und Star usw. regulierend eingesetzt. Er wurde verwendet als Digestivmittel und zur Erregung von Gefäß- und Nervensystem, äußerlich als Gurgel- und Kaumittel bei septischen Anginen, bei Perniones und Zahnschmerzen. Andere verwandten ihn als Stomachikum bei Dyspepsie der Alkoholiker mit Tremor und Insomnie, bei Dipsomanie und Delirium tremens und als Ersatz des Alkohols und des Opiums bei der Heilung solcher Suchten. Auch gegen funktionelle Impotenz, Spermatorrhöe, chronische parenchymatöse Nephritis mit Albuminurie, chronische Cystitis und Prostatorrhöe soll Capsicum nützlich sein. Generell gilt die Pflanze verdauungsfördernd und ist den inneren Organen weniger schädlich als gewöhnlicher Pfeffer. Das im Spanischen Pfeffer enthaltene Capsicin verursacht äußerlich Hautrötung, Brennen und Pusteln; innerlich ruft es allein oder auch in größeren Dosen der ganzen Capsicumdroge Gastroenteritis, Vomitus, Tenesmus, Schleimfluß aus der Urethra, Zittern, Schüttelfröste, Somnolenz und Vertigo hervor. Infolge seiner hautreizenden Eigenschaft wird Capsicum gern als Tinktur oder Pflaster, äußerlich als Einreibemittel bei Rheumatismus und auch als Ableitungsmittel bei Lungen- und Rippenfellentzündung gebraucht. Es ist Bestandteil der meisten neueren Ableitungsmittel auf die Haut. Einerseits wurde nach Verabreichung von Capsicumpulver Dysurie beobachtet, doch konnte andererseits auch starke Vermehrung der Harnsekretion festgestellt werden. Auf das vaskuläre System wirkt es ähnlich wie Ergotin, indem es die Gefäße durch Beeinflussung der glatten Muskelfasern in ihren Wänden kräftig zusammenzieht. Szent-Györgyi stellte fest, dass die in den Capsicumschoten enthaltene Ascorbinsäure identisch ist mit Vitamin C, so dass also die Paprikaschoten eine vitaminreiche Nahrung darstellen. Capsicum wird besonders dann gern gewählt, wenn die oben genannten Leiden in Verbindung mit starkem Brenngefühl auftreten.
Angewandter Pflanzenteil:
In der Medizin sind immer nur die Früchte verwendet worden. Da die Früchte beim Trocknen an Schärfe verlieren, empfiehlt es sich zur Herstellung der Zubereitungen die frischen, reifen Früchte zu verwenden.
Phytotherapie
Rezepte: Bei Rheumatismus äußerlich eine Tinctur: Capsici Liqu. Ammonii caustici aa 25 Spirit. saponati camphorati -oder- Capsici Ø 25 Colchici Ø 5 Ol. Rosmarini 1 Ol. Menth. pip. 0,15 Camph. 1,50 Sap. med. 1,25 Aetheris 2,50 Liq. Ammonii caust. 15 Kalii jod. Zum Einreiben. Bei Angina als Gurgelwasser = Fruct. Capsici ann. 10 (= Paprikaschoten) D.s.: 2,5 g zum Infus mit 1/2 l Wasser, mehrmals tägl. gurgeln.
Homöopathie
Capsicum entspricht meist schwachen Personen mit schlaffer Faser und wenig Lebenswärme. Sie sind träge, fett, unreinlich, indolent und fürchten jede Anstrengung. Die Kinder sind zudem launenhaft, eigensinnig, unbeholfen und jeglicher Anstrengung abgeneigt. Sie sind stets fröstelig. Der Patient ist vielleicht äußerlich heiter, im Inneren aber empfindlich und leicht beleidigt. Sie möchten allein sein und benötigen viel Schlaf. Sie sind unzufrieden mit ihrer Gegenwahrt und hängen einer verklärten Vergangenheit nach. So können sie unvermittelt reizbar und zornig sein. Insofern ist Capsicum auch ein Mittel für den „trockenen Alkoholiker“. Typische Symptome sind: Schlaflosigkeit (Durchschlafprobleme, können nach ca. 3 Std. Schlaf nicht mehr einschlafen.), rote Nase/rotes Gesicht mit Hautgefäßen (wie bei Alkoholikern), Schmerz, Trockenheit, Enge im Rachen, brennende Zungenspitze (Herz?), übler Mundgeruch. Der Magen ist schlaff und träge (erhebliche Gewichtszunahmen in kurzer Zeit). Blähungen, schleimiger, mitunter blutiger Stuhl mit Brennen im After. Blutende Hämorrhoiden mit Schmerz beim Stuhlgang. Viel Durst, aber Schaudern beim Trinken. Frostschauer im Rücken. Braucht Wärme dort selbst. Dyspnoe, Husten, Heiserkeit und Einschnürungsgefühl in der Brust. Alle Schmerzen brennen wie Pfeffer. Verlangen nach starken Reizmitteln, wie Kaffee, Bier, Alkohol (Schnaps) Pfeffer und Salz. Verschlimmerungen im Freien, Zugluft, Aufdecken, Kälte. Besserungen: Essen, Hitze
Text: Bearbeiteter und ergänzter Text aus Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Madaus, 1938
Bild: Wikipedia
|
|
|
|
- Carduus marianus
 |
Carduus marianus
Mariendistel, Mergen-, Frauen-, Milch- oder Silberdistel.
Vorkommen: 
Madeira, Kanarische Inseln. Eingebürgert in Mitteleuropa, Nord- und Südamerika, Südaustralien.
Namensursprung:
Carduus ist bei den alten Römern die allgemeine Bezeichnung für eine Distelart. Der Beiname marianus und der deutsche Name Mariendistel weisen auf eine alte Legende hin, nach der die weißen Streifen auf den Blättern von der Milch der Muttergottes herrühren sollen.
Botanisches:
Die wärmeliebende, einjährig überwinternde oder zweijährige, 1 1/2 m hohe Pflanze ist auf sonnigen, trockenen Steinhängen und auf Dungplätzen Südeuropas und Nordafrikas zu finden. In Steppengebieten kann sie bis zu 6 Fuß hohe "Distelwälder" bilden. Vorübergehend tritt sie auch in der Nähe von Bahnhöfen auf. Als Kulturbegleiter ist sie heute in die trockenen Gebiete Südamerikas und Südaustraliens eingedrungen. Der aufrechte, ästige, leicht wollig-spinnwebige, bräunlich glänzende Stengel ist im unteren Teile reich mit glänzendgrünen, entlang der Nerven weißlich gefleckten, länglich-elliptischen, buchtig gelappten Laubblättern besetzt, die kräftige gelbe Dornen tragen. Am Ende des Stengels bzw. Astes sitzt einzeln der aufrechte oder etwas nickende, große Blütenkopf mit purpurnen Blüten. Die braunfleckigen Früchte tragen glänzendweiße Pappushaare. Die stark gewellten Laubblätter bilden vorzügliche Regenrinnen zur Ableitung des Wassers in den Wurzelbereich. Die Pflanze blüht von Juli bis August.
Geschichtliches und Allgemeines:
Die Mariendistel war schon im Altertum bekannt. Dioskurides, empfiehlt ihre Wurzel mit Honigmeth getrunken als brechreizendes Medikament. In Mitteleuropa wird die Mariendistel erst von der hl. Hildegard als Carduus marianus unter den kultivierten Heilpflanzen genannt. Die Wurzeln und Blätter wurden u. a. gegen Fieber, Wassersucht und als Emmenagogum (Arznei, die den Eintritt der Monatsblutung anregt) gebraucht. Vorwiegend wurden jedoch die Wurzel verwendet Ihre Wirkungen waren diuretisch, emmenagog und nierensand- und -steintreibend und öffnend. Äußerlich angewandt wirkten sie auch gegen Zahnweh. Das Kraut (Äußerlich wurde es als Breiumschlag eingesetzt.) half gegen Seitenstechen, alle Gebrechen der Leber und gegen Weißfluß. Die Samen, auch Stechkörner genannt, wurden gegen Brustkrankheiten und "hitzige Fieber, wo man noch einigen gelinden Schweiß erhalten will" gebraucht. Der Marien- oder Frauendistelsamen ist das vielgerühmte Lebermittel Rademachers, der ihn bei chronischen Leber- und Milzleiden, akuter Hepatitis mit Seitenstechen, Husten, blutigem Auswurf, bei Ikterus, Gallensteinkolik und chronischer Menorhagie mit großem Erfolg anwandte. Andere wandten die Samen zur Anregung der Pfortaderzirkulation und der Gallensekretion an bei abdominellen Blutstockungen und deren Folgeerscheinungen: Ikterus, Hämorrhoiden, schwacher oder übermäßiger Menstruation usw. Bei Versuchen, die mit der Tinktur von Carduus marianus angestellt wurden, konnten erst Hemmung des Gallenabflusses durch Motilitätshemmung, dann starke Anregung festgestellt werden. Gute Erfolge sind weiter mit Carduus marianus bei Varizen und Ulcus cruris erzielt worden. Bei Varizen wurde ein Pflanzenauszug im Wechsel mit Calcium fluoratum. So wurde ein Spinnereiarbeiter, der 1 1/2 Jahre über Schmerzen durch Venenerweiterung klagte, in wenigen Tagen durch die Verabreichung von 5 Tropfen Carduus mar. Ø morgens und zweimal 1 Tablette Calcium fluoratum D 6 nachmittags schmerzfrei. In schweren Fällen, wurde allerdings angeregt, die Behandlung durch starkes Hautbürsten zu ergänzen. Grundsätzlich wird Carduus Marianus bei vielen Erkrankungen, die im Zusammenhang mit dem Leberstoffwechsel zu sehen sind, als wesentliche Medikation vorgeschlagen. So ist die Tinktur vorzügliches Herzmittel bei Lebererkrankungen. Und man sah es bei Indikationen, wie Hydrops (Wassersucht), auch Aszites(Bauchwassersucht), von der Leber ausgehend, Schwindel, Magenleiden, Bauchspeicheldrüsenerkrankung, Amenorrhöe, Husten mit Seitenstechen, Fieber, Vermes, Hautjucken usw. als das wesentlich Heilmittel. Das Mittel wird häufig als Urtinktur gegeben, doch sind auch homöopathische Verdünnungnen wirksam und manches mal besser eingesetzt.
Phytotherapeutische Anwendung:
I. Ein 16jähriges Mädchen litt während dreier Monate an heftigen Erbrechen mit gleichzeitigen Schmerzen im Abdomen. Das Erbrechen konnte durch Darreichung verschiedener Medizinen günstig beeinflusst werden, die Schmerzen dagegen nicht. Die Untersuchung ergab starke Vergrößerung der Leber und Milz. Die Verordnung von Carduus marianus 5 Tropfen der Urtinktur morgens und abends zu nehmen, brachte schnelle Heilung. II. E. R., Hausfrau, 43 Jahre alt hatte ein schmerzendes, juckendes, rezidivierendes Ulcus am rechten Unterschenkel von etwa 13 cm Durchmesser. Eine siebenwöchige Behandlung mit Carduus marianus Ø und Höhensonnehalf weitestgehend. Später wurde homöopathisch ergänzt (Acidum hydrofloricum, und Symphytum). Die Patientin ist seit Jahresfrist beschwerdefrei.
Als wirksame Substanz für die Bereitung der Arzneimittel kommen die reifen, im Herbst geernteten Samen in Betracht. Sie werden als Pulver (Frischpflanzenverreibung), als Tinktur (Urtinktur mit reifen Samen ; Arzneigehalt 1/3) und als homöopathische Mittel, in der Regel in tiefen Potenzen eingesetzt. Eine übliche Dosis ist z.B.: 1 Teelöffel des Pulvers vier- bis fünfmal täglich oder 15-30 Tropfen der Tinktur (Rademacher). Weitere Rezepte bei Leber-, Milz- und Gallenleiden: Rp.: Sem. Cardui mar. cont. 30 (= Mariendistelsamen) mit 1/2 l Wasser auf die Hälfte einkochen lassen. Davon stündlich 1 Eßlöffel zu nehmen. Rp.: Tinct. Sem. Cardui mariani Rademacheri 30 / D.s.: Zweimal täglich 15 Tropfen. Rp.: Sem. Cardui 30 (= Mariendistelsamen), Rad. Taraxaci (= Kraut m. Wurzel vom Löwenzahn) und Rad. Cichorii intybi (= Wegwartenwurzel) aa 40 / D.s.: 1 Eßlöffel auf 1 Tasse Wasser aufgießen, zweimal täglich 1/2 Stunde vor dem Essen 1 Tasse zu nehmen.
Die homöopathische Anwendung
Die Wirkung von Carduus marianus konzentriert sich auf die Leber, dass Pfortadersystem und hat spezifische Beziehungen zum Gefäßsystem. Seine heilende Wirkung bezieht sich auf folgende Symptome und komplexe Erkrankungen: Alkoholismus, Leberzirrhose und anderen Leberstörungen mit Pfortaderstauung, Varizen, Aszites, Gallensteinen. Asthma (früher insbesondere bei Minenarbeitern/Staublunge) und anderen Lungenerkrankungen zusammen mit Leberproblemen. Variköse Ulzera. Influenza (wenn die Leber beteiligt ist!). Der Patient leidet unter Appetitlosigkeit, bitterem Geschmack, gestörtem Zuckerstoffwechsel mit Tagesmüdigkeit, Hüftschmerz, Empfindlichkeit des linken Leberlappens, Erbrechen saurer, grüner Flüssigkeit. Er hat Ikterus. Er leidet unter Stichen in Leber und Milz, Verstopfungen wechseln mit Durchfall, häufig mit Blut im Stuhl oder blutenden Hämorrhoiden. Er hat Schmerz der unteren Rippen mit Verschlimmerung bei Husten, Atmung und Bewegung. Der Brustschmerz strahlt aus zu Schultern, Rücken, Abdomen, insbesondere vom rechten Schulterblattwinkel zur rechten Brust. Er hat ständigen Harndrang und Hüftschmerz, der zum Gesäß und in die Schenkeln ausstrahlt. Abneigung: Salz; Fleisch. Besserung: Bier; Druck; rechts liegen. Verschlimmerung: Bücken, Zusammenkrümmen (bei Gallenkolik).
Man verwendet häufig die Urtinktur oder tiefe Potenzen von D 1 bis D 4 (gern als Dillution) dreimal täglich 5 Tropfen.
Bearbeiteter und ergänzter Text aus Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Madaus, 1938 Bild: Wikipedia, Denis Barthel
|
|
- Caulophyllum
 |
Caulophyllum thalictroides
Blauer Hahnenfuß. 
Namensursprung:
Caulophyllum wird vom griechischen χανλς (kaulós) = Stengel und φλλον (phýllon) = Blatt abgeleitet, da der Stengel das einzige, große Blatt trägt. Das Wort thalictroides leitet sich von Thalictrum = Wiesenraute ab und bedeutet also wiesenrautenähnlich.
Botanisches:
Die Pflanze besitzt kahles Kraut und ein knolliges Rhizom. Der aufrechte Stengel ist stielrund und etwa 30 cm hoch. Das gestielte Wurzelblatt ist dreifach-dreischnittig. Das Stengelblatt dicht unter der Traube ist ungestielt, doppelt-dreischnittig und täuscht daher drei quirlständige Blätter vor. Die eiförmigen Abschnitte sind meist vollständig getrennt und durch drei bis fünf zugespitzte Einschnitte grob gelappt. Die Oberseite ist sattgrün, die Unterseite heller. Die aufrechte, etwas rispige Traube wird von zwölf bis fünfzehn Blüten gebildet. Ihre kleinen Deckblätter sind fast häutig. Die gelblich-grünen Blüten bestehen aus drei bis sechs kleinen Kelchblättern, sechs eilanzettlichen, drei- bis fünfnervigen Blumenblättern, die am Grunde ein Schüppchen tragen und deren Rand zurückgeschlagen ist und schmalen, nierenförmigen Drüsen. Der sehr kurze Griffel ist exzentrisch, die Narbe linear. Die eiförmige bauchig aufgetriebene Kapsel, die seitlich aufreißt, enthält ein bis zwei kugelige Samen. Die Pflanze liebt schattige Gebirgsgegenden. Blütezeit ist April bis Mai. Ihre Heimat ist Nordamerika.
Geschichtliches und Allgemeines:
Bei den Indianern Nordamerikas ist die Wurzel schon lange als Heilmittel, besonders gegen Frauenleiden, im Gebrauch, worauf auch der amerikanische Name squaw root hinweist. In der englischen und amerikanischen Medizin wird die Wurzel als Diuretikum, Emmenagogum (Arznei, die den Eintritt der Monatsblutung anregt) und Anthelmintikum (Medikament gegen Wurminfektionen) gebraucht; vorwiegend aber - da sie intermittierende Kontraktionen des graviden Uterus veranlassen und antispasmodisch wirken soll - als Uterusmittel bei mangelhafter Wehentätigkeit und spastischen Nachschmerzen. In der Schwangerschaft wird auf die Gefahr der Auslösung einer Fehlgeburt aufmerksam gemacht. Auch bei Dysmenorrhöe, spastischen Uterusschmerzen außerhalb der Menstruation und bei Schmerzen anderer Organe, die mit den Uterusaffektionen in Verbindung zu stehen scheinen, ist die Wurzel in Gebrauch. Außerdem soll sie mit einigem Nutzen bei akutem Rheumatismus der Finger und Hände gegeben werden. Die Wurzel enthält u. a. ätherisches Öl; das früher Caulophyllin genannte Methylcytisin und 2 Saponine.
Anwendung in der Praxis:
Caulophyllum thalictroides wird bei Unterleibsstörungen, insbesondere spastischer Art, und deren Reflexbeschwerden verordnet wird. Einzelindikationen sind: Menstruationsbeschwerden, insbesondere Dysmenorrhöe mit krampfartigen Schmerzen (häufig bei jungen Mädchen), falsche Wehen, Fluor albus und Prolapsus uteri. Besonders wird Caulophyllum auch zur Erleichterung der Geburt empfohlen. Man gibt hier Caulophyllum im Wechsel mit Pulsatilla mehrere Wochen vor der Entbindung. Auch zum Austreiben der Nachgeburt wird es verordnet, und zwar in Ø-D 2. Ebenso ist bei bei Beschwerden der Wechseljahre, bei pastösen Blutern, nervenschwachen Frauen sowie besonders bei Frühjahrsmüdigkeit und Geschlechtsschwäche einzusetzen. Bei Dysmenorrhöe hat sich eine Mischung von Caulophyllum thal. D 2 und Potentilla anserina D 1, drei- bis viermal täglich 5 Tropfen, gut bewährt. In sehr geringen Dosen wird es auch bei Neigung zu Abortus verordnet. Bei Abortuserscheinungen im zweiten und dritten Monat hat es sich, insbesondere bei Rückenschmerz über dem Nierenbecken, bewährt. Sehr häufig ist auch die innerliche und äußerliche (Das Kraut 1/2 Stunde lang auflegen) Anwendung bei Rheumatismus der kleinen Gelenke, insbesondere wenn die rheumatischen Affektionen durch Frauenleiden bedingt sind. Zu versuchen ist Caulophyllum außerdem noch bei Darmkolik, rheumatischen Kopfschmerzen, Lumbago, Kreuzschmerzen, Leib- und Brustschmerzen.
Phytotherapie:
In der medizinischen Literatur wird nur die Verwendung des Wurzelstockes und der Wurzel erwähnt, folglich kommt für die Herstellung der Arzneimittel nur der frische Wurzelstock mit den Wurzeln in Betracht. Die homöopathische Urtinktur und die entsprechende Verreibung der Pflanze haben den gleichen Ausgangsstoff. Die übliche Dosis ist : 0,3-2 g der Frischpflanzenverreibung dreimal täglich. Die Zubereitung ist auf 10% Pflanzensubstanz pro Tablette eingestellt, d.h. 1 Tablette enthält 0,025 g Rhiz. Caulophylli thalictr..
Homöopathie:
Caulophyllum ist zunächst ein Frauenmittel. Es ist häufig angezeigt, während der Geburt, wenn die Wehen ungenügend sind ( Tonusmangel des Uterus) und die Patientin erschöpft und ärgerlich ist. Schwerpunkt des Mittels sind generell Uterusbeschwerden, wie außerordentliche Starrheit des Muttermundes, starke, spastische Schmerzen, in alle Richtungen strahlend,bei drohender, wiederholter Fehlgeburt wegen Uterusschwäche, nadelartige Schmerzen in Zervix, zur Regulierung des Wochenflusses, bei reichlicher Menses und weiteren mehr. In solchen Zusammenhängen ist Caulophyllum auch bei Chorea (unwillkürliche, plötzliche, rasche, unregelmäßige Bewegungen der Extremitäten, des Gesichtes, des Halses und des Rumpfes, die sowohl in Ruhe als auch während willkürlicher Bewegungen auftreten) und anderen plötzlich auftretenden Krampfleiden (Epilepsie), sowie bei Hysterie in der Pubertät das geeignete Mittel. Zusätzliche Beschwerden können Mundfäule, Verfärbung der Haut bei Frauen mit Menstrual- und Uterusbeschwerden sein. Caulophyllum ist auch eines der Hauptmittel bei Arthritis mit schwerem, ziehendem, wanderndem Schmerz und Steifheit. Es ist eine Arthritis der Hände oder Füße, besonders der Handgelenke und der Finger, vornehmlich der letzten beiden Fingerglieder, der Zeige- und Mittelfinger und entsprechend an den Füßen, der Sprunggelenke und der Fußzehen. Auffallend sind schneidende Schmerzen beim Händeschließen und unregelmäßige Schmerzen, die alle paar Minuten den Ort wechseln. Differentialdiagnose: Act-s.: kleine Handknochen. Differentialdiagnose: Caust.: auch Fingerarthritis. Caul., wenn der Patient außerdem keine Beschwerden hat, sonst eher Caust. Entsprechend der hervorragenden körperlichen Symptome werden in der Regel tiefe Potenzen von der Tinktur bis etwa zur dritten Potenz als D oder C Potenz (D steht für Verdünnung im Verhältnis 1:10 und C für Verdünnung im Verhältnis 1:100) verwendet.
Bearbeiteter und ergänzter Text aus Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Maddaus, 1938
Bild: Wikipedia, H.Zell
|
|
- Chamomilla
Chamomilla vulgaris
Echte oder deutsche Kamille
Der offizielle Name ist Matricaria chamomilla. Häufig wird auch Matricaria recutita als korrekter Name angesehen) Die echte Kamille ist eine alte Heilpflanze, die vor allem bei Magen- und Darmbeschwerden und bei Entzündungen Verwendung findet.
Vorkommen:
Die ursprüngliche Heimat der Echten Kamille ist Süd- und Osteuropa, sowie Vorderasien. Heute ist sie in ganz Europa, Nordamerika und auch in Australien eingebürgert. Sie wächst auf Äckern und auf Ödland, bevorzugt auf frischen, nährstoffreichen, meist kalkarmen, eher humosen Lehm- und Tonböden. Sie ist ein Lehmzeiger. Sie kommt bis in die montane Höhenstufe vor, in Tirol steigt sie bis 1300 m.
Namensursprung:
Chamomilla ist umgebildet aus dem griechischen χαμαιμίλον (chamaimelon) von χαμα (chamai) = niedrig und μίλον (mélon) = Apfel oder Quitte, also ein niedriger, auf dem Boden wachsender Apfel, nach dem apfelartigen Geruch der runden Blütenköpfchen. Historisch wurde Matricaria chamomilla als korrekter Name angesehen und ab etwa 1975 sahen die meisten Autoren die Bezeichnung Matricaria recutita für korrekt an. Beide Namen sind legitim und haben gleiche Priorität.
Botanisches:
Das einjährige Kraut mit dünner Wurzel hat einen ästigen, aufrechten oder ausgebreiteten, kahlen Stengel von 20-50 cm Höhe. Die wechselständigen Blätter sind ungezähnt und doppelt-fiederteilig, mit schmal-linealischen, flachen, entfernten Zipfeln. Die ziemlich langgestielten Blütenköpfe sind endständig. Die gelben Scheibenblüten haben einen fünfzähnigen Saum. Die weißen Zungen der Randblüten sind länger als die Hüllblätter. Der kegelförmige, 5 mm hohe und 1 1/2 mm dicke Blütenboden ist hohl. Während die 12-18 Randblüten nur weiblich sind, sind die Scheibenblüten zwittrig. Die Blütezeit ist Mai bis August.
Geschichtliches und Allgemeines:
"Es ist bei allen Menschen kein breuchlicher Kraut in der artzney als eben Chamillenblumen / denn sie werden beinahe zu allen bresten gebraucht." Die Kamille ist seit alters her ein beliebtes Heilmittel, besonders der aus den getrockneten Blütenköpfen bereitete Tee. Schon Galen und besonders Asclepios besprechen den Kamillentee sehr ausführlich. Nach Dioskurides sind Kamillenbäder und -umschläge ein Mittel gegen Kopfweh, Leber-, Nieren- und Blasenleiden; ferner erwähnt er die Pflanze auch als Emmenagogum (Arznei, die den Eintritt der Monatsblutung anregt). Paracelsus verwendete sie gegen Grimmen, Gelbsucht, Fieber, Kopfschmerz, bei Krebs und Geschwüren (zum Reinigen der Wunde und auch innerlich). Den nordischen Völkern war die auf Grund der gelben Blütenscheibe mit der Sonne verglichene und daher dem Sonnengott Baldur zugehörige Kamille heilig, deshalb verknüpften sich im Mittelalter viele abergläubische Vorstellungen mit ihr. Man glaubte, dass sie am wirksamsten sei, wenn sie am Johannistage gepflückt würde. Ihre Heilkraft sollte so groß sein, dass es genügte, sie neben eine andere kranke Pflanze zu setzen, um dieser neue Lebenskraft zu verleihen. Die Verwendung der Kamille als Heilpflanze war im Mittelalter allgemein dieselbe wie im Altertum und hat sich bis heute kaum verändert. Die Duftwirkung der Kamille ist so groß, dass durch mehrmaliges Abwaschen oder Eintauchen von Fleisch u. a. in Kamillentee selbst ziemlich starker Fäulnisgeruch verschwinden. Sehr beliebt sind die Kamillen als Haarpflegemittel zur Erhaltung der Blondheit der Haare. Von den zahlreichen Indikationen für die Kamille, seien weiter aufgeführt: Menstruationsstockungen, Harnstein, Blähungen, Magenerkältung, Schmerzen in Magen, Därmen, Niere, Blase und Uterus, innere Geschwülste, Leber- und Milzverstopfung, Gelbsucht, Asthma, Lungenabszeß, Epilepsie, Darmkolik, Kröpfe. Kamillenöl wird äußerlich wird sie vorwiegend bei Geschwüren und Geschwülsten, alten Wunden, Hämorrhoiden und entzündeten Augen usw. angewendet. Es ist ein erweichendes und linderndes Mittel. Die Kamille ein souveränes Mittel in allen Kolikschmerzen, und wirklich tun sie in hämorrhoidalischen, rheumatischen, hypochondrischen, hysterischen und Blähungskoliken oft große Dienste, besonders werden sie aber gegenwärtig in allen krampfhaften Übeln, welche in Bezug auf Menstruation, Niederkunft und Wochenbetten stehen, verordnet. Sie wirkt magenstärkend und blähungtreibend und sie ist insbesondere für chronischen Hautkrankheiten und bösartigen Ulzerationen, lokal als fäulniswidriges Mittel bei Erysipel und Abszessen wirksam. Von den Ärzten der neueren Zeit wird die Kamille als "ausgesprochenes Frauenmittel" betrachtet, das bei Koliken und Krampfschmerzen des Uterus und der umgebenden Organe angewandt wird und auch während Gravidität, Geburt und Wochenbett, beim Stillen und bei den Säuglingen selbst krampfstillend wirkt. Bei Krämpfen ist besonders eine Mischung von Kamille und Potentilla anserina zu empfehlen, und zwar soll die letztere in Milch gekocht und dann dem Kamillentee zugesetzt werden. Bei Fluor albus erzielte man ebenfalls gute Erfolge mit einer Mischung von Chamomilla und Salvia. Heiße Kamillenbäder bewährten gegen septische Infektionen und Karbunkel. Die heutige Naturheilkunde schätzt sie nicht weniger und gebraucht sie bei leichteren Magendarmkatarrhen mit Kolikschmerzen, bei Leibschmerzen kurz vor Eintritt der Menses; lokal zum Aufstreuen auf juckende und nässende Ekzeme, Impetigo capitis, zur Wund- und Fistelbehandlung. Zwei Krankheitsfälle, in denen er mit der Kamille sehr gute Erfolge hatte, sind exemplarisch aufgeführt. Bei dem ersten handelte es sich um eine Kranke, die vor der Menstruation heftige Migräne hatte, und zwar einen starken Schmerz über den Augenhöhlen und das Gefühl eines Nagels am Hinterkopf. Nachdem sie einen starken Kamillenaufguß getrunken hatte, ließen die Schmerzen jedes mal in weniger als einer Stunde nach. Der zweite Fall betraf einen jungen Studenten, der durch Überanstrengung Schmerzen im Bereiche des Nervus ophthalmicus, begleitet von Lichtscheu und Krämpfen, hatte. Auch hier erreichte er durch das Pulver der Kamillenblätter eine bedeutende Besserung. Die Kamille entfaltet durch ihr ätherisches Öl eine starke entzündungshemmende Wirkung, die auf einer Verengerung der durch den Entzündungsprozeß erweiterten Kapillaren beruht. Ein in Chamomilla enthaltenes Glykosid (3%) wirkt auf die vegetativen Nervenenden ein und lähmt die glatte Muskulatur, also auch die von Uterus und Darm, wodurch die die Fortbewegung der Darmgase hemmenden Spasmen gelockert werden. Hieraus erklärt sich die krampflösende und blähungstreibende Wirkung der Kamille. Bei intravenöser Injektion wird der Blutdruck gesenkt. Man beobachtete eine Verdoppelung der Gallensekretion durch Kamille. Außer den schon erwähnten Bestandteilen enthält die Kamillenblüte Salicylsäure, Apigenin, Umbelliferon und Harz mit Phytosterin, verschiedene Fettsäuren; das ätherische Öl enthält außer dem blauen Kohlenwasserstoff Azulen u. a. Sesquiterpen. Versuche brachten als Ergebnis, dass das Blauöl nicht fertig in der Pflanze vorliegt, sondern erst zu seiner Bildung des Wasserdampfes bedarf.
Angewandter Pflanzenteil:
Dioskurides empfiehlt Wurzel, Blüten und Kraut. Bock gebraucht das Kraut mit den Blüten. Nach Geiger wurden hauptsächlich die Blüten, weniger das Kraut, benützt v. Haller und Zörnig erwähnen nur die Blüten. Das HAB. lässt die frische, blühende Pflanze mit Wurzel verwenden (§ 3). Zur Bereitung der Präparate empfehlen sich in erster Linie die frischen Blüten (Sammelzeit Mai bis August), doch kann auch die ganze blühende Pflanze verwendet werden.
Phytotherapeutische Anwendungen:
Chamomilla ist ein ausgezeichnetes Frauen- und Kindermittel, welches als mildes Nervinum und Sedativum bei spasmophilen Zuständen aller Art und bei mit starken Schmerzen verbundenen Affektionen sehr häufig gegeben wird. Es wird demnach gern gebraucht bei Reizbarkeit, Überempfindlichkeit (Neuralgien, z. B. Trigeminusneuralgien, Rheuma, Lumbago, Zahnschmerzen), Unruhe, Dentitionsbeschwerden, Eklampsie, Dysmenorrhöe, Schwangerschaftsbeschwerden, Metrorrhagie und Koliken. Nach einer Mitteilung von Unger wurde eine heftige, linksseitige Trigeminusneuralgie mit Ozaena und sehr starken nächtlichen Schmerzen auf Chamomilla mehrere Nächte lang deutlich schmerzfrei, bei erfolgloser anderer Therapie. Sehr bewährt hat es sich bei Erkrankungen des Magen-Darmtrakts insbesondere der Kinder wie Diarrhöen, Magenkrämpfen, Colonspasmen mit Verstopfung, Blähungen, Hyperazidität, Enteritis und Gastritis. Es zeigte eine großartige Wirkung bei Kindern bis zu einem Jahr, oft gelang es, spasmophile Zustände im Verein mit Bromum Oligoplex ganz schnell und mit guter Sicherheit zu beseitigen. Man empfiehlt es als Magen-Darmmittel vorzüglich mit "hohen Einläufen" bei üblem Mundgeruch, der nicht aus dem Magen kommt, sondern durch Fäulnisgase erzeugt wird. Doch auch bei Nieren-, Leber- und Gallenleiden mit starken Schmerzen wird häufig zu der Kamille gegriffen. Bei Koliken werden Kompressen von Kamillen und Weizenkleie halb und halb gemischt verwendet. Schließlich wird Chamomilla noch gelegentlich als Fiebermittel, z. B. bei Kindbettfieber, bei Ohrenleiden, insbesondere Otitis media, Tussis, Pertussis und gegen die Folgen von übermäßigem Kaffeegenuß genannt. Auch das äußerliche Anwendungsgebiet ist sehr groß. So verwendet man Kamillen oft zu Spülungen bei Schleimhautentzündungen (Scheiden- und Rektumerkrankungen, Pharyngitis) und des Kiefers. Bei Hämorrhoidalbeschwerden soll man sich in einen Kamillenaufguß setzen und bei Konjunktivitis ist ein Augenwasser angezeigt. Weiter werden Kamillen äußerlich bei Geschwülsten, Ulzera, Eiterungen, eiternden und schmerzhaften Wunden und feuchten, schwer heilenden Ekzemen gebraucht. Schließlich werden bei Schweißfüßen noch Umschläge und Fußbäder von Kamille gelobt. Die Zahnschmerzen kleiner Kinder verschwinden oft prompt durch Gurgeln mit Kamillentee. Bei Schnupfen und Stirnhöhlenentzündung werden Kamillendämpfe sehr gelobt. Rezepte: Als Nerventonikum, besonders bei Krämpfen und Koliken: Rp.: Flor. Chamomillae 100 (= Kamillenblüten) D.s.: 10 Teelöffel der Blüten mit 2 Glas Wasser kalt ansetzen, 8 Stunden ziehen lassen, tagsüber trinken. Rp.: Flor. Arnicae (= Arnikablüten) Rad. Valerianae (= Baldrianwurzel) Fruct. Foeniculi (= Fenchelsamen) Flor. Chamomillae (= Kamillenblüten) Fol. Menthae pip. aa 20 (= Pfefferminzblätter) M.f. species. D.s.: 1 Eßlöffel auf 1 Tasse aufgießen. Bei Bedarf oder abends 1 Tasse warm trinken. Als Mittel gegen Blähungen (und zum Einreiben des Unterleibes): Rp.: Olei Chamomillae infusi 20 Olei Carvi Olei Cumini Olei Foeniculi aa gtts. X Olei Menthae pip. 1,2 M.d.s.: Innerlich 15-30 Tropfen. Rp.: Flor. Chamomillae (= Kamillenblüten) Fruct. Foeniculi aa 10 (= Fenchelsamen) Rad. Althaeae (= Eibischwurzel) Rhizom. Gramin. (= Queckenwurzel) Rad. Liquiritiae aa 20 (= Süßholzwurzel) M.f. species. D.s.: 6 Teelöffel auf 2 Glas Wasser Bei Darmkoliken : Rp.: Olei Chamomillae citrati 2,5 Aetheris 5 Chamomillae Ø ad 25 M.d.s.: Dreistündlich 20 Tropfen. Bei entzündlichen Erkrankungen der Mundhöhle, Zahnschmerzen der Kinder: Rp.: Fol. Salviae (= Salbeiblätter) Flor. Chamomillae aa 50 (= Kamillenblüten) C.m.f. species. D.s.: 1 Eßlöffel zum kalten Aufguß mit 2 Tassen Wasser. Unverdünnt zum Gurgeln anwenden. Zu nervenstärkenden Bädern: Rp.: Flor. Chamomillae (= Kamillenblüten) Flor. Lavandulae (= Lavendelblüten) Fol. Rosmarini (= Rosmarinblätter) Hb. Thymi serp. (= Kraut vom Wilden Thymian) Hb. Thymi vulg. (= Kraut vom Gartenthymian) Hb. Majoranae aa 30 (= Majorankraut) M.f. species. D.s.: Zur Abkochung mit einigen Litern Wasser und anschließend einem Bade zusetzen. Bei Entzündungen und Schweißfüßen äußerlich zu Umschlägen: Rp.: Flor. Chamomillae 50 (= Kamillenblüten) D.s.: Zum kalten Aufguß 24 Stunden mazerieren lassen. Bei Gastritis und Enteritis: Rp.: Flor. Chamomillae (= Kamillenblüten) Hb. Millefolii (= Schafgarbenkraut) Fol. Mentha piperitae (= Pfefferminzblätter) Hb. Absinthii (= Wermutkraut) Bacc. Juniperi (= Wacholderbeeren) Fol. Salviae aa 10 (= Salbeiblätter) C.m.f. species. D.s.: 4 Teelöffel auf 2 Glas Wasser. Bei Dysmenorrhöe: Rp.: Rad. Valerianae (= Baldrianwurzel) Fol. Menthae pip. aa 30 (= Pfefferminzblätter) Flor. Chamomillae 40 (= Kamillenblüten) M.f. species. D.s.: 1 Eßlöffel auf 1 Tasse Wasser aufgießen. Mehrmals täglich 1 Tasse warm trinken.
Homöopathie
Chamomilla oder die Echte Kamille Die bedeutensten Leitsymptome für dieses Mittel gehören in den geistigen und emotionalen Bereich. Es ist besonders bei solchen Kinderkrankheiten zu verwenden, die durch Symptome von Übellaunigkeit bis Koliken geprägt sind. "Zu widerwärtig und zu garstig, als dass man mit so einem Menschen leben könnte" (Ghegas). Folge von Kaffee- und Narkotikaabusus (auch Marihuana). Große Reizbarkeit; Jammern; quengelige Ruhelosigkeit; launisch, ungeduldig, trotzig, schnippisch. Wut und Zorn und deren Folgen; Sich-Beklagen. Kinder möchten getragen werden, oder: mag nicht berührt, angefasst oder angesprochen werden. Kinder mit Zahnungsbeschwerden, Bauchkoliken, Mittelohrentzündungen. Große Licht-, Geräusch-, Lärm- und Schmerzempfindlichkeit. Schnell verzweifelt durch Schmerz. Schmerz mit Taubheit der befallenen Körperteile. Heiße Nachtschweiße. Zahnschmerz mit Verschlimmerung durch warme Getränke; Kaffee; Luftzug; Wärme oder während Menses oder Schwangerschaft. Im Gesicht eine Wange gerötet und heiß, die andere blaß und kühl. Ohrenschmerz mit Wundheit, Schwellung, Hitze, stechend, Verstopfungsgefühl. Rauheit des Kehlkopfes. Trockener, kitzelnder Reizhusten; erstickende Enge mit rasselndem Schleim. Drückender Magenschmerz, wie von einem Stein. Gallenkolik. Duodenitis. Diarrhoe wie gehackte Eier mit Spinat: grün, wässerig, wundmachend, heiß, stinkend wie faule Eier bei Zahnung, Verschlimmerung durch Kälte, Zorn, Tabakabusus, Wehen, imKindbett, bei jeder Abwärtsbewegung. Schmerzen zur Verzweiflung treibend. Krämpfe bei Kindern vom Stillen nach Wutausbruch der Mutter. Brustwarzen berührungsempfindlich. Gelber, scharfer Weißfluß. Metrorrhagie mit wehenartigem Schmerz. Im Klimakterium: Blutung durch Ärger. Rückenschmerzen: Lumbago, Halswirbelsäule-Syndrom. Sprunggelenke geben nachmittags nach. Lähmungsartige Kraftlosigkeit in den Füßen. Rheumatische Schmerzen, treiben nachts aus dem Bett, zwingen zum Umhergehen. Viel Lebenswärme daher Verschlimmerung durch Wärme und Hitze; streckt die Füße unter der Bettdecke hervor. Fieber 9 Uhr, Verlangen nach kaltem Wasser und sauren Getränken. Abneigung gegen Kaffee; warme Getränke; verabscheut Wind. Verschlimmerungen bei/durch/um Zorn, Zahnung, Kaffee, 9 oder 21 Uhr, Hitze, im Freien, Wind, Luftzug, Aufstoßen. Besserung durch/bei getragen werden, Schweiß, mildes Wetter. Je nach Erkrankung (akut oder chronisch, Symptom oder komplexes Geschehen) verwendet man Mittel von der Urtinktur (äußerlich) über Tiefpotenzen D bzw. D 3 bis 12 (akut) bis zu höheren Potenzen ab D bzw. C 30.
Bearbeiteter und ergänzter Text aus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Maddaus, 1938
Bild: Wikipedia
|
|
|
|